überSINNLICHE Nächte - überSINNLICHE Nächte - Wild Nights
lag auf dem Fußboden. Neben ihm ausgestreckt lag eine schlummernde Göttin. Erin murmelte etwas und vergrub ihr Gesicht im Kissen.
Er stieg aus dem Bett und fischte das Handy aus seiner Hose, damit das Klingeln Erin nicht weckte. Sie brauchte Ruhe.
Mitten in der Bewegung erstarrte er. Ließ seine Zunge durch seinen Mund kreisen.
Keine Reißzähne. Aber er hatte keine Zeit, diese Entdeckung gebührend zu würdigen.
»Wer zum Teufel ist da?«, blaffte er ins Handy.
»Meinen Glückwunsch, Varkyr.«
Natürlich, Cymon. Wer sonst besaß die Dreistigkeit, um sechs Uhr in der Früh nach der Nacht, in der er hätte sterben sollen, anzurufen? Aber seine Wut verrauchte schnell.
»Ich bin kein Varkyr mehr«, sagte er. »Ich bin jetzt sterblich. Ich vermute, ich sollte meinen Hals lieber von dir fernhalten.«
Cymon lachte reumütig. »Genau, für uns brave Vampire gibt's nur Blut im Beutel. Und du weißt ja, ich habe versprochen, sowohl dich als auch deine Gefährtin zu beschützen.«
»Tja, wenn das so ist ...« Michael rieb seinen Hinterkopf. »Ich würde mich ja bedanken, wenn ich nicht wüsste, dass du keine andere Wahl hast.«
»Ich bin ein Ältester, Sterblicher. Ich habe immer eine Wahl. So wie du.«
Er wusste, Cymon bezog sich auf die Wahl, dass er jetzt seinesgleichen jagen konnte. »Ich habe noch nicht weiter Pläne gemacht als bis zu diesem Morgen. Ich werde mit Erin zum Brunch gehen, und danach machen wir einen Spaziergang am Fluss und genießen die Sonne ...«
Seine Stimme stockte. Ein Tag im Licht der Sonne. Das war Erins Geschenk an ihn. Beinahe das wertvollste Geschenk, das er sich vorstellen konnte. Das Wertvollste war ihre Liebe.
Cymon seufzte übertrieben. »Es treibt mir die Tränen in die Augen.«
»Ich hab schon immer gewusst, dass du sentimental bist.«
»Stimmt. Na dann, genieß dein sterbliches Leben, Varkyr.«
Irrte sich Michael, oder schwang in Cymons Stimme etwas aufrichtig Wehmütiges mit?
»In ungefähr hundert Jahren«, fuhr Cymon fort, »werde ich deine Urgroßenkel treffen.« Er gähnte übertrieben. »Nachtinacht, Sterblicher. Für uns Vampire ist es Zeit, in unseren Särgen zu verschwinden. Ich bin schon spät dran.«
Michael legte lachend auf. Erleichtert blickte er zum Bett. Erin schlief noch.
Er trat ans Fenster. Einen Moment lang zögerte er, dann traf er eine Entscheidung. Er zog die Jalousie zehn Zentimeter hoch und ließ das Licht durch das Fenster auf seine nackte Brust fallen.
Es traf ihn, umschloss ihn. Bedeckte seine Haut.
Aber es verbrannte ihn nicht.
Er ließ die Jalousie wieder herunter und teilte die Lamellen auf Augenhöhe. Zehn Minuten stand er einfach nur da, starrte nach draußen und genoss die Schönheit der frühmorgendlichen Sonne.
»Guten Morgen.«
Er drehte sich um und hielt den Atem an. Erin lächelte ihn glücklich an und strahlte pures Glück aus.
Er erwiderte ihr Lächeln.
»Ich habe gesehen, wie du die Jalousie hochgezogen hast«, sagte sie leise. »Geht es?«
Michael nickte. Er zog die Jalousie hoch und tauchte sie beide in Licht. Er erinnerte sich, wie er - bevor er im Parkhaus seinen Arm ins Sonnenlicht gehalten hatte - gedacht hatte, wie schön sie im Sonnenlicht aussah. Erinnerte sich daran, wie ihr Haar feuergleich loderte, rot und golden und wunderschön. Ihre Haut war im Sonnenlicht pfirsichweich und ihre grünen Augen schöner als eine englische Landschaft im Frühling - ein Anblick, den er schon immer geliebt hatte.
An diesem Morgen erkannte er, dass er ihre Schönheit unterschätzt hatte.
Im nächsten Moment war er wieder bei ihr im Bett. Er drückte sie an sich, während sie ihn streichelte. Ehrfürchtig sagte er: »Weißt du eigentlich, wie wunderbar es war, die Nacht schlafend in deinen Armen zu verbringen?«
Ehe sie darauf etwas erwidern konnte, legte er die Finger auf ihre Lippen. Sie küsste seine Fingerspitzen.
»Ich bin der glücklichste sterbliche Mann der Welt, weil ich dich als meine Seelengefährtin gefunden habe.« Er fürchtete, seine Stimme könnte brechen. Das war für einen Mann, der bis vor Kurzem noch ein großer, böser Vampir gewesen war, etwas höchst Beunruhigendes. Er grinste sie einfach nur an, um zu kaschieren, wie verlegen er war.
Er wurde mit einem strahlenden Lächeln belohnt.
»Keine Reißzähne!«, kreischte sie.
Er drehte sie auf den Rücken.
»Warte ...«
Er konnte seine Ungeduld kaum verbergen und legte seine Hand auf Erins heiße, feuchte Möse. Er blickte in ihre funkelnden Augen.
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