Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
praktisch nur einen Blumenstrauß auf den Tisch zu stellen brauchte, um nachmittags Mr. und Mrs. Long begrüßen zu können.
Zum Glück war der Tag sonnig und klar. Als der Wagen vor unserem Haus hielt, stiegen die beiden jungen Leute aus, ließen das schlafende Baby auf dem Rücksitz und bewunderten eine Minute lang die Aussicht ins sonnenbeschienene Tal hinab. Dann drehten sie sich um und kamen auf mich zu. Hätte ich nicht gewußt, daß sie schon ein Kind hatten, hätte ich sie für Hochzeitsreisende gehalten.
Arnold Long war ein sehr gutaussehender junger Mann: braungebrannt, schwarzhaarig, sehr männlich — der reinste Filmheld. Seine Frau Joan, eine zarte, hübsche Blondine, bildete einen reizvollen Kontrast. Ich war so bezaubert von den beiden, daß ich gegen die Regeln verstieß, die Larry und ich uns auferlegt hatten: Ich lud die Longs zum Tee ein, bevor sie ihr Ferienhaus bezogen und mit dem Auspacken begannen. Sie hatten es für zwei Wochen gemietet und brachten erheblich mehr Gepäck als die Wards mit.
Das junge Paar nahm meine Einladung dankend an und holte die kleine Sally herein, die auf dem Sofa weiterschlief. Sie war ein hübsches Kind — rundlich, friedlich und zutraulich. Aber was hätte sie bei diesen Eltern anderes sein sollen? Ich sah den beiden an, daß sie einander und ihr Kind liebten, und spürte, wie glücklich und harmonisch die Atmosphäre war. Ich hatte wieder einmal Glück mit meinen Gästen! Sehr zufrieden war ich auch, als Joan Long zögernd sagte: »Ihre Freundin hat in ihrer Anzeige erwähnt, daß man hier auch reiten kann, aber wenn’s Ihnen recht ist, möchten wir lieber darauf verzichten, Mrs. Russell.«
Ich versicherte ihr, das sei mir durchaus recht — und den Pferden natürlich auch, weil sie in letzter Zeit ziemlich beansprucht worden seien. »Wir haben festgestellt, daß es ziemlich anstrengend sein kann, Pferdenarren als Mieter zu haben«, erklärte ich den beiden. »Das Ehepaar, das bei mir gewohnt hat, ist sehr nett gewesen und hat wirklich etwas von Pferden verstanden, aber Mrs. Lee hat das Pech gehabt, eine Familie mit vier Kindern zu erwischen, die alle reiten wollten, obwohl sie keine Ahnung davon hatten. Auf diese Weise mußte ständig jemand aufpassen, damit die Pferde nicht überanstrengt wurden.« Ich erwähnte noch einige amüsante Episoden, um zu illustrieren, wie gleichmütig die Castors die Streiche ihrer aufgeweckten Sprößlinge hingenommen hatten.
Die Longs lachten über meine Erzählung, aber ich spürte, daß es ihnen darauf ankam, ihr Ferienhaus zu besichtigen und sich einzurichten. Sobald sie ihren Tee getrunken hatten, schlug ich deshalb vor, sie sollten mich vorausfahren lassen, damit ich ihnen den Weg zeigen konnte. Als wir gemeinsam durch das Haus gingen, sahen sie sich aufmerksam um und lobten alles: Sie fanden es schön, daß die Sonne morgens ins Schlafzimmer und nachmittags ins Wohnzimmer schien, hielten die Küche für wunderbar zweckmäßig eingerichtet und waren davon überzeugt, daß Sally gern auf dem Rasen spielen würde, den ich eigens für diesen Zweck gemäht hatte. Auch die beiden Wards waren sehr nett gewesen, aber ich war davon überzeugt, daß sie kaum auf das Haus geachtet hatten, mit dem ich mir soviel Mühe gegeben hatte. Sie hatten sich nur für die Farm und die Pferde interessiert, so daß dieses junge Paar eine angenehme Abwechslung darstellte. Als ich ihnen alles gezeigt hatte und wieder wegfuhr, sah ich das Ehepaar Long nebeneinander in der Haustür stehen.
»Wie ein Paar auf Hochzeitsreise«, berichtete ich Larry abends am Telefon. »Dabei sind sie in Wirklichkeit schon drei Jahre verheiratet. Ihre niedliche kleine Tochter ist achtzehn Monate alt.«
»Hoffentlich hört Mrs. Burns wieder einmal heimlich zu«, meinte Larry. »Dann weiß sie wenigstens, daß wir tatsächlich nur ehrbare Leute beherbergen.«
Ein Klicken in der Leitung zeigte uns, daß jemand — selbstverständlich Mrs. Bums! — stillschweigend den Hörer aufgelegt hatte. »Meine Familie ist inzwischen auch da«, erzählte Larry mir lachend. »Höchst ehrbare Leute, aber der Familienvater ist richtig widerlich. Er behandelt mich sehr höflich, aber gleichzeitig von oben herab — wie eine ehrsame, aber verarmte Vermieterin. An dem Haus hat er im Grunde genommen nichts auszusetzen gehabt; er hat nur durchblicken lassen, er sei natürlich Besseres gewöhnt, aber er werde sich vierzehn Tage lang damit abfinden. Die große Frage ist nur, ob ich’s
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