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Übersinnlich

Übersinnlich

Titel: Übersinnlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Carpenter , Britta Strauss , Kerstin Dirks , Helene Henke , Tanya Carpenter
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Dunkel, als das Licht erlosch.
    Vier Nächte später formte sich ein Plan in ihrem Kopf.
    Ihr Weg zum Aussichtspunkt hinter der Union Station führte über eine Brücke, die die Gleise überspannte. Allabendlich rauschte der Amtrak nach San Diego hier hindurch, ein Monstrum aus Stahl mit tausend Tonnen Gewicht, immer zur gleichen Zeit.
    Tagsüber verbarg sie sich in den Kanälen, oft so dicht unter der Oberfläche, dass sie die Menschen spüren konnte. Spielerisch drang sie in ihre Gedanken ein, um die Grenzen ihrer Kräfte auszuloten. Es war wie Schwimmen in fremden Körpersäften. Sie fühlte sich besudelt, wenn sie sich zurückzog, kontaminiert von fremden Begierden, Sehnsüchten, Sorgen und Eitelkeiten. Doch sie lernte auch, Mariposas Gabe zu kontrollieren, viel besser, als es ihr je mit ihrer eigenen gelungen war.
    Und sie begriff endlich, wie einzigartig diese Gabe sie machte, und warum es Mariposa geschafft hatte, sie aus ihrem Körper zu vertreiben.
    Nach Einbruch der siebten Nacht verschloss sie ihren Geist, so fest sie konnte. Sie spürte Alans Aura nicht mehr und hoffte, dass auch er sie nicht spürte. Zögernd näherte sie sich dem Haus.
    Spinnengleich erklomm sie die Wand. Sie hing über dem Fenster des Ateliers und wartete, dass Alan es aufschob, wie jede Nacht, wenn die Luft abkühlte. Ihre Klauen, verkeilt zwischen Ziegelsteinen, begannen zu zittern. Nun hing alles vom richtigen Zeitpunkt ab. Sie war stark, aber Alan ein gefährlicher Gegner. Und sie musste ihn ausschalten, ohne ihn zu töten. Ihr wurde schlecht bei der Vorstellung, was alles schiefgehen konnte.
    Ein Wortwechsel streifte ihr Ohr, ein Streit mit erhobenen Stimmen. Alan sagte etwas und die Frau, die Eves Körper gestohlen hatte, lachte spöttisch. Sie hörte ihr eigenes Lachen mit den Ohren des Monsters, doch es klang falsch. Verächtlichkeit schwang darin, und eine untergründige Bosheit. Sie wollte sich krümmen vor Schmerz. Doch wenn ihr Plan funktionierte, wenn er funktionierte …
    Wenn.
    Sie konnte in dieser Nacht den Tod finden und niemand würde ihr nachtrauern. Nein, sie würden den Kadaver verbrennen und die Asche in die Wüste streuen. Sie biss die Zähne zusammen, um sich zu konzentrieren. Für Zweifel blieb keine Zeit.
    Mit der freien Hand umklammerte sie den Pflasterstein, den sie im Hof aufgehoben hatte. Die widerlichen Bluttassen tauchten vor ihrem geistigen Auge auf und fegten den letzten Rest Wankelmütigkeit beiseite.
    Alan blieb ein paar Mal am Fenster stehen, aber lehnte sich nie hinaus. Sie wartete und zitterte und fragte sich, ob sich die Reserven von Mariposas unnatürlichem Körper jemals erschöpften. Wie lange konnte sie sich an diese Wand klammern, bis ihre Kräfte versagten?
    Dann tauchten Eves honigblonde Locken in der Fensteröffnung auf. Alan trat hinter sie, doch legte seine Arme nicht um ihre Hüften, wie sie es halb erwartet hatte.
    Jetzt?
    Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, denn seine Schultern spannten sich plötzlich an. Hatte er sie gewittert? Egal. Sie konnte nicht riskieren, das Überraschungsmoment zu verlieren.
    Wie eine tödliche Heuschrecke schwang sie ins Fenster, stieß Eve mit einem Tritt beiseite und erwischte Alan mit einem Aufwärtshieb im Gesicht. Der Stein traf ihn am Kinn, Blut spritzte, die Wucht des Hiebs schleuderte ihn rücklings zu Boden. Dann war sie über ihm und rammte ihm den Stein gegen die Schläfe, was ihn augenblicklich außer Gefecht setzte. Sein Kopf, blutüberströmt, fiel zur Seite.
    Erleichterung und Entsetzen rangen in ihrer Brust, doch sie ließ nicht zu, dass ihre Emotionen sie überwältigten. Stattdessen setzte sie Mariposa nach, die zur Tür stürzte. Sie fing ihren Körper, bevor Mariposa den Knauf berührte. Mit beiden Armen packte sie die Frau, die sie selbst war, trug sie zum Fenster und sprang mit ihrer Last nach unten. Der Aufprall machte ihr nichts aus, doch Mariposa schrie, bis sie ihr eine klauenbewehrte Hand auf den Mund presste. Trotz der Eile war sie vorsichtig. Zu groß war ihre Angst, den Körper zu verletzen. Dennoch sprang Blutgeruch sie an, Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor und Mariposa trat um sich wie eine Furie.
    „Still“, knurrte sie, „halt still!“
    Alan würde sich rasch wieder erholen. Es galt, keine Zeit zu verlieren. Sie schulterte ihre Last und rannte los.
    Als sie die Brücke erreichte, die Gleise glänzend im Licht der Laternen, krochen wieder Zweifel hoch, die sie sofort unterdrückte. Sie erklomm das Geländer,

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