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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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staunte beim Anblick der großen Segelschiffe, die am Kai festgemacht hatten, doch Zelda duldete keinerlei Aufenthalt.
    Sie ließ sich von einem Hafenarbeiter das Kontor des Hafenmeisters zeigen und hastete zielstrebig zwischen Männern mit nackten Oberkörpern hindurch, die schwere, mit Pech versiegelte Fässer, große Kisten oder mächtige Stoffballen schleppten.
    Endlich klopfte sie an die Tür des Hafenmeisterkontors. Ein Mann in mittleren Jahren, dessen Bauch sodick wie eine Tonne war und ihm über den Gürtel quoll, ließ sie ein.
    »Was kann ich für Euch tun, Madam?«, fragte er freundlich und bot Zelda sogar einen Platz auf einem Schemel an.
    »Wann ging das letzte Schiff mit Passagieren nach Frankreich?«, fragte Zelda, die vor Aufregung ein wenig atemlos war. »Und wann legt die nächste Karavelle mit Kurs auf den Kontinent ab?«
    Der Hafenmeister ging zu einer Luke und zeigte hinaus aufs offene Meer.
    Zelda stand auf und stellte sich neben ihn.
    »Seht Ihr das Schiff am Horizont? Wenn Ihr gute Augen habt, dann müsstet Ihr es erkennen.«
    »Ja, ich sehe es. Was ist damit?«, fragte Zelda.
    »Nun«, erwiderte der Hafenmeister. »Dies ist das Schiff, das heute Morgen von hier ausgelaufen ist und in wenigen Tagen den französischen Hafen Calais anlaufen wird. Der Segler wird sich an der englischen Küste halten und erst in Höhe von Dover aufs offene Meer hinaus und hinüber nach Frankreich segeln.«
    »Legt er noch einmal an einem schottischen oder englischen Hafen an?«, fragte Zelda mit vor Aufregung feuchten Händen.
    »Nein, Madam, es gibt keinen Aufenthalt mehr. Warum wollt Ihr das wissen?«
    Zelda ging nicht auf die Frage des Hafenmeisters ein, sondern fragte ihrerseits: »Waren Passagiere an Bord?«
    Der Hafenmeister nickte. »Natürlich, Madam. Doch im Gegensatz zum Hafen von Dundee lassen wir nur ordentliche Gäste an Bord.«
    »Ich möchte Einblick in die Passagierlisten nehmen.«
    Der Hafenmeister schüttelte den Kopf und hob abwehrenddie Hände. »Aber Madam, das ist verboten. Da könnte ja jeder kommen. Warum, in aller Welt, wollt Ihr die Listen sehen?«
    Zelda zögerte einen Augenblick, doch dann entschied sie sich für die Wahrheit.
    »Ich befürchte, dass meine Schwester geraubt wurde und sich jetzt auf diesem Segler befindet.«
    »Hm«, machte der Hafenmeister und legte eine Hand auf ein schweres Buch. »Ich sagte schon, es ist verboten. Ich würde Ärger mit dem Reeder bekommen. Die Schiffseigner mögen es gar nicht, wenn Unbefugte ihre Nase in Dinge stecken, die sie nichts angehen.
    Andererseits verstehe ich Eure Not. Doch was geschieht, wenn ich wegen Euch meine Arbeit verliere?«
    Zelda hatte verstanden und nickte. »Wie viel wollt Ihr?«
    »Nun, ich muss auch leben und an meine Zukunft denken. Für mich steht einiges auf dem Spiel, wenn ich Euch helfe.«
    »Wie viel?« wiederholte Zelda und sah dem Mann gerade in die Augen.
    »Nun, ein paar Golddukaten müsst Ihr schon locker machen.«
    Zelda wollte aus alter Gewohnheit nach ihrem Gürtel fassen, an dem sie die Geldkatze trug, doch da fiel ihr ein, dass sie im Augenblick nicht über eine einzige Kupfermünze verfügte.
    Und dass Elizabeth Golddukaten bei sich hatte, war ebenfalls nicht zu vermuten.
    »Hört mir zu«, wandte sich Zelda erneut an den Mann. »Ich habe kein Geld bei mir. Doch ich bin die Nichte von Lady Dalrumple. Lasst mich jetzt in die Listen schauen, und ich verspreche Euch bei meiner Ehre,dass Ihr Euren Lohn bis spätestens morgen Mittag bekommt.«
    Der Hafenmeister betrachtete Zelda mehr als misstrauisch. Sein Blick glitt über ihr Haar, das mit einem einfachen Kälberstrick zusammengebunden war, über ihr von Elizabeth geliehenes Kleid aus grobem Stoff und mit einem Schnitt, den Mägde und Bäuerinnen trugen, bis hinunter zu den Stiefeln, die ganz und gar unpassend und obendrein vom Staub der Landstraße grau gefärbt waren.
    Der Mann grinste, leckte sich die Lippen und sagte ohne Bosheit: »Ich kenne zwar keine Lady Dalrumple hier in Edinburgh, aber das ist auch egal. Ihr seht nämlich nicht aus wie die Nichte einer Lady, ‘wisst Ihr? Ich glaube eher, dass Ihr eine einfache Bäuerin aus den Highlands oder eine ihrem Dienstherrn entflohene Magd seid.«
    Zelda nickte. Sie hatte Verständnis für die Auffassung des Mannes.
    Der griff jetzt nach dem Kontorbuch, legte es in eine flache Truhe, die unter dem Fenster stand, schloss zweimal mit einen großen eisernen Schlüssel ab und hängte sich diesen mit allem Nachdruck

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