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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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an seinen Gürtel.
    Zelda sah sich gehetzt um. Dann fasste sie den Hafenmeister am Ärmel und bat mit flehentlicher Stimme: »Bitte, so sagt mir wenigstens, ob sich eine junge blonde Frau und ein gut aussehender Mann in ihrer Begleitung an Bord des Schiffes befanden.«
    Der Hafenmeister schüttelte den Kopf. »Madam, ich kann Euch wirklich nichts sagen. Natürlich befand sich unter den Passagieren mit Sicherheit eine junge Frau mit blondem Haar, die selbstverständlich nicht ohne männliche Begleitung reist. Ich bin mir sogar sicher, dass es sich so verhält, aber ob Eure Schwester eine dieserFrauen war, vermag ich beim besten Willen nicht zu sagen. Dazu müsste ich tatsächlich in die Passagierlisten schauen.«
    Mutlos wand sich Zelda ab.
    Der Hafenmeister aber schien Mitleid mit ihr zu haben, denn er rief ihr hinterher: »Ihr findet mich heute bis zum Sonnenuntergang hier in diesem Kontor. Ich meine, falls Eure Geschichte, dass Ihr die Nichte von Lady Dalrumple seid, nicht doch erfunden ist oder Ihr das Geld auf andere Weise aufbringen könnt.«
    Zelda nickte, dann fiel ihr etwas ein: »Wann geht das nächste Schiff nach Frankreich?«
    Der Hafenmeister runzelte nachdenklich die Augenbrauen. »In vier Tagen. Gleich morgens bei Sonnenaufgang werden die Anker gelichtet.«
    »Gibt es auch dazu schon Passagierlisten?«, fragte Zelda.
    Der Hafenmeister nickte. »Bringt das Geld, dann werdet Ihr alles erfahren, was auch ich weiß. Vielleicht habe ich ja Nachrichten, die Euch erfreuen werden.«
    Zelda sah den Mann aufmerksam an, dann grüßte sie und verließ verzagt das Kontor des Hafenmeisters.
    Draußen saß Elizabeth auf einem steinernen Poller und hielt das Gesicht in die warme Maisonne. Es roch nach Tang, Fisch und Meer, der Wind trug eine warme, leichte Brise heran, und die Sonne strahlte mit aller Kraft vom Himmel. Es war ein wunderschöner Tag, doch Zelda erschien er dunkel, trüb und kalt.
    Sie berichtete von ihren Erlebnissen im Kontor des Hafenmeisters und fügte ohne jede Hoffnung hinzu: »Ich glaube, ich habe meine Schwester verloren. Sicher ist sie auf dem Segler, der gerade dabei ist, am Horizont zu verschwinden.«
    »Jetzt lass den Mut nicht sinken, Zelda. Du bist nicht den langen Weg aus den Highlands bis nach Edinburgh gekommen, um so kurz vor dem Ziel aufzugeben. Lass uns das Haus deiner Tante suchen. Ich bin sicher, auch sie hat ein großes Interesse daran, dass Joan wohlbehalten auf die McLain-Manors zurückkehren kann. Sie wird dir helfen und das Geld für den Hafenmeister beschaffen.« Elizabeth sah Zelda aufmunternd an. Dann stand sie auf, breitete die Arme aus und sagte mit gespielter Fröhlichkeit: »Wer sagt denn, dass Joan und Ian tatsächlich auf der Karavelle sind, die du gerade am Horizont gesehen hast? Ist es nicht genauso gut möglich, dass sie erst mit dem nächsten Segler nach Frankreich aufbrechen?«
    »Du hast Recht«, erwiderte Zelda und straffte die Schultern. »Wir werden jetzt zum Haus meiner Tante gehen, uns etwas frisch machen und dann erneut den Hafenmeister aufsuchen.«
    Wenig später klopften sie an die Tür eines prachtvollen Stadthauses in der Royal Mile. Schon von außen konnte man erkennen, dass die Bewohner des vierstöckigen Hauses gewiss nicht unter Geldnot litten.
    Das Haus war aus geraden Steinen gemauert und ordentlich mit einer dicken Schicht weißem Kalk verputzt. Schmal und herrschaftlich überragte es die beiden Gebäude, die sich links und rechts anschlossen. Die Fenster waren aus Bleiglas, die Läden davor aus edlem Holz und der Türklopfer aus poliertem Messing.
    Eine Magd öffnete, betrachtete die beiden Frauen, verzog dann das Gesicht und erwiderte mit schnippischer Stimme: »Was wollt ihr? Wir kaufen nichts.«
    Zelda zog die Schultern nach hinten, reckte das Kinnund betrachtete die vorlaute Magd mit kühlem Blick. »Meldet Lady Dalrumple die Ankunft ihrer Nichte Lady Zelda McLain. Und schnell, wenn ich bitten darf.«
    Das Mädchen errötete, knickste ordentlich und bat die beiden Besucherinnen mit beinahe unterwürfiger Höflichkeit hinein. Sie bat sie, in der Halle Platz zu nehmen, dann eilte sie mit gerafften Röcken eine der beiden Treppen hinauf, die sich links und rechts von der Halle nach oben in den ersten Stock wanden.
    Zelda und Elizabeth sahen sich um. Obwohl Zelda selbst nicht am Rande der Armut leben musste, war sie von der Pracht im Haus ihrer Tante geblendet.
    Die Wände waren von kostbaren, bestickten Behängen bedeckt, bequeme Stühle mit

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