überSINNLICHE Nächte - überSINNLICHE Nächte - Wild Nights
könnte jetzt nur daran denken, wie gut sie sich bei Luc fühlte. Aber es gab andere Sorgen, die diesen ruhigen Moment nutzten, um in ihre Gedanken einzudringen. Sie schüttelte den Kopf. Sie war nicht sicher, wie sie ihre Sorgen in Worte fassen konnte. »Ich mache mir Sorgen um Dad.«
Luc richtete sich abrupt auf. Er runzelte die Stirn. Dann schüttelte er grinsend den Kopf. »Was lässt dich nach unglaublich geilem Gutenmorgensex mit zwei absolut perfekten Männern an deinen Vater denken?«
Tia lachte. »Absolut perfekt, ja? Also, wenn du das so siehst ...«
Luc setzte sich auf eine alte Truhe, die unter dem Fenster stand. Er nahm ihre kleineren, kalten Hände in seine und wärmte sie. »Warum sorgst du dich um Ulrich? Der Mann ist so gesund wie ein Pferd, er macht einen verdammt guten Job als Geschäftsführer von Pack Dynamics und ist aktiv an der Suche nach weiteren Chanku beteiligt. Was könnte er sich mehr wünschen?«
Tia zuckte mit den Schultern. »Was wir haben. Eine Gefährtin. Eine Frau, die ihm das Bett wärmt. Eine Seelenverwandte.«
»Süße, ich hasse es ja, dich eines Besseren belehren zu müssen, aber dein Vater hat seit dem Tod deiner Mutter nicht das Leben eines Mönchs geführt. Er ist nachts selten allein.«
»Das ist nicht dasselbe. Anders als wir hat er niemanden, den er wirklich liebt ... Es gibt niemanden, der ihn wahrhaftig liebt. Erinnerst du dich nicht mehr, wie es früher war? Du konntest fünfmal täglich Sex haben, jeden Tag. Trotzdem hast du dich irgendwie leer gefühlt.«
»Fünfmal täglich, ja?« Luc beugte sich vor. Er schnupperte an der empfindlichen Stelle, wo Hals und Schulter aufeinandertrafen. »Wenn wir diesen Rhythmus aufrechterhalten wollen, schuldest du mir aber noch zwei Male.«
Tia kicherte. Sie senkte das Kinn. »Hör auf damit. Ich versuche, ein ernstes Thema mit dir zu besprechen. Ich verspüre eben diese Leere bei meinem Dad. Es ist, als könnte er den Tod meiner Mom nicht hinter sich lassen.«
Luc lehnte sich zurück und legte die Handflächen auf seine Oberschenkel. »Ich weiß genau, was du meinst.« Er seufzte. »Aber was können wir tun? Es ist ja nicht so, als könnten wir einfach nach draußen gehen und für ihn ein Chankuweibchen ausgraben.« Er streckte die Hand aus und versetzte ihr mit der Fingerspitze einen Nasenstüber. »Bei mir hat es zwanzig Jahre gedauert, bis ich dich gefunden habe.«
Sie knabberte an seiner Fingerspitze, ehe ihre Hand seine umschloss. »Ich bin so froh, dass du mich gefunden hast, Luc. So unglaublich froh.«
Die vergangenen Wochen waren für sie noch immer wie ein Traum. Sie war nach San Francisco zurückgekehrt, um einen neuen Job anzunehmen, und hatte gehofft, endlich die wahre Geschichte um den Tod ihrer Mutter zu erfahren. Sie hatte erfahren, dass Camille Mason nicht das Opfer eines namenlosen Straßenräubers geworden war. Nein. Sie war von einem jungen Polizisten erschossen worden. Einem Anfänger, der nur einen Wolf gesehen hatte, der durch den Golden Gate Park rannte.
Ein junger Polizist namens Luc Stone. Tia wusste nicht, dass Luc seither seine Tat jeden Tag bereut hatte und sich bis heute nicht hatte vergeben können, eine junge Frau erschossen zu haben, die zu derselben wunderbaren Spezies gehörte wie er. Sie war eine Chanku. Gestaltwandler, die von einer uralten Blutlinie abstammten. Ihre Vorfahren waren einst auf der rauen, vom Wind gepeitschten Steppe des tibetanischen Hochlands geboren worden.
Aber Luc hatte damals noch nichts von den Chanku gewusst. Er wusste nichts davon, bis er nach Camilles Beerdigung Ulrich Mason gegenüberstand und die Wahrheit über die Frau erfuhr, die er getötet hatte. Ohne Vorwarnung hatte Ulrich Luc gezeigt, was es hieß, wenn man sich von der menschlichen Gestalt in die eines Wolfs verwandelte. Er hatte den jungen Polizisten fast zu Tode erschreckt.
Dann hatte Ulrich Mason ihm von der uralten Rasse der Gestaltwandler erzählt. Er hatte Luc erklärt, Camille sei eine Chanku gewesen. Wie auch Ulrich ... und wie Luc.
Erst als sie in ihre Geburtsstadt heimkehrte, erfuhr Tia schließlich die Wahrheit über ihr eigenes Erbe. Endlich bekam ihr Körper die erforderliche Mischung Nährstoffe, die es ihm erlaubte, sich so zu verwandeln, wie die Natur es für sie vorsah.
Erst damals hatte Tia ihr Chankuerbe angenommen.
Sie blickte in Lucs wunderschöne, bernsteinfarbene Augen. Sie las darin die Vorwürfe, die er sich selbst machte. Das würde nie verschwinden. Obwohl es ein
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