Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
jeher mit Larrys Tochter, der hübschen zwölfjährigen Christina, befreundet gewesen und betrachtete sich als ihren Beschützer. Nun fühlte er sich zu Eunice hingezogen, deren blonde Schönheit in reizvollem Gegensatz zu Christinas schwarzem Haar und dunklen Augen stand. Er konzentrierte sich ganz auf Eunice, und Christina kochte zwei Tage lang, weil sie auf die Gesellschaft der jüngeren Kinder angewiesen war.
Larry und ich sahen nicht, wie es zu dem Streit kam; wir hörten nur das Geschrei, stürzten ans Fenster und sahen, daß Eunice und Christina sich buchstäblich in den Haaren lagen. Der arme Christopher bemühte sich vergebens, die beiden Furien zu trennen. Das gelang erst Larry und mir; wir liefen hinaus, brachten die beiden auseinander und redeten auf sie ein, bis sie sich einigermaßen beruhigt hatten.
Dann erst konnten wir den angerichteten Schaden begutachten. Christina hatte eine Haarsträhne eingebüßt, die sich in Eunices zarter Hand wiederfand. Eunice hatte ein leicht geschwollenes blaues Auge, aber ihr Haar war intakt. Nachdem wir die beiden getrennt hatten, brachten wir sie nach Hause und unterhielten uns dann ungläubig über diese gewalttätige Auseinandersetzung. Larry war dankbar, daß die beiden Mädchen sich nicht die Gesichter zerkratzt hatten. »Aber wie schrecklich von Christina!« meinte sie betroffen. »Ich bin überzeugt, daß sie damit angefangen hat — dabei ist sie doch die Gastgeberin, wenn man so will, oder jedenfalls viel stärker.«
»Oh, ich weiß nicht recht. Die zarte Eunice ist nicht gerade harmlos. Zum Glück hat Christina so dichtes Haar, daß keine kahle Stelle zu sehen sein wird.«
Wir mußten beide lachen.
»Diese kleinen Furien!« sagte Larry. »Hast du schon rausgekriegt, wie alles angefangen hat?«
»Ich habe mehrere Versionen gehört, aber soviel Christopher mir erzählt hat, ist das Ganze größtenteils seine Schuld gewesen — allerdings ganz unabsichtlich...«
»Ich möchte wetten, daß er sich zu sehr um Eunice bemüht hat und daß Christina einer typisch weiblichen Schwäche erlegen ist: ihrer Eifersucht. Doch, doch, wir alle sind gelegentlich eifersüchtig, obwohl wir uns besser beherrschen als diese kleinen Gören.«
»Bestimmt hat er sie nicht absichtlich herausgefordert«, beteuerte ich. »Er hat Christina im Grunde sehr gern. Die beiden sind eigentlich wie Geschwister. Ich frage mich oft, was aus ihnen werden soll, wenn sie ins Internat müssen.«
»Dann suchen wir eben eines, das Jungen und Mädchen aufnimmt«, entschied Larry, die zukünftigen Problemen auf diese Weise leichthin aus dem Weg ging.
»Soviel ich aus den Kleineren heraus bekommen habe, scheint Christina abwechselnd enttäuscht und empört gewesen zu sein, als Christopher sich so intensiv um die blonde Schönheit bemühte. Er hat sie sogar zum Reiten eingeladen. Eunice ist wirklich eine Femme fatale im Embryostadium, Larry. Und Christopher hat den Fehler gemacht, sie nach Hause zu begleiten, während Christina die Pferde absatteln mußte. Als er zurückkam, kochte sie vor Wut, wie er mir ahnungslos erzählt hat. Der arme Junge ist sich anscheinend noch immer nicht darüber im klaren, daß er den Streit von vorhin verursacht hat. Eunice kam jedenfalls zurück, weil sie ihren Pullover vergessen hatte, und Christopher brachte ihn ihr sofort, anstatt Christina zu helfen. Was hat ihre Mutter übrigens zu ihrem blauen Auge gesagt?«
»Oh, sie reagierte sehr vernünftig. Sie schickte Eunice ins Bad, wo sie sich einen nassen Waschlappen aufs Auge halten sollte, und erklärte mir, an dem Streit sei bestimmt ihre Tochter schuld, die jedem Jungen schöne Augen mache. Dann hat sie gelacht und geseufzt und gesagt, sie wolle sich lieber nicht vorstellen, wie Eunice mit sechzehn sein werde.«
»Ich glaube, daß die Kleine sich zu einem ganz normalen Mädchen entwickeln wird, sobald sie diese Phase, in der sie sich so stark für Jungen interessiert, hinter sich hat«, meinte ich. »Aber ich muß sagen, daß sie bei Eunice verhältnismäßig früh eingetreten ist.«
Da Christopher und Christina am nächsten Morgen in aller Frühe zu Tante Kate zurückfuhren, trafen die beiden Mädchen glücklicherweise nicht wieder zusammen. Unsere Ehemänner vertraten natürlich die Auffassung, Larry und ich seien auf obskure Weise an diesem Vorfall schuld. »Wie ich schon immer gesagt habe...«, begann Paul, und Larry ergänzte: »... schlagen Kinder ihren Müttern, nicht ihren Vätern nach.«
Daraufhin gab
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