Überraschung kommt selten allein
gerade ihren Mantel aus. »Oh, Alberta! Ich dachte …«
»Du dachtest, du kochst heute mit Francesca«, sagte Alberta. »Das dachte ich auch. Ich habe Bewährung bekommen und eine Liste mit allem, was wir diese Woche zu tun haben. Sollen wir anfangen?«
Nach einer halben Stunde wurde ihr klar, dass es unmöglich war, nicht über den Freitag zu sprechen. Nach einer Stunde begriff sie, dass es auch eine Beleidigung für Jo war. Es war naiv zu glauben, dass ihr Verhältnis ohne eine Erklärung so fröhlich und unkompliziert bleiben würde. Jo erschrak beinahe jedes Mal, wenn Alberta sie ansprach. Schließlich sagte Alberta: »Ich möchte gerne mit dir über Freitag reden.«
»Wirklich«, sagte Jo, »das geht mich nichts an.«
»Ich glaube schon«, sagte Alberta. »Du bist meine Kollegin und mittlerweile auch meine Freundin, und ich will es dir erzählen. Setz dich einen Augenblick. Du bist heute den ganzen Morgen schon genug in der Küche herumgewirbelt.« Sie wartete, bis Jo es sich auf einem der Hocker bequem gemacht hatte, dann lehnte sie sich an den Herd und verschränkte die Arme. »Du erinnerst dich doch an die beiden Männer, die auf der Party in die Küche kamen?«
»Der gut aussehende mit den hellen Haaren und der gut aussehende mit den dichten, schwarzen Haaren?«
»Ja, genau. Also, der Erste war mein Exlebensgefährte. Wir haben uns vor zwei Monaten getrennt.«
Jo zögerte. »Er schien dich sehr zu mögen.«
»Ich mag ihn auch sehr. Wir verstehen uns nach wie vor gut. Wir haben einfach entschieden, dass wir nicht mehr zusammenleben wollen. Er ist mit dem anderen Mann befreundet, dem mit den dunklen Haaren.«
»Der schien dich auch sehr zu mögen.«
»Tut er nicht. Er mag allerdings Tony, und ich glaube, er wollte mir nur Hallo sagen. Wie auch immer, der dritte Mann …«
»Der, der die Pavlovas abgekriegt hat? Ist er auch ein Freund von deinem Ex?«
»Nein«, sagte Alberta nachdrücklich. »Er hat mit meinem Exlebensgefährten nichts zu tun. Er war vor langer Zeit ein Freund meiner Mutter. Er hat sich sehr schlecht benommen. Als ich ihn auf der Party entdeckt habe, habe ich mich schrecklich aufgeregt, und deswegen habe ich … Also, was passiert ist, ist Folgendes …«
Alberta hielt inne und griff auf Daniels Lüge zurück. »Ich habe gehört, wie er Daniel intime Details von seiner Beziehung mit meiner Mutter erzählte, und deswegen habe ich …«
»Du hast mit dem Nachtisch nach ihm geworfen«, jubelte Jo. »Gut gemacht! Was für ein Schwein! Wie konnte Daniel zulassen, dass er so redet?«
»Ich weiß es auch nicht«, antwortete Alberta mit Inbrunst und vergaß für einen Moment, dass Daniel gar nichts zugelassen hatte. »Wie auch immer, der Punkt ist, dass ich mich abscheulich benommen habe. Wie Francesca mir heute Morgen sagte, hätte es der Quality Food Company ernsthaft schaden können. Zum Glück war Mr. Ringwood ziemlich großzügig, und Francesca war sehr verständnisvoll und hat die Kündigung wieder zurückgezogen. Ich wollte dir das erzählen, damit du nicht denkst, ich würde ein ziemlich bizarres Geheimleben führen, in dem ich Männer regelmäßig mit Nachspeisen bewerfe.«
Zum ersten Mal an diesem Morgen ließ Jo ihr heiseres Lachen erklingen. »Ich habe mich schon gefragt«, sagte sie, »ob ständig so viele super Männer bei dir Schlange stehen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass dein Leben so aufregend ist.«
»Ist es nicht«, versicherte Alberta ihr. »Es ist unglaublich öde, was mir gerade recht ist. Übrigens, wie war dein Date am Samstag?«
»Abwechselnd heiß und kalt«, sagte Jo. »Wir haben richtig geflirtet, was ganz nett war, und nach ungefähr einer Stunde meinte er, er sei noch mit Freunden verabredet, und ob ich nicht mitkommen wolle. Ich habe gesagt, ich müsse sowieso gehen, weil ich auch mit Freunden verabredet sei.«
»Und warst du mit Freunden verabredet?«
»Nein, natürlich nicht, aber er sollte nicht denken, ich hätte mir den ganzen Abend für ihn frei gehalten, wenn er es offensichtlich nicht getan hat. Ich wünschte, die Männer wären leichter zu verstehen.«
»Ich auch«, sagte Alberta. »Ich auch.«
Auf dem Heimweg machte Alberta an einem Supermarkt Halt und kaufte einige Lebensmittel und eine Flasche Wein. Beim Betreten der Wohnung verspürte sie ein angenehmes Gefühl der Erleichterung, als sie begriff, dass sie weiterhin hier wohnen konnte, ohne fürchten zu müssen, sich zu verschulden. Dann fiel ihr wieder ein, wem sie ihre Rettung zu
Weitere Kostenlose Bücher