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Überwachtes Netz

Überwachtes Netz

Titel: Überwachtes Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Meister Markus Beckedahl
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Bedrohung durch diese Operationen, wie zum Beispiel BPs Ölleck, Fukushima oder die Finanzkrise 2008, überwiegen die Gefahren des Terrorismus. Falls dadurch unternehmerische Geheimnisse veröffentlicht werden, ist das völlig in Ordnung. (Die Gründungsväter unseres Landes empfanden unternehmerische Geheimnisse als so schädigend, dass sie ein Patentsystem einführten, um davon abzusehen.)
    Journalismus muss jedoch vor Überwachung geschützt werden, selbst wenn er Teil eines Unternehmens darstellt. Dies beinhaltet die Arbeit, Notizen, Quellmaterial und die Identität von Informanten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass jegliche Aktivitäten eines journalistischen Unternehmens geschützt werden müssten. Ganz im Gegenteil, die Beziehungen zwischen Journalismus und anderen Unternehmen (auch anderen unternehmerischen Aktivitäten) sollten der Öffentlichkeit zugänglich sein, da dies zu Befangenheit bei der Berichterstattung führen könnte.
    Fazit
    Digitale Technologien führten zu einem enormen Anstieg der Überwachung der Bewegungen, Aktivitäten und Kommunikation der amerikanischen Bürger. Es ist weit mehr als noch in den 1990er Jahren und weit mehr, als die Menschen hinter dem Eisernen Vorhang in den 80ern ausgesetzt waren. Und es wäre selbst mit zusätzlichen gesetzlichen Beschränkungen, inwieweit der Staat die akkumulierten Daten benutzen darf, immer noch wesentlich mehr.
    Wenn wir nicht der Meinung sind, dass die USA zuvor unter unzureichender Überwachung gelitten hat und deswegen mehr überwacht werden muss als zu Zeiten der Sowjetunion und Ostdeutschland, müssen wir diesen Anstieg umkehren. Das bedeutet, die Anhäufung enormer Datenmengen über Menschen zu stoppen.
    Dieser Text wurde von der Redaktion ins Deutsche übersetzt und ist unter Creative Commons BY ND [241] lizensiert.

Widerstand gegen Überwachung
in nie dagewesenem Ausmaß
    Glyn Moody
    Obwohl ich als Jounalist bereits seit 20 Jahren über das Internet berichte und als Brite in etwa genauso lange unter Beobachtung der starren Augen von Überwachungskameras gelebt habe, bin ich dennoch überrascht von Edward Snowdens Enthüllungen. Ich hatte schon immer eine sehr zynische Sicht auf Regierungen und ihre Machtinstrumente, wie Polizei und Geheimdienste. Ich habe immer versucht, vom Schlimmsten auszugehen was Überwachung und Angriffe auf meine Privatsphäre anbelangt. Aber ich habe nie geahnt, dass die Regierungen der USA und Großbritanniens mit der Unterstützung anderer Länder zu einer derart totalen und globalen Überwachung fähig wären, wie sie aus den Dokumenten, die Snowden an die Öffentlichkeit gebracht hat, hervorgeht.
    Ich glaube, damit stehe ich nicht allein. Manche behaupten nun, dieses Ausmaß der Überwachung sei »offensichtlich« gewesen und der Industrie »wohl bekannt«, aber diesen Eindruck teile ich nicht. Wenn man von den gleichermaßen schockierten und empörten Kommentaren ausgeht, sieht man, dass Bürgerrechtler und Computerexperten – vor allem im Security-Bereich – sich auch niemals vorgestellt hätten, dass die Dinge so schlimm aussehen. Dies führt uns zur naheliegenden Frage: Wie konnte das nur passieren?
    In Zusammenhang mit der Empörung aus Kreisen derer, die sich mit solchen Angelegenheiten beschäftigen, gibt es etwas anderes, was der Erklärung bedarf: Das weitestgehende Ausbleiben einer Empörung in der normalen Bevölkerung. Natürlich versteht man in manchen Ländern besser als in anderen die Auswirkungen dessen, was Snowden enthüllt hat (manche – vor allem Großbritannien – sind sogar noch schlimmer). Aber angesichts des Ausmaßes und der Kompromisslosigkeit der Ausspähung unserer Onlineaktivitäten fiel die weltweite Resonanz seltsam verhalten aus. Wir müssen verstehen warum, denn sonst wird es noch schwieriger, zumindest einen Teil dieser Unverhältnismäßigkeiten zurückzufahren.
    Die finale Frage, über die dringend nachgedacht werden muss, ist: Was kann man eigentlich tun? Wenn sogar in Ländern wie Deutschland, die normalerweise sehr sensibel auf Angelegenheiten der Privatsphäre reagieren, die öffentliche Resonanz verhältnismäßig gering ausfällt – was sind dann die Alternativen zu einer stärkeren Regierungskontrolle, die in nächster Zeit nicht erwartet werden kann?
    Mitte der 90er Jahre bestand eine utopistische Naivität über den Nutzen des Internet. Seit einiger Zeit ist aber klar, dass das Internet auch seine Schattenseiten hat und benutzt werden kann, um Menschen nicht

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