Überraschung kommt selten allein
herausbrachte, war, dass sie die schönste Frau ist, die ich je kennengelernt habe.«
Ich betrachte den älteren Mann mir gegenüber und zögere mit einer Antwort, denn ich sehe, dass er sich in der Vergangenheit verloren hat. Ich erwähne vorsichtig, dass er damals ein junger Mann ohne Geld oder Einfluss war, während sie die reife Frau eines der mächtigsten Politiker seiner Partei war.
Er antwortet mit einem kleinen, traurigen Lächeln. »Ich weiß. Es war Irrsinn. Unsere Blicke trafen sich, und wir waren verloren. Wir wussten beide, dass es verrückt war, aber wir waren machtlos. Innerhalb einer Woche wurden wir ein Paar. Alles andere schien unwichtig. Wir gingen die absurdesten Risiken ein. Ich fuhr in ihr Haus in Surrey, und wir liebten uns endlos. Manchmal hörten wir die Türglocke, dann versteckten wir uns, kichernd wie Kinder, unter der Bettdecke.«
»Sie haben mit der Frau von Michael Trussler geschlafen. Haben Sie nie daran gedacht, dass Sie damit jede Chance verspielten, ins Parlament zu kommen?«
»Es war mir egal.«
»Hatten Sie Schuldgefühle?«
Er beugt sich vor und klopft sich aufs Knie. »Ihre Ehe war eine Farce! Ich könnte Ihnen Dinge erzählen …« Seine Stimme verliert sich, und Wut gibt ihm Kraft. »Alles, was ich dazu sagen möchte, ist, dass er versuchte, sie zu überreden … sie sollte sich seinen unvorstellbaren Perversionen unterwerfen …« Er bricht ab und seufzt. »Entschuldigung. Ich möchte nicht schlecht über die Toten reden. Aber, nein, ich hatte keine Schuldgefühle. Philippa war zwanzig Jahre älter als ich, aber ich war es, der sie die Freuden sexueller Liebe gelehrt hat. Als wir uns das erste Mal liebten, weinte sie und erzählte mir, sie habe nicht gewusst, dass es so wunderbar sein kann. Und dann lachte sie und fragte, ob wir es noch einmal tun könnten. Sie war wie ein Kind, und doch … Entschuldigung … ich kann nicht weitersprechen.«
Ich schlage eine Pause vor und gehe an der Küste spazieren. Ein alter Mann rudert in einem kleinen, verwitterten Boot über das Wasser. Am Himmel sehe ich einen Bussard, elegant schwebt er mit seinen riesigen Schwingen in der sanften Brise. Das alles scheint meilenweit entfernt von den üblen Intimitäten der Trussler-Ehe.
Als ich zurückkomme, hat Peter frischen Tee gekocht. Er bietet mir Shortbread an, das ich ablehne. Ich muss auf mein Gewicht achten, erkläre ich ihm. Er mustert mich und sagt, dass ich eine perfekte Figur habe. Bei den meisten Männern wäre das ein höfliches Kompliment, das nichts zu bedeuten hat. Bei Peter hat man jedoch das Gefühl, er meint es auch. Er ist ein Mann, der die Frauen mag, denke ich.
Wir setzen uns wieder ins Wohnzimmer, und ich bitte ihn, mir vom Ende der Affäre zu erzählen. »Ich bekam Besuch von Ed Granger«, beginnt er. »Ich konnte es nicht glauben. Er war so kalt und brutal. Ich hätte wissen müssen, dass er, wenn er sich zwischen Freundschaft und Ehrgeiz entscheiden muss, immer dem Ehrgeiz den Vorrang geben würde. Er erklärte mir, dass meine politische Karriere vorbei sei, ehe sie begonnen hat, wenn ich versuchte, noch einmal mit Philippa Kontakt aufzunehmen. Ich antwortete, das sei mir egal. Es war ziemlich unangenehm. Natürlich hat es mich nicht abgeschreckt. Aber er sagte etwas, das mir wirklich unter die Haut ging. Er erklärte, wenn Philippa ihren Mann meinetwegen verließe, würden ihre Freunde und ihre Familie nie wieder mit ihr sprechen. Das konnte ich nicht zulassen. Also rief ich Philippa an und sagte ihr, dass wir uns nicht mehr sehen können.«
Ich hake sanft nach: »Und was geschah dann?«
»Ich bereute es beinahe sofort. Ich wusste, dass ich sie nicht aufgeben konnte. Ich schrieb ihr, und dann rief ich sie an. Ich versuchte es immer wieder, doch sie ging nicht ans Telefon. Ich wollte alles für sie aufgeben. Ich war jung und idealistisch. Ich glaubte, die Liebe würde alles überwinden. Ich hätte wissen müssen, dass Philippa nicht die Kraft hatte, sich gegen ihren Mann aufzulehnen. Vielleicht wäre sie ihrem Herzen gefolgt, wenn ich älter gewesen wäre oder einen Abschluss oder finanzielle Sicherheit gehabt hätte. Ich schrieb ihr ein weiteres Mal und flehte sie an, mich zu treffen. Ich schrieb, wenn nötig, würde ich den ganzen Tag vor ihrer Londoner Wohnung warten. Als ich dort ankam, war Ed da. Er erklärte mir, dass es in ganz England keinen Wahlkreis für mich gebe. Dass Philippa zu ihrem Sohn nach Kanada gefahren sei und mich nicht mehr sehen wollte.
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