Überwacht: S.M.A.R.T. - virus inside (Thriller) (German Edition)
Direkt unter dem Dach befand sich eine Art Kontrollraum und scheinbar wollte Taylor genau dort hin.
Juri folgte ihm, obwohl er sich schon darüber wunderte, warum sie genau dorthin flüchten sollten. Im Rennen zog der Afrikaner ein kleines Telefon, dessen Vibrationsalarm rüttelte, aus seiner Tasche und hielt es an sein Ohr, ohne sein Tempo zu verringern.
»Hey! Where in the hell are you guys? ... No, no! Hurry up! ... Yes, come to the roof. Right now!«, hechelte er ins Mikrofon.
Juri zuckte zusammen, blieb stehen und wich erschrocken sogar ein Stück zurück, als er die englischen Worte hörte. Wer war dieser Mann überhaupt? Die letzte Stunde war alles so durcheinandergelaufen, dass Juri gar nicht dazu gekommen war nachzudenken. Außer ein paar wenigen Worten hatte er eigentlich auch gar nicht mit ihm gesprochen. Dafür hatte dieser ihm gleich mehrmals hintereinander wahrscheinlich das Leben gerettet. Mit einem Mal wurde ihm jetzt bewusst, dass er Taylor einfach blind vertraut hatte, obwohl er absolut gar nichts von ihm wusste. Juri wunderte sich über sich selbst, dass er so naiv und gedankenlos gewesen war. Er hatte sich ja noch nicht einmal die Frage gestellt, wo Taylor, falls das sein wirklicher Name war, überhaupt hergekommen war und wieso dieser ihm so scheinbar uneigennützig half. Doch auch jetzt blieb ihm keine Zeit zum Überlegen.
Bei der Tür fielen einige Schüsse. Ihre Verfolger waren gerade dabei, mit Gewalt die verriegelte Tür aufzubrechen. In diesen Lärm mischte sich noch ein weiteres Geräusch, das sich wie ein näherkommender Helikopter anhörte. In der Ferne waren auch Polizeisirenen zu hören.
»Was ist?«, fragte Taylor, der Juris Zögern bemerkt hatte.
»Wer bist du? Und ... und was ...«
Krachend brach die Tür aus ihren Angeln und zwei der Verfolger stürzten in die Lagerhalle, wurden aber von den vor der Tür aufgestapelten Teilen erst einmal daran gehindert weiterzulaufen. Doch das würde sie nicht wirklich lange aufhalten können.
»Vertrau mir!«, rief ihm der Afrikaner zu, »Komm mit! Ich erkläre es dir später! Okay?«
Da es keine echte Alternative gab, folgte Juri ihm doch. Als sie die Treppe erreichten, hatten die Angreifer sich auch schon durch das wilde Chaos gekämpft und eröffneten schon wieder das Feuer auf sie.
Der Hubschrauber befand sich inzwischen direkt über der Lagerhalle und es klang so, dass zwei oder drei Personen auf das Blechdach sprangen. Die Angreifer blickten genauso überrascht nach oben wie Juri. Nur Taylor schien regelrecht darauf gewartet zu haben.
Für einen Moment unterbrachen die Verfolger ihren Angriff und der Dunkelhäutige rannte, dicht gefolgt von Juri, die Treppe zu dem Kontrollraum hoch. Sofort eröffneten die Angreifer wieder das Feuer und Taylor wurde am Oberschenkel von einer der Kugeln getroffen.
Beinahe hätte er dadurch das Gleichgewicht verloren und wäre die Treppe heruntergestürzt, doch Juri fing ihn auf und half ihm, sich weiter hochzuziehen. Plötzlich flog die Tür des Kontrollraumes auf und zwei bis an die Zähne bewaffnete Söldner, die in ihren Tarnanzügen, schusssicheren Westen und Helmen wie ein Sonderkommando der US Navy aussahen, sprangen auf die Treppe und einer von ihnen erwiderte sofort das Feuer mit einem Sturmgewehr, während der Andere eine Tränengasgranate schleuderte.
Die dadurch zum Rückzug gezwungenen Angreifer brachen ihre Attacke ab und suchten selbst Deckung, sodass Taylor mit Juris Hilfe schnell den restlichen Weg zu der Tür des Kontrollraumes zurücklegen konnte. Die beiden schwerbewaffneten Soldaten halfen ihnen ins Innere des nur wenige Quadratmeter großen Raumes und von dort über eine Strickleiter durch ein Dachfenster nach oben auf das Flachdach. Hier wurden sie bereits erwartet.
Der Helikopter schwebte nur gut einen Meter über dem Dach. Ein kräftiger Wind, der von den Rotoren erzeugt wurde, blies über das wellige Blech. Juri wurde, als er kurz zögerte, recht unsanft von seinen Rettern genötigt, in den Hubschrauber zu klettern. Sobald alle an Bord waren, stieg der Helikopter etwas auf und flog in geringer Höhe über die Lagerhallen, Containertürme und schließlich das Hafengelände davon.
Hannover
Freitag, vormittags
Loreen war todmüde. Sie konnte gar nicht mehr sagen, seit wie vielen Stunden sie nicht mehr richtig geschlafen hatte. Für einen Moment war sie in eine Art Halbschlaf gesunken, als die Tür aufging. Das plötzliche, grelle Licht schmerzte in ihren
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