Überraschung kommt selten allein
erschöpft sein, sie langweilte sich nie. Die meiste Zeit war sie zufrieden. Ihr neues Leben in London war eigentlich sehr befriedigend.
Und dann kam die Party bei Ringwood, und ihr neues Londoner Leben entglitt ihr.
Es begann so vielversprechend. Fröhlich und gut gelaunt machten sich die Mitarbeiter der Quality Food Company in ihrem Lieferwagen auf den Weg zur Penthousewohnung von Mr. Ringwood. Es war halb fünf am Freitagnachmittag und der letzte Auftrag der Woche. Ein langes, freies Wochenende lag jungfräulich und vielversprechend vor ihnen. Sowohl Jo als auch Francesca erwarteten einiges von dem Wochenende. Jo hatte seit vierzehn Tagen einen heiklen Flirt via SMS . Angefangen hatte es mit einer banalen Nachricht von einem Mann, den sie im Pub kennengelernt hatte. Sie hatte Tage damit zugebracht, sie zu analysieren, auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen, ehe sie ihm eine sorgfältig formulierte Antwort schickte, die bar jeden Interesses oder Reizes war. Jetzt, ein Dutzend SMS später, hatten sie sich für Samstag auf einen Drink verabredet.
Francesca wollte ebenfalls ausgehen und war beinahe so aufgeregt wie Jo, denn sie traf sich mit einem Mann, den sie seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. »Er hat meine Nummer von einem Freund bekommen«, erzählte Francesca. »Er hat mich aus heiterem Himmel angerufen. Er lebt in Suffolk und ist übers Wochenende in London. Er wohnt im Blakes Hotel, das heißt, er muss ziemlich reich sein. Ich bin ja so gespannt, wie er ist … Zwischen uns war immer irgendwas, und es ist seltsam, aber als er mich angerufen hat, war dieses Knistern immer noch da.« Sie lachte und bog in eine Seitenstraße ein. »Was ist mit dir, Alberta? Hast du morgen etwas Schönes vor?«
»Etwas sehr Schönes«, antwortete Alberta. »Ich fahre nach Hampshire. Meine Mutter und ich wollen Laub harken und ein Lagerfeuer machen.« Sie merkte, dass sie damit wieder einmal keinerlei Eindruck auf ihre Kollegen machen konnte, und sagte ein ganz klein wenig abwehrend: »Ich mag Lagerfeuer.«
»Gut«, sagte Francesca und fuhr auf einen kleinen Parkplatz. »Wir sind da. Denkt dran, Leute: Das hier ist ein netter, neuer Kunde, der zufällig eine der größten Plattenfirmen in der Branche besitzt, also zeigen wir ihm, was wir können.«
Alberta spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. »Francesca«, sagte sie beiläufig, »wie war der Name des Kunden noch mal?«
»Ringwood«, erwiderte Francesca.
»Und sein voller Name?«
»Er heißt Jason Q. Ringwood«, sagte Francesca. »Keine Ahnung, wofür das Q steht, aber er ist sehr reich!«
Alberta hatte Jason Q. Ringwood nie getroffen, doch sie wusste alles über ihn. Jason Q. Ringwood war ein Freund von Tony und ein Fan von Hartfelt Records, Tonys Firma. Vor sechs Jahren hätte Tony sie ihm beinahe verkauft. Es war sehr wahrscheinlich, dass Tony heute Abend auch dort war.
Mr. Ringwood war eindeutig sehr, sehr reich. Seine persönliche Assistentin öffnete ihnen die Tür, und Alberta hatte gerade genug Zeit, den umwerfenden Blick über die Themse, die breiten Eichendielen und ein gut ausgeleuchtetes, präraffaelitisches Gemälde zu bewundern, ehe sie in eine riesige Küche aus glänzendem schwarzen Granit gescheucht wurden.
Als die ersten Gäste eintrafen, war die Granitarbeitsplatte kaum noch zu sehen, denn jede freie Fläche war mit den unterschiedlichsten Speisen bedeckt: Kartoffelküchlein und Miniburger standen neben Tabletts voller Törtchen mit sonnengetrockneten Tomaten und winzigen Schinkenquiches. Der Kunde erschien, in einer silbern glänzenden Weste, die nur mit Mühe seinen großzügigen Leibesumfang bedeckte. Er strich sich das verdächtig schwarze Haar zurück und strahlte das Team an. »Ich möchte Ihnen nur sagen, dass ich heute Abend meinen besten Freund erwarte und ihm das Beste vom Besten versprochen habe! Sieht so aus, als müsse ich mir keine Sorgen machen! Junggesellen wie ich«, fügte er hinzu, und sein Blick ruhte auf Alberta, »sind total abhängig von talentierten Frauen wie Ihnen. Und was für ein Glück …«, jetzt fiel sein Blick auf Jo, »so hübsche Exemplare wie Sie in meiner Küche zu haben.« Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Ich habe ein sehr gutes Gefühl für die Party!«
»Was für ein netter Mann«, sagte Jo. Sie sah Alberta an, die die Augen verdrehte. »Er war nett«, protestierte Jo. »Er hat gesagt, du bist talentiert.«
Innerhalb einer Stunde steigerte sich der Lärm in
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