Überraschung kommt selten allein
führen, und kein Mensch hat Notiz davon genommen; und ich habe es erst gemerkt, als ich jemandem begegnet bin, der auch mit sich selbst redete. Wahrscheinlich ist Swindon voll von einsamen Menschen, die die ganze Zeit Selbstgespräche führen. Harrison, du musst mit Sam reden. Er hat seinen Job verloren und weiß nicht, was er machen soll. Hannah, kann ich dich eine Weile entführen? Du kannst später mit Harrison reden.«
Mit kaum verhohlenem Widerwillen folgte Hannah Emily ins Wohnzimmer zu einem Grüppchen am Erkerfenster. Emily zog einen Mann aus der Gruppe und lieferte ihn bei Hannah ab. »Hannah, das ist Rando. Rando, das ist Hannah.«
Als Schauspieler wäre Rando der perfekte Doctor Who. Dünn und blass, mit hervorquellenden Augen und Haaren, die ihm wie Stachel aus dem Kopf wuchsen. Er sah aus wie eine zum Leben erweckte Comicfigur.
Emily ergriff Hannahs Hand. »Rando ist ein Freund von mir aus dem Büro. Seine Freundin hat ihn verlassen, und er ist sehr traurig.« Sie wandte sich an Rando. »Hannah ist eine Freundin aus der Uni. Sie hat sich auch gerade von ihrem Freund getrennt, und sie ist auch sehr traurig. Ich glaube, ihr werdet euch verstehen. Redet miteinander!«
Sie ließ Hannahs Hand los und schenkte beiden ein strahlendes Lächeln, ehe sie sich wieder der Gruppe am Fenster zuwandte.
Rando schüttelte bewundernd den Kopf. »Wow! Was für eine Art, zwei Menschen einander vorzustellen!«, staunte er. »Unschlagbar, nicht wahr? Hey, ihr seid beide Verlierer, tut euch doch einfach zusammen! Ich versichere dir, Hannah, dass ich immer noch ein funktionierender Mensch bin und du nicht mit mir reden musst, wenn du nicht willst.«
»Da bin ich aber froh«, sagte Hannah ernst. »Vielleicht sollten wir uns einfach ein paar Minuten miteinander unterhalten, wo Emily sich doch so viel Mühe gegeben hat.«
»Ich bin mir nicht sicher, dass wir sie auch noch ermutigen sollten. Ich glaube, ich will nicht, dass sie weiter hübsche Mädchen anschleppt, nur um ihnen zu erzählen, dass ich verlassen wurde. Das ist nicht besonders gut fürs Ego.«
Hannah lächelte. »Ich weiß, was du meinst.« Eigentlich hatte sie vorgehabt, sofort zu Harrison zurückzukehren, aber wozu die Eile?
Rando blickte finster in Emilys Richtung. »Ich habe den Verdacht, das war schon länger geplant. Ich bin sicher, sie hat neulich über dich geredet. Bist du die Enkelin von Lord Trussler?«
Hannah erstarrte. »Ja.«
Rando nickte zufrieden. »Er ist einer meiner Helden. Auf die Gefahr hin, dass es deine Meinung über mich bestärkt, ich bin eine von diesen traurigen Gestalten, die regelmäßig Question Time geschaut hat, während alle meine Freunde flachgelegt wurden. Ich bin kein Konservativer, aber ich glaube leidenschaftlich an Europa.«
»Wie erfrischend. Die meisten Leute haben schreckliche Angst, dass wir uns Brüssel ausliefern.«
»Das tun wir natürlich nicht. Wir behalten die Kontrolle über die Justiz, Innenpolitik, Soziales, Steuern, Außenpolitik und Verteidigung. Die Europäische Union ist ein modernes Wunder; sie befähigt siebenundzwanzig Länder, mehr oder weniger friedlich zusammenzuleben und miteinander zu kooperieren. Und die Probleme, denen wir uns heute gegenübersehen – Terrorismus, Umwelt, Globalisierung –, können wir unmöglich alleine stemmen. Es ist unglaublich, dass …«
Randos Worte überschlugen sich mit einer solchen Geschwindigkeit und Lebhaftigkeit, dass die abrupte Stille umso überraschender war. »Entschuldige, tut mir leid, ich muss damit aufhören! Ich langweile dich bestimmt zu Tode. Meine Freundin – meine Ex freundin – hat immer gesagt, ich sollte keine Volksreden halten. Ich weiß, ich sollte die Leute nicht über Europa belehren, aber das fällt mir echt schwer. Es ist mir einfach total wichtig.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, versicherte Hannah ihm. »Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, weil ich mir um solche Dinge viel zu wenig Gedanken mache. Zufällig bin ich ganz deiner Meinung.«
»Danke. Übrigens …« Rando grinste, und Hannah konnte sich genau vorstellen, wie er als kleiner Junge ausgesehen haben musste. »… Emily schaut her.« Er lächelte zu ihr hinüber und winkte.
»Hast du nicht gesagt, wir sollten sie nicht auch noch ermutigen? Emily hat den Hang, einsame Herzen zu verkuppeln. Das hat sie auf der Uni auch schon gemacht.«
»Hast du ein einsames Herz?«
»Ich glaube, ich würde es eher als angeschlagen bezeichnen. Und du?«
Rando zuckte
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