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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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dicken Polstern aus feinstem Samt umstanden einen Kamin, das Holz der Möbel war edel und glänzte wie frisch polierte Kastanien. In einem Wandschrank schimmerte fein ziseliertes Zinngeschirr, auf einer kleinen Anrichte standen mehrere Flaschen aus bestem Kristall aus dem fernen Mu-rano.
    Zelda sah an sich herab und bemerkte die Schäbigkeit ihres Aufzuges. Kaum wagte sie, es sich in einem der weichen Polsterstühle bequem zu machen.
    Auch Elizabeth trat unbehaglich von einem Bein auf das andere. »War es wirklich eine gute Idee, hierher zu kommen?«, raunte sie.
    Zelda legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. »Meine Tante ist eine herzensgute Frau. Du brauchst dich nicht zu beunruhigen«, erwiderte sie leise und sah nach oben. Eine Tür klappte, und gleich darauf waren eilige Schritte zu hören.
    Zelda zerrte an dem derben Kälberstrick, mit dem sie ihre Haare zusammengebunden hatte, und schüttelteihre Mähne, doch an ihrem Aufzug änderte das nicht viel.
    Lady Dalrumple, eine vornehme Frau von vielleicht fünfunddreißig Jahren, kam mit einem offenen Lächeln und ausgebreiteten Armen die Treppe herunter.
    »Zelda, meine Liebe«, zwitscherte sie. »Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Es muss Jahre her sein. Damals warst du noch ein kleines Mädchen. Und jetzt, ich kann es kaum glauben, ist aus dem kleinen Mädchen eine wunderschöne Frau geworden.«
    Ganz Lady, ignorierte sie die Schäbigkeit von Zeldas Aufzug, die im grellen Gegensatz zu ihrer eigenen Kleidung stand.
    Lady Laetitia Dalrumple trug ein bodenlanges Kleid aus Mailänder Samt, das am Oberkörper eng anlag und die vollen Brüste betonte, an der Hüfte aber weiter wurde und nach der neuesten Mode in lockeren Falten bis zum Boden reichte. Ihr Oberkleid war aus Brokat und mit goldenen Stickereien versehen. Auf dem Haar trug sie, wie es sich für eine verheiratete Frau geziemte, eine Haube, die mit einer Perlenstickerei versehen war.
    Lady Dalrumple zog Zelda in ihre Arme und küsste sie auf beide Wangen, dann wandte sie sich an Elizabeth und sagte: »Ihr habt meine Nichte sicherlich auf ihrer Reise aus den Highlands begleitet. Seid auch Ihr mir herzlich in meinem Hause willkommen.«
    Sie bat die beiden Frauen, in der Kaminecke Platz zu nehmen, und klingelte sehr vornehm mit einer kleinen Glocke nach der Magd. »Bring ein paar Erfrischungen, und mache ein leichtes Mahl zurecht. Meine Nichte und ihre Begleiterin kommen von weit her. Sie müssen hungrig sein.«
    Wenig später brachte die Magd ein Tablett, das sich unter der Last verschiedener Kuchen und Gebäckstücke bog.
    Hungrig griffen Zelda und Elizabeth zu, und Lady Dalrumple beobachtete lächelnd den großen Appetit der beiden. Erst als sie sich gestärkt hatten, fragte sie: »Nun, Zelda, was führt dich nach Edinburgh? Du kommst überraschend. Dein Vater, mein lieber Bruder, hat keinen Boten geschickt, der dein Kommen angekündigt hat.«
    Zelda nickte. »Vater weiß nicht, dass ich hier bin. Aber es wäre wohl besser, wenn er es wüsste.«
    Lady Dalrumple nickte. »Bist du weggelaufen? Etwa durchgebrannt?« Dann winkte sie ab und fügte hinzu: »Gleichgültig, wie und warum du hierher gekommen bist, ich freue mich jedenfalls über deinen Besuch. Doch du hast Recht, wir sollten deinen Vater nicht ängstigen. Ich schicke gleich einen Boten zu den McLain-Manors. Doch nun berichte.«
    Lady Dalrumple lehnte sich bequem zurück und sah Zelda auffordernd an.
    Die junge Lady berichtete in allen Einzelheiten, was in den letzten Tagen und Wochen geschehen war. Sie begann mit Lord McLains Beschluss, sie mit Allistair Kingsley zu verheiraten und Joan in ein Kloster zu geben, und erwähnte ihre Begegnung am See, ohne jedoch Ian Lavertys Namen zu nennen. Dann berichtete sie, wie Joan des Nachts geraubt worden war und sie sich am folgenden Tag aufgemacht hatte, ihre Schwester zu finden. Zelda verschwieg auch nicht, dass sie glaubte, der Mann vom See und Joan seien ein Liebespaar, die vorhätten, gemeinsam nach Frankreich zu gehen, um dort miteinander leben zu können.
    »Vielleicht ist dieser Mann aber auch ein Mädchenhändler, der Joan geraubt hat, um sie verkaufen zu können«, teilte Zelda ihrer Tante ihre zweite Vermutung mit.
    Lady Dalrumples Gesicht verzog sich mitleidig. »Willst du damit sagen, dass der Mann, in den du dich verliebt hast, entweder deine Schwester liebt oder aber ein Verbrecher ist?«, fragte sie, indem sie sich nach vorn beugte und ihre Hand auf Zeldas legte.
    Sogleich füllten

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