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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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und Unterstützung der Völker der Erde verlieren, wenn wir auf dem Mars die Pantropie anwenden. Und Ihre Leute, Mr. Wu, werden die ersten sein, die Geschrei erheben werden, weil sie gar nicht an wissenschaftlichem Prestige interessiert sind, sondern einfach die Übervölkerung vom Hals haben wollen. Alle Leute werden einverstanden sein, wenn wir Geld für die Terraformierung des Mars ausgeben. Die Pantropie ist raffinierter, bekommt aber keine Unterstützung.«
    »Sie verlangen also von uns«, sagte Mr. Wu langsam, »daß wir im Hinblick auf reine Realpolitik unseren Vorschlag zurückziehen?«
    »Ganz richtig«, erwiderte Merrill. »Wir brauchen die Unterstützung der Öffentlichkeit, wenn wir lange genug im Amt bleiben wollen, um ein Raumprogramm in die Wege zu leiten. Wir bekommen keine Unterstützung, wenn wir uns für die Pantropie entscheiden. Es kann nur die Terraformierung sein.«
    »Das Problem hat zwei Seiten«, sagte Wu. »Ich gebe zu, daß die Terraformierung den Leuten eher einleuchten wird als die Pantropie. Wir sind jedoch stark für unsere Sache eingetreten. Wie können wir sie jetzt aufgeben?«
    Merrill schüttelte den Kopf. »Sie brauchen sie nicht aufzugeben. Das wäre das letzte, das ich erreichen möchte. Sehen Sie, Mr. Wu, ich persönlich glaube, daß die Pantropie als Entwicklung einer neuen Wissenschaft weit wichtiger ist als die Terraformierung.«
    Die plötzliche Veränderung im Mienenspiel der Vertreter des Westens war lustig. Die letzten fünf Minuten hatten sie zufrieden zugehört. Merrill hatte sie jetzt völlig überrascht.
    »Würden Sie die Güte haben, diese Äußerung bitte zu erläutern?« verlangte Reed lauthals.
    »Gewiß. Die Terraformierung hat nur begrenzten Wert, und zwar auf einer Welt, die der Erde grundsätzlich ähnlich ist. Sie können Klima und Atmosphäre des Mars ändern, aber können Sie je die Anziehungskraft des Jupiter oder die hohen Temperaturen auf dem Merkur ändern? Ich fürchte, kaum.«
    »Aber Hwang und seine Pantropisten können auch keine Wesen schaffen, die solche Bedingungen überleben!« rief Halliburton.
    »Noch nicht«, meinte Merrill. »Doch der Gedanke der Pantropie ist in die Zukunft hinein offen. Wenn man einfache genetische Veränderungen beherrscht, kann man lernen, wie man komplizierteren gewachsen ist. Es ist einfacher, menschliche Wesen umzuwandeln als Planeten, die der Erde nicht ähneln. Wir müssen also mit der Forschung auf dem Gebiet der Pantropie fortfahren und sie durch Geldmittel unterstützen. Eines Tages werden wir zu den Sternen fliegen. Wir werden dort wahrscheinlich Planeten vorfinden, die der Erde überhaupt nicht ähnlich sind. Dann wird uns nur die Pantropie helfen können.«
    »Alles sehr erbaulich«, sagte Wu verärgert. »Das löst aber nicht das Problem, wie wir davor bewahrt werden können, unser Gesicht zu verlieren. Ich kann meinem Volk nicht klarmachen, daß wir den Mars gegen die Sterne eingetauscht haben.«
    »Ich weiß das«, erwiderte Merrill. »Ich habe deshalb einen zweiten Vorschlag zu machen. Um die Pantropie am Leben zu erhalten, brauchen wir eine Gesetzgebung, bei der es um alles oder nichts geht. Sie muß die Kolonisation von Mars und Venus abdecken.«
    Hwang sagte protestierend: »Aber wir sind noch nicht in der Lage, pantropische Formen für die Venus zu schaffen!«
    »Das weiß ich. Ich habe mit beiden Seiten gesprochen und selbst ein wenig nachgeforscht. Ich habe gesehen, daß keine Seite glaubt, jetzt schon Leben auf die Venus verpflanzen zu können, obwohl beide darauf bestehen, daß es schließlich möglich sein wird, wenn man nur genug Geld und Zeit investiert. Sie entschuldigen, Dr. Halliburton, aber ich glaube, daß man die Venus nie terraformieren wird.« Merrill wartete eine Entgegnung nicht erst ab, sondern fuhr fort: »Und die Pantropie wird erst nach jahrzehntelanger Entwicklung dazu fähig sein. Weder die eine noch die andere Seite kann das Problem Venus allein bewältigen. Aber beide zusammen können es.«
    »Beide zusammen?« fragten Hwang und Halliburton wie aus einem Mund.
    »Ja, beide zusammen. Die Atmosphäre der Venus ist zu zersetzend, als daß Menschen sie einatmen könnten. Und man kann dieses Giftgebräu nicht einfach in etwas verwandeln, was sich atmen läßt. Auf der anderen Seite kann die Pantropie im Augenblick noch keine Rasse entwickeln, deren Stoffwechsel ohne Sauerstoff auskommt. Aber, Doktor Hwang und Doktor Halliburton, überlegen Sie sich folgendes: Wie wäre es mit

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