Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
herrlich !«
Sie stiegen wieder ein, und ich
fuhr mit unserem Wagen voraus. Dann half ich ihnen, ihr Gepäck ins Haus zu
schaffen, und sah erstaunt, wie wenig die Wards für diese zwei Wochen
mitgenommen hatten. Sie interessierten sich nicht sonderlich für ihr
Ferienhaus, obwohl sie alles lobten, was sie sahen.
»Wirklich sehr hübsch, Mrs.
Russell. Ganz anders als viele Unterkünfte, mit denen wir uns abgefunden haben,
nur um reiten zu können. Das hat uns allerdings nicht gestört, solange Pferde
da waren«, erklärte Mrs. Ward mir, während sie den alten Küchenherd und die
altmodische Waschmaschine mit einem kurzen Blick streifte. Ihr Mann stimmte in
das Lob ein, und ich verabschiedete mich hochbefriedigt.
Als ich Larry die Wards
beschrieb, besaß sie die Frechheit, mir zu erklären, es sei immer ein Fehler,
Menschen nach ihren Briefen beurteilen zu wollen. »Ich wollte, ich hätte soviel
Glück wie du«, meinte sie trübselig. »Eine Stunde Reiten ist die Hölle für mich .«
»Dein Pferd langweilt sich
bestimmt auch, wenn’s dauernd nur hin und her geht .«
»Nein, ich reite gar nicht! Ich
renne wie verrückt hinter den Pferden her und schreie mir die Seele aus dem
Leib, bis ich heiser bin. Als Reitlehrerin hab’ ich eigentlich nie arbeiten
wollen. Aber wenn ich an das schöne Geld denke...«
5
Unseren Ehemännern hatte die
Idee, daß wir Ferienhäuser vermieten wollten, anfangs nicht sonderlich gut
gefallen. Sie waren beide altmodisch genug, keinen Spaß an der Vorstellung zu
haben, daß ihre Frauen Geld dazuverdienen würden, um das Familieneinkommen zu
erhöhen. Aber schließlich meinten sie doch: »Gut, wenn du unbedingt willst —
aber ich bitte mir aus, daß ich nicht damit belästigt werde .« Das war Paul gewesen. Und Sam hatte sich ähnlich entschieden geäußert: »Ich
kann mir nicht vorstellen, was deine Leute hier anfangen wollen, aber das ist
mir gleich, solange ich nicht eingespannt werde, um sie zu unterhalten .«
Aus diesem Grund war ich etwas
nervös, als ich Paul erklären mußte, daß ich James Ward eines seiner Pferde
angeboten hatte. Zum Glück schlug Paul sich auch in dieser Krise wieder auf
meine Seite — allerdings nur murrend. »Aha! Ich hab’ Sam vorausgesagt, wie die
Sache ablaufen würde, aber ich habe mir zumindest eingebildet, meine Pferde für
mich behalten zu dürfen... Schon gut, du brauchst mich nicht so vorwurfsvoll
anzustarren! Meinetwegen kann der Kerl ein paarmal auf Ben reiten. Ich komme
mit und rede mit ihm, obwohl ich dir von Anfang an gesagt habe, daß ich...« Den
Rest kannte ich bereits, aber Paul hielt Wort und begleitete mich, um sich —
und vor allem sein Pferd — meinem Gast vorzustellen.
Als er James Ward kennenlernte,
geschah das Unvermeidliche, mit dem ich im stillen gerechnet hatte. Die beiden
Männer kamen sofort blendend miteinander aus und waren bald in eine
Fachsimpelei über Vieh, Saatgut und Pferdezucht vertieft. Das führte dazu, daß
Paul vorschlug, James könne ihn am nächsten Tag auf einem Ritt über die Farm
begleiten.
Die beiden Männer würden sich
bestimmt gut unterhalten, aber ich war auf diese Weise am nächsten Tag für
Janet Ward verantwortlich. Inzwischen mußte ich mich heute sogar um beide Wards
kümmern. Bei dem Gedanken daran lächelte ich unwillkürlich, weil ich mir
vorstellte, wie tief die Mächtigen gefallen waren: Larry und ich hatten uns
geschworen, unsere Feriengäste sich selbst zu überlassen, und nun waren wir
beide mit ihnen beschäftigt, obwohl ich einen Berg Wäsche zu Hause und Larry
die Geburtstagstorte für Christina zu backen hatte. Statt dessen rannte Larry
vermutlich wieder hinter den Castorkindern her, und ich machte mich bereit,
Mrs. Ward und ihrem Mann Peters Farm zu zeigen.
Ich hatte zuvor Jock, Peters
freundlichen schottischen Schäfer, der die Farm gemeinsam mit seiner Frau Jean
verwaltet, wenn Peter verreist ist, angerufen und ihn gebeten, die Führung zu
übernehmen. Jock erwartete uns auf der Koppel am Wasserfall und schlug vor, wir
sollten die Stuten und die Einjährigen besichtigen. Ich blieb dankbar im
Hintergrund, während die Wards sichtlich begeistert mit Jock über die Pferde
diskutierten. Da ich keine ausgesprochene Pferdekennerin bin, konnte ich kaum
mitreden, wenn die Vorzüge dieses oder jenes obskuren Trabers gelobt wurden,
und langweilte mich dementsprechend herzlich.
Aber vom Standpunkt der Wards
aus war dies ein höchst interessanter Ausritt gewesen, und sie
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