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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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sich Zeldas Augen mit Tränen. »Ja, es sieht wohl so aus. Alles deutet darauf hin. Aber ehrlich gesagt, ich weiß nichts Genaues. Es gibt so viele Anhaltspunkte und so wenige Fakten. Im Grunde weiß ich nur, dass Joan eines Nachts aus ihrer Kammer verschwunden ist und unweit ihres offenen Fensters eine Mantelschließe mit den Initialen des Mannes lag, den ich liebe.«
    »Hm«, machte Lady Dalrumple nachdenklich. »Eine verzwickte Angelegenheit. Doch jetzt berichte mir den Rest.«
    Zelda erzählte, wie ihr das Pferd gestohlen worden war und sie unter falschen Verdächtigungen ins Verlies geriet. Sie berichtete von der Bekanntschaft mit Elizabeth, ihrer gemeinsamen Flucht und den Abenteuern unterwegs. Nur die Nacht, in der sie um ein Haar vergewaltigt worden wäre, verschwieg sie. Noch immer fühlte sich Zelda durch Banda beschmutzt. So sehr beschmutzt, dass sie sich am liebsten ständig gewaschen hätte.
    Am Ende berichtete sie noch in aller Ausführlichkeit von ihrer Begegnung mit dem Hafenmeister und seinen Forderungen.
    »Du bekommst natürlich das Geld von mir. Sag mir,was immer du brauchst, und du sollst es haben«, sagte Lady Dalrumple. Dann wandte sie sich an Elizabeth. »Dasselbe gilt auch für Euch. Ich bin sehr froh und dankbar, dass Ihr Euch um meine Nichte gekümmert habt. Also nehmt kein Blatt vor den Mund, und lasst mich Eure Wünsche wissen. Doch zunächst werde ich Euch ein Bad richten lassen und frische Kleidung herauslegen.«
    Sie sah um Zustimmung heischend zu den beiden Frauen, und als diese nickten, klingelte sie erneut nach der Magd und trug ihr auf, zwei Gästezimmer herzurichten und für Zelda und Elizabeth ein Bad zu bereiten.
    Köstlich war es, im heißen Wasser zu liegen, sich mit duftender Seife zu waschen und anschließend frische Kleidung anziehen zu können. So wohl wie in diesem Augenblick hatte sich Zelda lange nicht mehr gefühlt. Auch der Gedanke an den Schmutz, den Banda auf ihrem Körper hinterlassen hatte, war ein wenig in den Hintergrund gerückt.
    Eine Stunde nach der Ankunft im Haus ihrer Tante saß Zelda frisch und duftend in der Halle und scharrte ungeduldig mit den Füßen auf dem Marmorboden herum.
    Auch Elizabeth hatte nicht die notwendige Ruhe für eine ausführliche Pflege gehabt. Kurz nach Zelda kam auch sie in die Halle, angetan mit einem sehr vorteilhaften Kleid aus burgunderrotem Tuch und einem Uber-kleid aus grauem Samt.
    Erstaunt sah Zelda auf. Elizabeth hatte plötzlich keinerlei Ähnlichkeit mehr mit einer Wehmutter, die sich nur mit Mühe und Not durchs Leben schlug. Nein, indiesen Sachen wirkte sie wie eine gut gestellte Bürgersfrau oder eine bescheidene Lady.
    Aber genau wie Zelda staunte auch Elizabeth über die Verwandlung, die mit ihrer jungen Freundin geschehen war.
    Zelda trug ein lindgrünes Kleid, das ausgesprochen gut zu ihrer frisch gewaschenen roten Mähne passte, die mit dunkelgrünen Haarbändern in Ordnung gehalten wurde.
    »Jetzt siehst du wirklich aus wie eine Lady McLaih«, sagte Elizabeth voller Bewunderung. »Ich glaube nicht, dass der Hafenmeister es noch einmal wagt, dich fortzuschicken und deinem Wort zu misstrauen, wenn er dich in diesem Aufzug sieht.«
    Auch Zelda machte Elizabeth ein Kompliment, doch Elizabeth lachte nur. »Kleider machen Leute, wusstest du das nicht? Die Menschen beurteilen einander nicht nach ihrem Charakter, sondern nach dem, was sie am Leib tragen. Deshalb werden aus armen Schluckern schnell Verbrecher, die aus geringfügigem Anlass im Kerker enden, während andere, die in Samt und Seide gekleidet gehen, allzu oft davonkommen.«
    Elizabeth hatte die Worte kaum ausgesprochen, als sie sich erschrocken die Hand vor den Mund schlug. Die beiden Frauen hatten nicht bemerkt, dass Lady Dalrumple ebenfalls in die Halle gekommen war.
    »Verzeiht, Lady meine vorlauten Worte«, entschuldigte sich Elizabeth.
    Laetitia Dalrumple winkte ab. »Es gibt keinen Grund, dass Ihr Euch entschuldigen müsst. Ihr habt Recht. Niemand weiß das besser als ich.«
    Sie hatte eine kleine Schatulle bei sich, die sie jetzt auf das Tischchen stellte und mit einem kleinen Schlüsselöffnete. Die Schatulle war bis zum Rand mit Geldstücken gefüllt.
    Lady Dalrumple nahm zwei kleine Lederbeutelchen, füllte sie großzügig mit Münzen und reichte je einen davon Zelda und Elizabeth.
    »Nein, Mylady«, wies Elizabeth das Geschenk zurück. »Ich kann Eure Großzügigkeit nicht annehmen.«
    »Ach, hört auf mit dem Gerede. Ihr habt mit meiner Nichte

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