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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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Mutter.« Sie packte den Teller mit den Pavlovas und klatschte ihn Peter Repton mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft an die Brust.

21
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    Alberta und der Fremde
    A lberta verbrachte ein angenehmes Wochenende mit Marma. Sie schichteten ein beeindruckendes Lagerfeuer auf und zündeten es am Samstagnachmittag an; der Geruch nach verbranntem Laub und glühenden Zweigen versetzte Alberta in glücklichere Zeiten, als sie Kinder waren und nie von einem Mann namens Peter Repton gehört hatten.
    Sie erzählte Marma nicht, unter welchen Umständen sie den Job verloren hatte. Beim Abendessen erwähnte sie beiläufig, dass sie beschlossen habe, aufzuhören und etwas weniger Anstrengendes zu versuchen. Marma hatte mit einem weisen Kopfnicken geantwortet und gesagt: »Sehr vernünftig, mein Schatz«, und gleich darauf gefragt: »Hast du in letzter Zeit mit Tony gesprochen?«
    Es war klar, dass Marma, die ein großer Fan von Tony war, annehmen würde, die Antwort auf die beruflichen Probleme ihrer Tochter wäre die Versöhnung und Rückkehr nach Bath. Es war umso verständlicher, dass Alberta anderer Meinung war. Sie hatte immerhin so viel Selbstachtung, gar nicht erst daran zu denken, mit Tony Kontakt aufzunehmen, solange sie arbeitslos war. Wenn – und das war ein großes Wenn – sie jemals zu ihm zurückkehrte, dann sicherlich nicht deswegen, weil sich alle anderen Optionen erledigt hatten.
    Was den Freitagabend betraf, war die ganze Aktion ein Alptraum gewesen, aber sie würde nie bereuen, was sie getan hatte. Auf der Rückfahrt nach London am Sonntagnachmittag spielte sie die Szene wieder und wieder in Gedanken durch. Nie würde sie die schleimige Art vergessen, in der Repton gesagt hatte: »Sind wir uns schon einmal begegnet?« Oder den Ausdruck blanken Entsetzens, als die Pavlovas auf seinen Anzug klatschten. Diese Erinnerungen würden den nachfolgenden Horror und die Erniedrigung immer wettmachen. Francesca hatte sie mit der Anweisung, draußen zu warten, in Windeseile aus der Wohnung komplimentiert. Irgendwann kam eine peinlich berührte Jo mit ihrem Mantel und ihrer Tasche heraus und sagte: »Ich soll dir von Francesca ausrichten … dass du entlassen bist und am Montag um Viertel vor acht deine Papiere abholen sollst.«
    Erst am Sonntagabend, als sie mit einer Tasse Tomatensuppe an der kleinen Theke in ihrer Küche saß, traf sie die Schwere ihrer Situation mit der Wucht des herabsausenden Messers einer Guillotine. Sie war gefeuert worden. Sie würde keine Referenzen bekommen. Bei jedem weiteren Bewerbungsgespräch würde sie lügen oder zumindest sehr kreativ mit der Wahrheit jonglieren müssen. Und selbst wenn sie diese Hürde überwand, war es unwahrscheinlich, eine Stelle zu finden, die so nah bei ihrer Wohnung lag. Schlagartig wurde ihr klar, wie unglaublich dumm es gewesen war, so viel Geld für die Miete einer derart teuren Wohnung zu verschleudern. Wie töricht und arrogant, anzunehmen, dass sie keine Probleme im Job haben würde. Man konnte ihr vielleicht nicht vorwerfen, dass sie den Anblick von Repton nicht ertragen hatte, aber sie hätte mit dem Umzug in eine eigene Wohnung wenigstens noch einige Monate warten können.
    Und dann war da Hannah. Hannah, die endlich anfing zu glauben, dass ihre Mutter ihr Leben auch ohne die Unterstützung eines Mannes meistern konnte. Jetzt, da die Gefahr bestand, das zu verlieren, merkte sie, wie viel Hannahs Respekt ihr bedeutete. Wie sollte sie Hannah erklären, dass sie gefeuert worden war?
    Und was wirklich schrecklich traurig und erbärmlich und dumm war, dachte sie, als sie Sonntagnacht im Bett lag, und das deprimierte sie mehr als ihre finanziellen Sorgen oder das Problem, einen neuen Job zu finden oder sogar Hannahs Reaktion, war die Tatsache, dass sie so grundlos unfreundlich zu Daniel Driver gewesen war, und er ihr daraufhin erklärt hatte, er müsste schon sehr verzweifelt sein, um mit ihr zu schlafen.
    Das letzte Mal hatte sie sich so gefühlt, als sie mit acht Jahren vor dem Büro der Schulleiterin gewartet hatte, nachdem sie versehentlich eine Fensterscheibe kaputt gemacht hatte. Es war das erste – und letzte – Mal, dass sie mit den Jungen Fußball gespielt hatte.
    Alberta versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass sie inzwischen eine vernünftige, erwachsene Frau und Mutter zweier Kinder war; sie war viel älter als Francesca, und es gab keinen Grund, sich zu fühlen, als müsse sie sich in die nächste Mülltonne übergeben. Unbestreitbar

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