Überraschung kommt selten allein
gutes Gedächtnis?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Alberta. »Ich erinnere mich an nicht viel. Aber an dich erinnere ich mich.«
»Ich fühle mich geehrt«, sagte Daniel, »und bin dir dankbar. Das glaube ich wenigstens. Ohne dein Gedächtnis hätte ich keine Ahnung, was ich früher alles verbrochen habe.«
»Also, ich muss sagen, ich finde es äußerst interessant«, sagte Alberta, trank einen Schluck Rotwein und nickte bestätigend. »Und jetzt fällt mir alles wieder ein. Nachdem du mein Bild ruiniert hast, hat meine Mutter mit deiner Mutter geredet, und deine Mutter hat nichts auf dich kommen lassen. Sie beharrte darauf, dass du mir wahrscheinlich nur helfen wolltest, das Bild schöner zu machen! Sie war ganz schön kämpferisch! Da hast du es!«
»Da habe ich was?«, fragte Daniel.
»Das ist der ultimative Beweis, dass du deiner Mutter gegenüber ungerecht bist. Sie hat dich verteidigt, sie hat sich auf deine Seite gestellt, sie hat sich Sorgen um dich gemacht. Kinder …«, murmelte Alberta vor sich hin, »… sind manchmal wirklich sehr streng mit ihren Eltern.«
»Ich schließe daraus, dass du mit deinen Eltern hervorragend auskommst«, sagte Daniel.
»Jedenfalls habe ich sie nicht ein Jahrzehnt lang ignoriert, falls es das ist, was du meinst.«
»Tony hat mir erzählt, dein Vater war Politiker.«
»Er ist Lord Trussler«, sagte Alberta stolz. »Er war Staatsminister.«
»Wie beeindruckend.«
Alberta musterte ihn argwöhnisch. »Vielleicht bin ich paranoid«, sagte sie, »aber das hört sich an, als machst du dich über mich lustig.«
»Das bildest du dir nur ein.«
Er schaufelte sich weiter das Essen in den Mund, als gäbe es kein Morgen. Sie wickelte die Linguine auf ihre Gabel und sagte: »Du hast Soße am Kinn.«
»Danke.« Daniel wischte sich das Kinn mit der Serviette ab und lächelte. »Die Art, wie Menschen essen, verrät viel über sie.«
»Das tut sie mit Sicherheit«, sagte Alberta ganz ernsthaft.
»Du zum Beispiel isst sehr ordentlich«, sagte Daniel.
Alberta verdrehte die Augen. »So verteidigen sich alle Männer, die nicht ordentlich essen können. Ich bin offensichtlich verklemmt, während du ein Mann mit einem gigantischen sexuellen Appetit bist.«
»Alberta«, sagte Daniel, »du schmeichelst mir schon wieder.«
Alberta versuchte erfolglos, ein Lachen zu unterdrücken. »Hast du immer auf alles eine Antwort?«, fragte sie.
»Nein, habe ich nicht. Erzähl mir von dir und Tony. Wie habt ihr euch kennengelernt?«
»Wir sind uns in einem Park über den Weg gelaufen. Er war mit seinem kleinen Jungen dort und ich mit meinem kleinen Mädchen. Er ließ sich gerade von Lydia scheiden. Mein Mann war gestorben, und Hannah und ich wohnten bei meinen Schwiegereltern.«
»Wie war das?«
»Nicht besonders toll. Eigentlich war es schrecklich. Ich wäre verrückt geworden, wenn wir noch länger dortgeblieben wären.«
»Und dann bist du zu Tony gezogen? Das war praktisch.«
»Ja«, nickte Alberta, »das war es wohl.«
»Wie lange seid ihr verheiratet?«
»Wir sind nicht verheiratet. Das hatten wir beide hinter uns.«
Daniel schenkte Alberta Wein nach und hob die Hand, um den Kellner zu holen. »Ich persönlich«, sagte er, »glaube an die Ehe. Für mich ist sie ein Zeichen für absolute Hingabe.«
Albertas Mund zuckte. »So sehr, dass du es gleich dreimal versucht hast.«
»Genau.«
Der Kellner trat an ihren Tisch. »Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?«, fragte er.
»Alles perfekt, vielen Dank. Wir hätten gerne noch eine Flasche Wein.«
»Natürlich. Es freut mich, dass Sie sich wohlfühlen.«
Alberta warf ihm einen scharfen Blick zu, dann widmete sie sich der letzten Gabel Linguine auf ihrem Teller. Sie merkte, dass Daniel sie beobachtete, und sah ihn an. »Was ist?«, fragte sie.
Er grinste. »Ich wünschte, du hättest dein Gesicht sehen können. Es regt dich wirklich auf, dass er denkt, wir seien ein Paar.«
»Angesichts deines Benehmens im Schwimmbad«, sagte Alberta, »kannst du mir ja wohl kaum einen Vorwurf machen.«
»Es tut mir leid, dass ich so unverschämt war«, sagte er. »Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, ich wusste nicht, dass du Tonys Frau, entschuldige, seine Lebensgefährtin bist.«
»Was hat das damit zu tun?«
»Ich wollte nicht unverschämt sein, verstehst du, ich wollte dich anmachen.«
»Das war eine Anmache ? Erstaunlich, dass du eine Frau gefunden hast, geschweige denn drei.«
»Ich bin sicher«, sagte Daniel traurig, »meine Frauen
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