Überraschung kommt selten allein
auftrat, genau an diesem Abend zum letzten Mal auf dem Programm stand. Aber was noch besser war: Alfie entdeckte, dass mindestens drei hochkarätige Namen auf der Besetzungsliste standen, was bedeutete, die Produktion würde hoffentlich jede Menge Publicity bekommen.
Das alles war einfach fantastisch. Hannah hatte Harrison angerufen, um ihm die Neuigkeit zu erzählen, und vorgeschlagen, er solle doch zum Feiern vorbeikommen, doch Harrison hatte schon irgendetwas anderes vor. Sie wollte sich ein paar Tage später mit ihm treffen, aber Harrison sagte, er könne nicht.
Inzwischen war Kitty in die Ferien nach Kroatien gefahren und eine Woche später zurückgekommen. Der Urlaub war ein Reinfall gewesen. Ihre beiden Freundinnen hatten kurz vor dem Trip fabelhafte, liebevolle, sexy und lustige Männer kennengelernt und redeten die ganze Woche von nichts anderem. Am vorletzten Abend wurde Kitty wenigstens einmal angebaggert, doch ihr Verehrer war gerade mal achtzehn und gab schließlich zu, dass er nur ein anderes Mädchen auf der Party eifersüchtig machen wollte. (Süß war, dass er am nächsten Tag zu ihr kam, um ihr zu erzählen, dass das Mädchen tatsächlich eifersüchtig gewesen sei und er ihr danken wolle.)
Als Hannah von der Arbeit nach Hause kam und ihre Freundin bei der Lektüre eines Buches mit dem Titel Die Kunst, allein glücklich zu sein vorfand, beschloss sie, dass es Zeit war zu handeln. Sie kam auf die Idee, dass Harrison perfekt für Kitty wäre. Sie hatten sich erst einmal, an Hannahs einundzwanzigstem Geburtstag, getroffen, und damals waren beide mit jemand anderem liiert gewesen. Hannah war sich sicher, dass die beiden sich verstehen würden. Sie rief Harrison an und lud ihn für Freitag zum Essen ein. Harrison schien nicht besonders begeistert, aber Hannah ließ ein Nein nicht gelten.
Der Abend begann so gut. Schon nach zwanzig Minuten erzählte Kitty einem mitfühlenden Harrison von ihren Ferien, und als sie bei Lasagne und Salat am Tisch saßen, war sie bereits bei ihrem Lieblingsthema Melanie.
Nach dem Essen setzten sie sich ins Wohnzimmer und öffneten eine zweite Flasche Wein. Alles lief so gut, dass Hannah vorschlug, Kaffee zu kochen. Sowohl Kitty als auch Harrison wollten lieber beim Wein bleiben. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass Alfie genau in diesem Moment anrief, so dass Hannah sich schließlich doch noch taktvoll in die Küche zurückziehen konnte.
Alfie drehte in einer Gegend in Norfolk, in der es dem Regisseur zufolge aussah wie im mittelalterlichen Frankreich. Er war inzwischen vollkommen in die Rolle des ehebrecherischen Prinzen eingetaucht. Er hatte Prinzessin Blanche kennengelernt, die viel jünger war, als er gedacht hatte. Und er hatte seinen französischen Bruder kennengelernt, den er sehr mochte. Die beiden waren den ganzen Nachmittag gefoltert worden, was ganz interessant, aber auch sehr anstrengend für ihre Gesichtsmuskeln gewesen war. Sie hofften, die Folterszene am nächsten Morgen im Kasten zu haben. Anschließend würde er reiten lernen.
Als Hannah aufgelegt hatte und für sich einen Kaffee aufgoss, glaubte sie zu hören, wie die Haustür zuschlug.
Sie hatte richtig gehört. Kitty saß allein im Wohnzimmer und schenkte sich Wein nach. Als sie Hannah sah, sagte sie schnell: »Er ist weg, und es war nicht meine Schuld.« Dann hielt sie ihr die Flasche hin.
Hannah warf einen Blick zur Tür, als erwarte sie, dass Harrison jede Sekunde zurückkam. »Warum ist er gegangen?«, fragte sie. »Und warum hat er sich nicht von mir verabschiedet?« Sie nahm Kitty die Flasche ab und goss Wein in ihr Glas.
Kitty hatte keinen Schimmer. »Er hat erklärt, es tue ihm leid, aber er müsse weg, und die Lasagne hätte klasse geschmeckt.«
»Aber warum musste er weg?«, hakte Hannah nach. »Habt ihr euch gestritten?«
Kitty schüttelte vehement den Kopf. »Nein, wir haben uns prima amüsiert. Jedenfalls ich habe mich prima amüsiert. Ich war sehr nett zu ihm. Vielleicht war das das Problem. Vielleicht war ich zu nett zu ihm.«
»Was meinst du damit?« Vor ihrem inneren Auge tauchte eine Kitty auf, die einen erschrockenen Harrison ansprang. Vielleicht hatte Kitty zu viel getrunken.
»Wir haben geredet«, sagte Kitty, »oder vielleicht habe ich geredet, das weiß ich nicht mehr. Und dann meinte Harrison, du bleibst aber lange in der Küche, und ich bin ein bisschen näher zu ihm gerückt und habe gesagt, wahrscheinlich willst du nur taktvoll sein. Ich habe zu ihm aufgeschaut,
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