Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)
sein Eisatem in einer tödlichen Fontäne zwischen den Lippen hindurch. Tom warf sich zur Seite und brachte dann einen Hieb gegen die Kniekehlen seines Gegenübers zustande.
Die Beine knickten ein.
Mit einem Laut, der vielleicht so etwas wie Erstaunen ausdrückte, sackte der Eis-Zombie zu Boden.
Tom rappelte sich schnell wieder auf.
Dem Zombie hatte der Sturz nicht das geringste ausgemacht.
Mit umständlichen Bewegungen richtete er sich wieder auf.
Ich spürte den Chor ihrer gierigen Gedanken, ein furchtbarer Gesang hungriger Seelen, der immer lauter wurde.
Ich konnte es kaum noch aushalten, hielt mir verzweifelt den Kopf. Es dröhnte in meinem Schädel. Ich hatte das Gefühl, dass er jeden Augenblick zerplatzen musste.
"Nein!", schrie ich und versuchte verzweifelt, mich besser abzuschirmen.
Aber die mentale Kraft dieser Ungeheuer wurde immer stärker.
Ich hatte dem nicht genügend Energie entgegenzusetzen.
Kräftige Hände fassten mich an den Schultern.
Es war Tom.
Gleichzeitig drehte sich alles vor meinen Augen. Die Umgebung wurde zu einem schwindelerregenden Mischmasch aus Farben und Formen.
Ich wollte davonlaufen, einfach rennen, soweit mich die Füße trugen. Der Boden unter ihnen schien jedoch zu schwanken.
Mein Gleichgewichtssinn war irgendwie durcheinandergeraten.
Ich taumelte.
Tom zog mich mit sich.
Vielleicht hatte er die Orientierung behalten.
Ich vertraute darauf.
Die Eis-Zombies mit ihren verzerrten Gesichtern näherten sich.
Münder öffneten sich, wurden zu Karikaturen menschlicher Züge. Ich glaubte einen Laut zu hören, der ganz entfernt an das höhnische Lachen eines menschlichen Wesens erinnerte.
Tom hatte erneut einen Pfeiler gepackt. Er hielt ihn mit beiden Händen und war bereit auf den nächsten Angreifer damit einzuschlagen, obwohl er natürlich wusste, wie vergeblich das sein würde.
Schritt um Schritt wichen wir zurück. Ich stolperte über einen der Grabsteine, schlug beinahe hin und hielt mich an Tom fest.
Wir befanden uns etwa im Zentrum jenes Areals, das die Polizei markiert hatte.
Die Zombies zögerten plötzlich.
Knurrende Laute kamen über ihre blassen, aufgesprungenen Lippen. Es schien da so etwas wie eine unsichtbare Grenze zu geben. Ich war verwirrt.
Der Chor der verdammten Seelen hallte jetzt mit geradezu unerträglicher Intensität in meinem Kopf wider.
"Tom!", schrie ich, sank auf die Knie und presste die Hände seitlich gegen die Schläfen. "Ich halte es nicht aus... Ich kann nicht mehr!"
HUNGER...
Die Gedanken der Gier nach Leben waren so heftig, dass ich mich kaum noch dagegen abschirmen konnte.
Tom hielt den Pflock mit beiden Händen, bereit sich den Angreifern entgegenzuwerfen, wenn keine andere Möglichkeit mehr blieb.
"Irgend etwas hält sie zurück", stellte Tom fest. Er blickte sich um. "Was kann das sein?"
"Ich weiß es nicht", stöhnte ich.
Ein dumpfes Knurren wurde von einem der Eis-Zombies ausgestoßen.
Er taumelte ungeschickt vorwärts, so als ob der Puppenspieler, der ihn an unsichtbaren Fäden zu ziehen schien, einen Moment lang nicht aufpasste.
Der Zombie trat vor, stolperte mit ausgestreckten Armen auf Tom zu, während eine Fontäne eisigen Atems aus seinem Mund herausschoss.
Tom wich einen Schritt zurück.
Der Zombie überschritt die unsichtbare Grenze.
Ein Lichtstrahl schoss aus einem der Grabsteine heraus, traf auf einen der anderen Steine. Innerhalb von Sekundenbruchteilen zogen sich Linien aus gleißendem Licht zwischen den Grabsteinen her. Zusammen bildeten sie...
...ein Sechseck!
Die grelle Lichterscheinung sprang auf den Zombie über, hüllte ihn in eine helle Aura ein. Grelle Blitze zuckten aus den Grabsteinen heraus und erfassten Tom und mich. Ich war unfähig mich zu bewegen. Und auch Tom stand starr da, hielt noch immer den Pflock in den Händen, war offenbar aber unfähig zu jeglicher Bewegung.
Das uns umgebende Sechseck aus unsagbar hellem Licht begann zu pulsieren.
Von seinen Eckpunkten aus schossen Blitz auf die wie erstarrt dastehenden Eis-Zombies.
Jeder dieser lebenden Leichname war einen Augenblick später umgeben von einer schimmernden Aura.
Vor meinen Augen begann sich alles zu drehen.
Bilder vermischten sich.
Ich wusste nicht mehr, was von dem, was ich sah, Realität war und was ein Ergebnis von Widerspiegelungen meines eigenen Bewusstseins.
Eine Vision?
Ich war mir nicht sicher.
Eisiges Grauen packte mich, als ich den eigenartigen Singsang aus der Ferne hörte... Es waren dumpfe, sonore
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