Überwacht: S.M.A.R.T. - virus inside (Thriller) (German Edition)
informiert werden.«
»Jo, geht klar, Chef!«, antwortete Murrat, der Jüngere der beiden Beamten, dessen türkische Herkunft nicht zu überhören war. Er war nur knapp über zwanzig Jahre alt und wirkte sportlich und durchtrainiert. Karl Fischer, der Andere der beiden Polizisten, war ein mittfünfziger, kleiner und etwas übergewichtiger Mann, dem schon von Weitem anzusehen war, dass er niemals freiwillig Sport treiben würde. Er schien nicht sonderlich begeistert über den Auftrag zu sein, wollte seinem Vorgesetzten aber auch nicht widersprechen.
Die Spezialisten der Spurensicherung hatten inzwischen damit begonnen, die völlig ausgebrannte Wohnung in der dritten Etage zu untersuchen, um die Ursache des Brandes zu ermitteln und mögliche Indizien für eine Brandstiftung oder verdeckte Straftaten zu sichern.
Paris
Mittwoch, nachts
Erleichtert atmete Loreen Burgon auf, als das Flugzeug endlich am Terminal von Paris andockte. Wie sehr sie doch das Fliegen hasste! Das war so, seit sie als achtjähriges Kind das erste Mal mit ihrer Mutter in den Urlaub geflogen war. Dabei hatte sie ihrem Nebenmann einfach so auf die Hosen gebrochen, weil ihre Mutter, und eigentlich alle anderen auch, geschlafen hatten und sie zwischen ihr und dem ebenfalls schlafenden Fremden eingekeilt war. Niemand war da, um ihr beizustehen und zu helfen, als ihr so unendlich schlecht war. Weder ihre Mutter und auch keine von den Stewardessen! Sie hatte es lange unterdrücken können, aber eben nicht lange genug ... Noch immer, fast dreißig Jahre später, konnte sie sich an das fürchterliche Theater erinnern. Ihr damaliger Sitznachbar, ein rüstiger Rentner, der sowieso schon genervt war, weil so eine quirlige Göre neben ihm sitzen musste, hatte fast das ganze Flugzeug zusammengebrüllt und konnte erst vom Piloten höchstpersönlich wieder beruhigt werden.
Seitdem hatte es Loreen weitgehend gemieden, wieder in einen Flieger zu steigen. Die wenigen Male, wo sie doch fliegen musste, hatte sie sich mit irgendwelchen Medikamenten regelrecht eingeschläfert, sodass sie vom Flug kaum etwas mitbekommen hatte.
Außer heute! Den Flug von Hamburg nach Paris, wo ihre Mutter seit ein paar Jahren lebte, hatte sie ganz spontan angetreten. Der Grund dafür war, dass sie von jetzt auf gleich von ihrem Boss die Kündigung erhalten hatte. Sie war darüber so schockiert gewesen, dass sie nicht einmal nach dem Grund gefragt hatte. Den Briefumschlag hatte sie auch nicht geöffnet, sondern so, wie er war, in ihren Rucksack gesteckt.
Seit über sechs Jahren hatte sie als Softwareentwicklerin gearbeitet. Und sie war richtig gut dabei! Gut, aber unauffällig! Am liebsten saß sie vor ihrem Laptop an ihrem Schreibtisch und tüftelte ganz allein an schwierigen Problemen, ohne dabei mit irgendjemandem reden zu müssen. Reden war sowieso überhaupt nicht ihr Ding! Die Projekte, an denen sie arbeitete, hatten nichts Glamouröses an sich - sie entwickelte Programme für Steuergeräte. Kaum jemand ihrer Bekannten kannte die kleine Firma CUI - "Control Unit International GmbH", für die sie arbeitete. Die knapp dreißig Angestellten waren alles ziemliche Freaks, die nichts Schöneres kannten als ihren Computer. Unter Insidern waren die CUIs, wie man sie nannte, bekannt als die absoluten Spezialisten, die jedes Problem gelöst bekamen. Deshalb lief die Firma auch so gut.
Loreen liebte ihre Arbeit. Sie war jeden Tag mindestens zehn bis zwölf Stunden im Büro und manchmal auch noch viel länger. Selbst ihre Freizeit verbrachte sie, wie die Meisten ihrer Kollegen auch, am Computer und arbeitete an ihren Projekten. Deshalb konnte sie sich ihren Rauswurf auch überhaupt nicht erklären, außer dass es wieder einmal so eine Laune ihres unberechenbaren Chefs gewesen sein musste.
Kurz nach Mittag war sie plötzlich in sein Büro gerufen worden und er hatte ihr wegen eines angeblichen Fehlers jede Menge Vorwürfe gemacht. Dabei war das gar nicht ihr Projekt gewesen, sondern das von Juri, einem ihrer Kollegen. Doch ihn wollte sie nicht anschwärzen. Schließlich hatte der aus der Ukraine stammende, unheimlich schüchterne Mann, schon genug zu leiden. 'Migrationshintergrund' - spöttelten die Anderen immer, weil er einen ausgesprochen starken Akzent hatte, obwohl sein Deutsch ansonsten gut war. Und außerdem fand sie ihn ganz süß ...
Also antwortete sie lieber nicht auf die Anschuldigungen ihres Chefs, bis er völlig ausgerastet war und sie wie ein dummes Schulkind
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