Überwacht: S.M.A.R.T. - virus inside (Thriller) (German Edition)
Blicke.
»Was soll das denn jetzt?«, empörte sich einer der Beamten, die an dem Besprechungstisch zurückgeblieben waren, »Erst werden von ihm alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Fall mit höchster Priorität zu bearbeiten und jetzt so?«
»Was soll's? Willst du dich deshalb etwa mit Mohler anlegen? Er ist der Boss.«
In diesem Moment ging wieder die Tür auf und Pjotr Petrowski trat, gefolgt von seinem Partner Harald Hinze, in den Raum. Er selbst schien bestens gelaunt zu sein. Als er die unmotiviert vor sich hinschauenden Gesichter sah, blieb er mit fragendem Blick stehen.
»Was ist los, Leute? Seid ihr etwa schon durch?«, fragte er vorsichtig an.
»Durch womit?«, entgegnete eine Polizistin mittleren Alters.
»Womit wohl? Mit der Fallberatung natürlich. Wir haben nämlich noch äußerst interessante wie wichtige Informationen.«
»Die kannst du dir ...«, antwortete die Polizistin gereizt, wurde aber von einem ihrer Kollegen unterbrochen.
»Elsa!«
»Was denn? Is doch so.«
»Ich verstehe kein Wort!«, reagierte Petrowski, »Kann mal einer bitte Klartext reden?«
»Mohler hat wohl von Europol irgendwelche Infos bekommen, dass Cerventino wahrscheinlich Verbindungen zur italienischen Mafia haben soll oder noch mehr. Und jetzt vermutet er, dass das alles mit organisierter Kriminalität zu tun hat. Deshalb will er den Fall abgeben. An eine übergeordnete Kommission, vermute ich. In einer Stunde sollen deshalb sämtliche Berichte bei ihm sein.«
In dem Gesicht des gebürtigen Russen war leicht abzulesen, dass er alles andere als erfreut darüber war. Gerade jetzt, wo er dabei war herauszufinden, was im Krankenhaus passiert war, war er nicht bereit, sich den Fall wegnehmen zu lassen. Schon gar nicht, wo Oliviana Lorenzo ihm die Informationen zukommen lassen wollte.
»Ich habe noch etwas im Auto vergessen«, log er und verließ den Raum, ohne noch etwas zu den anderen Polizisten oder seinem Partner zu sagen. Zu Gottfried Mohler, seinem Vorgesetzten, zu gehen, kam ihm nicht in den Sinn. Schließlich kannte er ihn gut genug, um zu wissen, dass es sowieso völlig unmöglich sein würde, ihn dazu zu bringen, seine Entscheidung zurückzunehmen.
Doch da er von ihm persönlich noch keine Anweisungen bekommen hatte, brauchte er sich auch nicht daran zu halten. Ihm würde später dann schon etwas einfallen.
Kurz, nachdem er die Polizeistation verlassen hatte, klingelte auch schon sein Telefon. An der Nummer erkannte er, dass es Mohler war. Einfach wegdrücken konnte er ihn natürlich nicht, doch den Anruf annehmen wollte er noch viel weniger. Also schaltete er sein Handy auf 'Lautlos', steckte es zurück in die Hosentasche und lief, so schnell er konnte, zu seinem Auto.
28
Hannover
Freitag, kurz vor Mittag
»Ich frage dich jetzt noch einmal. Wo hast du die Fotos von deinem Vater? Antworte mir jetzt endlich!«, forderte der Alte und blickte inzwischen voller Hass auf Loreen, die die ganze Zeit wie versteinert dasaß und vor sich hin starrte.
»Die Bilder habe ich auf der Festplatte meines Computers«, antwortete sie schließlich doch mit leiser Stimme, »Wenn es für sie so wichtig ist, schicke ich ihnen gern eine Kopie davon. Dann können sie mich jetzt ja gehen lassen. Sobald ich in meiner Wohnung bin, schicke ich sie los.«
Für einen Moment sah sie eine winzige Chance. Davon, dass sie die Bilder auch in ihrem Cloudspeicher hatte, sagte sie kein Wort. Der weiterhin eiskalte Gesichtsausdruck des Alten ließ Loreens Hoffnung, auf diese Weise womöglich ganz schnell freizukommen, jedoch wie eine Seifenblase platzen.
»Du verstehst immer noch nicht, worum es wirklich geht?«, fragte der Alte mit einem so eigenartigen und sehr unangenehmen Unterton, dass sie das Gefühl hatte, als würde er ihr ganz langsam den Hals zudrücken wollen.
»Loreen, Loreen«, setzte er fort, »Ich kann dich jetzt nicht einfach gehen lassen. Das weißt du! Du wirst ab jetzt für mich arbeiten. Oder ...«
»Oder was?«, fragte sie mit zittriger Stimme, obwohl sie die Antwort bereits kannte beziehungsweise zumindest erahnte.
Der Alte gab ihr drauf keine Antwort und für Loreen fühlte es sich so an, als ob sich diese unausgesprochenen Worte wie scharfe Messer in sie hineinbohrten. Im Moment war sie nicht in der Lage, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
Was hatte der Alte nur mit ihr vor? Und was wollte er wirklich? Loreens Hände begannen zu zittern, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, außer
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