Überwacht: S.M.A.R.T. - virus inside (Thriller) (German Edition)
sich den beiden Männern. Obwohl sie am liebsten einfach weggelaufen wäre, hatte sie dafür keine Kraft. Ihre Arme und Beine schmerzten wie verrückt und sie war müde und im Moment nicht in der Lage, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Selbst, als sie das kühle Wasser in ihrem Gesicht spürte und ein paar Schlucke davon getrunken hatte, fühlte sie sich nicht wirklich besser.
Fast willenlos lief sie zwischen den zwei Männern den Gang entlang und eine Treppe nach oben, bis sie in einem prunkvoll eingerichteten Zimmer ankamen.
Die Wände waren mit aufwendig verziertem Holz getäfelt, nur unterbrochen von einem Bücherregal, in dem exakt ausgerichtet in dunkles Leder gebundene Bücher mit goldener Schrift standen. Wahrscheinlich hatte noch nie jemand eines der Werke überhaupt aus dem Regal genommen und gelesen.
Von der Decke, die ebenfalls mit schön gemasertem Holz verkleidet war, hing ein riesiger Kronleuchter herab. Seine unzähligen Kristalle schimmerten in allen Farben des Regenbogens und tauchten den Raum in ein angenehmes, warmes Licht.
In der Mitte des Raumes, genau unter dem Leuchter, war ein großer, runder Tisch platziert, dessen mehrere Zentimeter dicke Glasplatte auf einem kunstvoll aus Holz geschnitzten Drachen ruhte. Ein großer Blumenstrauß stand in einer filigran verzierten Porzellanvase in der Mitte des Tisches.
Mehrere gesteppte Ledersofas und Sessel standen zum Teil einzeln oder in Gruppen arrangiert im Raum. In einem der Sessel, der mit seiner hohen Lehne fast wie ein Thron wirkte, saß der alte Mann und las in einer Zeitung. Ihm gegenüber hatte es sich der Italiener auf einem der Sofas bequem gemacht und spielte mit seinem iPhone.
»Loreen. Schön, dass du uns mit deiner Anwesenheit beehrst«, sagte der Alte ohne die geringste Wärme in seiner Stimme, »Nimm bitte Platz. Möchtest du etwas zu trinken?«
Loreen war überrumpelt davon, dass der unbekannte Mann sie gleich mit Namen ansprach. Kopfschüttelnd setzte sie sich in einen freien Sessel. Die Polsterung war derart weich, dass sie so tief einsank, dass sie zu dem Alten aufblicken musste. Nachdem sie sich niedergelassen hatte, legte er die Zeitung beiseite, beugte sich etwas nach vorn und sagte, »Loreen, ich will gar nicht lange um den heißen Brei herum reden. Du hast etwas, was mir und Sergio gehört und das hätte ich jetzt gern von dir zurück!«
München
Freitag, vormittags
Seit gestern waren die IT-Spezialisten und weitere Beamte der Polizei dabei, die Computersysteme und die elektrischen und technischen Anlagen der TÜV-Station unter die Lupe zu nehmen, um herauszufinden, wie es zu den Pannen und Vorfällen gekommen war. Nach allen Untersuchungen konnten die Ermittler zwar zweifelsfrei nachweisen, dass tatsächlich eine Manipulation der Anlage stattgefunden hatte, aber die entscheidenden Fragen, nämlich wer hinter dem Anschlag steckte und vor allem, wie es den Angreifern gelungen war, die modernen Sicherheitssysteme zu überwinden, war völlig unklar geblieben.
Sepp Huber, der Leiter der Station, konnte es nicht fassen, dass die Prüfeinrichtung weiter geschlossen bleiben sollte. Auch seine plötzliche Kooperationsbereitschaft änderte daran nichts. Bis zum Abschluss der Ermittlungen und vor allem der Klärung der offenen Fragen durfte keine der hochmodernen Anlagen wieder in Betrieb genommen werden.
Die Fahndung nach Maria Cerventino, die inzwischen auf das gesamte Bundesgebiet ausgedehnt worden war, hatte auch erste Hinweise ergeben. Auf dem Nürnberger Bahnhof war sie auf mehreren Aufnahmen der Videoüberwachung mit einer sechzig-prozentigen Wahrscheinlichkeit identifiziert worden. Genauer ließ es sich nicht bestimmen, da sie auf den Aufnahmen Kopftuch und Brille trug. Eine weitere Untersuchung hatte ergeben, dass sie eine Fahrkarte von München nach Hannover gekauft hatte, kurz, nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatte.
Zurzeit waren die Beamten noch dabei, die Videoüberwachung vom Bahnhof in Hannover zu durchsuchen, um zu erfahren, ob sie auch tatsächlich dort angekommen war. Vielleicht würden sich daraus ja auch noch weitere Hinweise ergeben.
25
Hamburg
Freitag, vormittags
Als Gert Mayer-Schaumberg in das Zimmer von Ali Murrat trat, war dessen Partner, Karl Fischer, auch gerade von einer Praktikantin im Rollstuhl hierher gebracht worden. Er stand gleich neben dem Bett des Schwerverletzten und hatte sich etwas zu ihm hinüber gebeugt. Als sein Vorgesetzter aber in das
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