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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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abtrocknen, dann zog sie ihre Kleider wieder an.
    »Ich glaube, ich habe mich verändert«, sagte sie dann leise.
    »Unfug«, widersprach Elizabeth. »Du siehst genauso schön aus wie gestern Abend, bist genauso liebenswert. Rede dir nichts ein. Banda wird längst über alle Berge sein. Er kann dir nichts mehr tun. Nie mehr.«
    »Ich fühle mich hässlich«, flüsterte Zelda, und ihre Stimme zitterte merklich. »Er hat mich, hat uns Frauen allesamt in den Dreck gezogen. Wir bestünden aus Schleim, Blut, Feuchtigkeit und Galle.«
    Elizabeth nickte. »Banda hat Recht. Es ist so: Der Mensch besteht aus sehr viel Wasser, etwas Schleim, Blut und Galle. Jeder Mensch. Männer und Frauen.«
    »Aber aus seinem Mund klang es … ekelhaft. Ich hatte das Gefühl, auch äußerlich voller Schleim zu sein.«
    Elizabeth zeigte auf eine kleine Bucht im Bachlauf, in der das Wasser glatt wie ein Spiegel war.
    »Da!«, sagte sie. »Betrachte dich darin, und sieh selbst, dass du heute nicht anders bist, nicht anders aussiehst als gestern.«
    Zelda tat, was Elizabeth ihr aufgetragen hatte. Sie ging zu der kleinen Bucht, beugte sich über die glatte Wasserfläche und betrachtete sich. Sie dachte kurz an lans Worte, mit denen er ihre Schönheit beschrieben hatte. Und sie erinnerte sich an die Nacht in ihrem Gemach, als sie diese Schönheit für sich entdeckt und ein zärtliches Gefühl dabei empfunden hatte.
    Doch jetzt sah sie sich mit Bandas Augen. Und auf einmal fand Zelda sich abstoßend, sah in ihren Augen dreckigen, Blasen werfenden Schlamm, Haar, das wie Höllenfeuer loderte und einen großmäuligen Mund, der rot wie eine blutende Wunde aus einer bleichen Fratze von Übelkeit erregender Hässlichkeit hervorstach.
    Zögernd betastete sie mit einem Finger die roten, vollen Lippen, die sich unter ihrer Berührung rissig und von Hautfetzen bedeckt anfühlten.
    Voller Widerwillen über ihr Spiegelbild schloss Zelda die Augen. Hatte sie sich tatsächlich jemals schön gefunden? Hatte sie jemals ein zärtliches Gefühl für sich verspürt?
    Sie lachte bitter auf, ohne sich dessen bewusst zu sein. Schön, ha! Kostbar, pah! Sie war von abstoßendem Äußeren. Nicht wert, von einem Mann geliebt zu werden.
    Wie hatte sie nur jemals einen einzigen Augenblick lang glauben können, lan sei es mit seinen Worten ernst gewesen? Wie hatte sie nur annehmen können, dass er sie liebte!
    Kein Mann dieser Welt war in der Lage, eine Frau wie sie zu lieben. War es ein Wunder, dass er Joan geraubt und mit ihr geflohen war?
    Nein, wahrlich nicht. Sie, Zelda, war es, die lebenslang hinter dicke Klostermauern gesperrt gehörte. Banda erst hatte ihr die Augen geöffnet. Sie würde Joan in das Gutshaus zurückbringen und an ihrer Stelle dorthin gehen, wo sie hingehörte: in eine karge Zelle, die Gestalt mit einer unförmigen Kutte verhüllt.
    Zelda straffte die Schultern, warf ihr Haar lieblos auf den Rücken und knotete einen derben Strick hinein, um sie aus dem Gesicht zu halten. Dann schöpfte sie noch einmal mit den bloßen Händen das kalte Wasser des Baches, schüttete es sich ins Gesicht, sodass es in den Augen brannte, und rubbelte derb die zarte Haut ihrer Wangen.
    Als Elizabeth sah, was Zelda mit sich anstellte, zog sich ihr Herz vor Schmerz zusammen. Banda, was hastdu ihr nur angetan?, dachte sie und nahm sich vor, dafür zu sorgen, dass Zelda auf schnellstem Wege wieder die Alte wurde, dass die Narbe auf ihrer Seele heilte und sie ihre Unbeschwertheit zurückerhielt.
    Zwei Tage später passierte die kleine Kolonne die Stadttore Edinburghs.
    Zelda hatte auf ihrem Weg in die Stadt den Leuten in den kleinen Dörfern und Gehöften aus der Hand gelesen, hatte abends am Lagerfeuer gesessen und gesungen, doch alle Lebensfreude schien aus ihr gewichen zu sein.
    Mehrmals noch hatte Elizabeth die junge Frau aus den Highlands erwischt, wie sie ihre Haut an den Bächen, an denen sie vorübergekommen waren, geschrubbt hatte, bis sie ganz rot geworden war.
    Ihre Hände hatten bereits gelitten, sie waren rissig und rau. Auch die Lippen hatten sich ein wenig entzündet. Sie wirkten trocken, die Haut löste sich in kleinen Fetzen ab. Zelda bürstete ihr Haar nicht mehr, sondern schlang es zu einem unordentlichen Knoten, der die wilde Mähne nicht halten konnte, oder sie band einen einfachen Kälberstrick hinein.
    Nicht einmal die Aussicht, in die große Stadt Edinburgh zu kommen, bewog Zelda, sich ein wenig schön zu machen.
    Auf dem Marktplatz verabschiedeten sich

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