Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
bestätigte Mrs. Woodford, »und ich glaube, daß das >eines Tages< in nicht allzu weiter Ferne liegt. Mich würd’s nicht wundern, wenn Annette an ihrem achtzehnten Geburtstag hinginge und Frank heiratete, ohne ihre Eltern zu fragen. Außerdem weiß ich wirklich nicht, was die Norths gegen ihn haben sollten — abgesehen von der Tatsache, daß er noch sehr jung ist. Frank ist gesund und intelligent, dürfte später ein guter Arzt werden und braucht sich keine finanziellen Sorgen zu machen, da er unser einziges Kind ist. Außerdem stammt er aus einer angesehenen Familie, auch wenn das aus meinem Mund komisch klingen sollte.« Sie lächelte verlegen.
»Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen«, wehrte ich lächelnd ab. »Annette ist ein bezauberndes Wesen, und Frank hat wirklich Glück mit ihr, aber ihr Vater ist ein richtiges Scheusal, das bestimmt nicht viele Freunde hat. Geschäftlich muß er allerdings ziemlich erfolgreich sein. Jedenfalls wirkt er wohlhabend.«
»Ich freue mich, daß wir so offen über die beiden sprechen konnten, denn ich werde die Sache in der Stadt natürlich nicht gleich an die große Glocke hängen. Vielleicht bleiben die beiden auch gar nicht zusammen, obwohl ich eine Trennung für unwahrscheinlich halte.« Sie lachte verlegen. »Solange wir uns unter vier Augen aussprechen, kann ich Ihnen gleich verraten, daß Frank eigentlich nur seinen Eltern nacheifert. Ich habe Lester als Neunzehnjährige geheiratet, und er ist damals einundzwanzig gewesen — für die damalige Zeit auch sehr jung.«
»Aber ich dachte, Sie seien eine examinierte Krankenschwester?«
»Ja, ich bin noch in der Ausbildung gewesen, als wir geheiratet haben. Meine Eltern wollten nur, daß ich sie abschließe, deshalb haben sie uns eine kleine Wohnung gemietet, und Lester ist nur wenige Wochen nach meinem Examen als selbständiger Wirtschaftsprüfer zugelassen worden. Danach konnten wir bald auf eigenen Füßen stehen.« Mrs. Woodford machte eine Pause. »Frank hat’s natürlich etwas leichter: Er kann sich eine Wohnung kaufen, weil seine Großmutter ihm ein größeres Erbe hinterlassen hat.«
»Ich weiß, daß heutzutage viele Studenten verheiratet sind, aber damals muß so was noch ziemlich ungewöhnlich gewesen sein, nicht wahr?«
»Allerdings. Es hat nicht an warnenden Stimmen gefehlt, als unsere Heiratspläne bekannt wurden. Und erst die Vermutungen, die sich um unseren Entschluß rankten! Aber unsere Eltern hielten zu uns, und nach einem Jahr verstummten auch die letzten Kritiker.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wie Sie sehen, hat Frank das Beispiel einer jung geschlossenen Ehe, die glücklich geworden ist, zu Hause vor Augen. Damit könnte er argumentieren, wenn wir versuchen wollten, ihn vom Heiraten abzuhalten. Aber das haben wir nicht vor. Lester und ich sind entschlossen, den beiden keine Hindernisse in den Weg zu legen.«
Die Woodfords fehlten uns allen — und Annette natürlich am meisten. Aber sie schien weiterhin bei Tony bleiben zu wollen, so daß Larry und ich Peter zu der Geduld gratulierten, mit der er diese Einquartierung hinnahm.
»Oh, das ist alles halb so schlimm«, wehrte er lächelnd ab. »Außerdem verwandeln wir uns an den Wochenenden aus einem Trio in ein Quartett, denn Frank hat mich vor seiner Abreise gefragt, ob wir ihn gelegentlich unterbringen könnten. Ich gehe jede Wette ein, daß er damit jedes Wochenende gemeint hat — aber das ist mir nur recht, weil ich dann Tony für mich allein habe.«
Tatsächlich kam Frank jedes Wochenende aus der Stadt heraus, um Annette zu besuchen. Wir verstanden uns jetzt alle sehr gut, und das glückliche Paar stattete uns einen halbstündigen Höflichkeitsbesuch ab. Larry und mir fiel unabhängig voneinander auf, daß Frank zwischendurch mehrmals auf die Uhr sah und dann zu Annette hinübernickte, um ihr das Zeichen zum Aufbruch zu geben. »Als ob wir unsere eigene ferne Jugend schon vergessen hätten!« meinte Larry lachend. »Aber sind die beiden nicht richtig süß? Ich bin gespannt, wie lange Annette noch bleiben darf. Sie wird Tony bestimmt sehr fehlen.«
»Und ich bin gespannt, was Papa North sagen wird«, antwortete ich. »Die beiden benehmen sich wie Verlobte, findest du nicht auch?«
Larry nickte. »Was Annettes Vater davon hält, erfahren wir erst, wenn sie wieder zu Hause ist. Dann will Frank ihren Vater aufsuchen und ihm erklären, wie die Dinge stehen.«
»Mit anderen Worten: Er will um ihre Hand anhalten. Man könnte fast
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