Überraschung kommt selten allein
stellte sein Champagnerglas ab und betrachtete die Pavlovas. »Die sehen gut aus«, sagte er. »Tony ging gerade, als ich kam. Er hat mir erzählt, dass du hier bist.«
»Wirklich?« Alberta hob die Augenbrauen. »Wie fürsorglich von ihm.«
»Es ist schön, dich zu sehen. Sollte ich übrigens sagen, dass mir das mit euch beiden leidtut?«
Alberta erwiderte leichthin: »Ich glaube, du musst gar nichts sagen.«
Wieder ging die Tür auf, und eine junge, blonde Schönheit in einem engen, roten Kleid, das nichts der Fantasie überließ, schaute Daniel ärgerlich an. »Was machst du hier, Danny? Du musst mich vor diesem perversen Freund von Jason retten.«
»Bin gleich wieder da«, erwiderte Daniel. »Ich will nur schnell eine alte Freundin begrüßen. Wir waren zusammen im Kindergarten.«
Die Frau musterte Alberta flüchtig und zog die Augenbrauen hoch. » Bitte beeil dich. Ich hole mir noch ein Glas Champagner.«
Daniel wartete, bis sie gegangen war, dann wandte er sich wieder Alberta zu. »Du siehst erschöpft aus«, sagte er. »Ist es schwer, neu anzufangen? In einer neuen Stadt, mit einem neuen Job? Findest du es komisch, wieder Single zu sein? Lass mich dich einfach mal zum Essen ausführen.«
Alberta lachte. »Ich mag zwar Single sein«, sagte sie, »aber ich bin nicht verzweifelt.« Sie bereute ihre Worte, kaum dass sie sie ausgesprochen hatte. Was sie gesagt hatte, war überhaupt nicht lustig, sondern ausgesprochen gemein und unüberlegt. Vielleicht lag es daran, dass sie nervös und müde war, oder vielleicht war sie wütend, weil Tony und Daniel fanden, dass sie müde aussah, was im Klartext hieß, sie sah schrecklich aus. Vielleicht lag es an der Blondine in dem roten Kleid, die sie so verächtlich angesehen hatte. Vielleicht auch daran, dass er so begehrenswert aussah, während sie, wie sie sehr wohl wusste, scheußlich aussah. »Entschuldige«, sagte sie, »das war nicht nett von mir.«
Daniel betrachtete sie, ohne dass sich sein Ausdruck bemerkenswert veränderte. »Ich glaube«, sagte er leise, »hier liegt ein Missverständnis vor. Ich habe nichts anderes als ein Abendessen vorgeschlagen. Auch ich bin nicht verzweifelt. Auf Wiedersehen.«
Ihr Gesicht brannte. Sie sah ihm nach, wie er die Küche verließ, dann griff sie nach seinem Champagnerglas und leerte es in einem Zug.
Jo schaute sie an, als hätte sie sich in einen Vampir verwandelt.
»Ist irgendwas?«, fauchte Alberta.
»N-nein«, stammelte Jo. »Ich dachte nur, du willst vielleicht wissen …«
Alberta straffte die Schultern. »Du dachtest nur, ich will vielleicht was wissen?«
»Es ist nur …«, sagte Jo, »du siehst ein bisschen … gestresst aus.«
»Vielen Dank für die Information«, sagte Alberta. »Ich glaube, das wusste ich bereits.«
»Nein, ich meine, du siehst krank aus. Und Alberta …«
» Was? «
»Es ist … Ich dachte, das wüsstest du gern. Du hast ein bisschen Sahne im Gesicht, unter deinem linken Auge.«
» Was? Scheiße! Warum hast du mir das nicht früher gesagt? Ich meine, Herrgott noch mal …« Alberta griff nach einem Stück Küchenpapier.
Wieder ging die Tür auf, und Molly, eine der Bedienungen, sagte: »Francesca lässt ausrichten, wir sollen den restlichen Nachtisch reinbringen, also seht zu, dass er fertig ist.« Sie warf Alberta einen hilfsbereiten Blick zu. »Du hast Sahne im Gesicht«, sagte sie und ging hinaus, ehe Alberta etwas nach ihr werfen konnte.
Jo hatte die Beerensoße aus dem Kühlschrank geholt und verteilte sie über die Pavlovas. Alberta wischte sich das Gesicht mit dem Küchenpapier ab und schloss die Tür. Sie konnte Daniel sehen, der sich mit einem Mann unterhielt, und ihre Augen verengten sich. Sie legte die Hand auf den Türknauf, dann hielt sie inne, und ihr Herz begann wild zu schlagen.
Sie ließ die Tür offen und ging zurück zu den Pavlovas. »Ich bin gleich wieder da«, sagte sie und griff nach einem der Teller, ehe Jo noch mehr Soße darübergießen konnte.
Sie marschierte auf die Party. Sie war Gary Cooper in High Noon, sie war Alan Ladd in Mein großer Freund Shane, sie war Clint Eastwood in Zwei glorreiche Halunken . Sie trat zu Daniel und seinem Gesprächspartner und wartete darauf, dass sie sie bemerkten.
»Entschuldigung«, sagte sie, Daniel ignorierend. »Sind Sie Peter Repton?«
Der Mann nickte. »Das bin ich. Sind wir uns schon einmal begegnet?«
»Ich glaube nicht«, sagte Alberta, »aber ich bin die Tochter von Philippa Trussler, und das ist für meine
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