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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ihn sofort umwandeln, während Sie die Pantropie auf die Venus anwenden.«
    Wu schloß die Augen. »Ich habe diesen Punkt mit Dr. Hwang und anderen Biologen unseres Landes besprochen. Wie Sie schon wissen, hält man das für die Venus im Augenblick für nicht durchführbar. Man müßte große Anstrengungen unternehmen, nutzlose Anstrengungen, wie ich hinzufügen möchte. Nein, Mr. Merrill, wir überlassen den Mars nicht dem Westen. Wir werden einfach abwarten.«
    Merrill verließ Wus Büro resigniert und verzweifelt. Die letzte Möglichkeit war erschöpft. Er schickte St. Leger eine Notiz. ›Wu weicht keinen Millimeter zurück. Läßt sich durch nichts beeindrucken. Was machen wir jetzt?‹
    Merrill persönlich wußte, was er machen wollte. Er fuhr nach Hause.
    Er schluckte zwei Aspirin und einen doppelten Martini und fühlte sich kaum besser. Er hatte einen harten Tag hinter sich. Es hatte sich gezeigt, daß er alles andere als unwiderstehlich war.
    Die Vollversammlung der Vereinten Nationen beschloß heute, die Frage einer Kolonisierung von Planeten vorerst ruhen zu lassen. Mit 99 Stimmen bei sechs Enthaltungen wurde die schwierige Frage einer Kolonisierung des Mars von der Tagesordnung dieser Sitzungsperiode abgesetzt. Zur Wiedereröffnung der Verhandlungen ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich.
    – New York Times vom 11. April 2052
    Ein Monat verstrich. Der grüne Mai löste den April ab, und New York wurde wie so oft von einem verfrühten Sommer mit feuchtheißen Tagen heimgesucht. Die Vollversammlung richtete ihr Augenmerk auf die Probleme, die sich aus der kürzlich abgeschlossenen Zählung der Weltbevölkerung ergaben. Dane Merrill kehrte auf seinen Posten im Büro des Generalsekretärs St. Leger zurück und befaßte sich hauptsächlich mit den üblichen Schwierigkeiten, die die Delegierten der UN mit dem Leben in New York hatten.
    Doch die Kolonisierung des Mars beschäftigte ihn immer noch. Er entnahm der Presse, daß die Vereinigten Staaten eine Milliarde pro Jahr für die Weiterentwicklung der Terraformierung ausgeben wollten und daß China fast ebensoviel für seine Genetiker bereitstellte.
    Der Haushalt einzelner Länder war jedoch nicht mehr darauf eingerichtet, solch große Summen aufzubringen. Die Einigung der Welt, die am Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts eingeleitet worden war, hatte dafür gesorgt. Die großen Ausgaben wurden aus den Mitteln der Vereinten Nationen bestritten, zu denen alle Nationen ihren angemessenen Beitrag leisteten. Merrill kam diese Rückkehr zu nationaler Hoheit über den Haushalt gefährlich vor. Das war ein Rückschritt zu dem wüsten Nationalismus des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts. Er fürchtete, daß ein Rückschritt zum nächsten führen könnte und schließlich wieder Krieg ausbrechen würde.
    Die Öffentlichkeit fing an, den Streit zu vergessen. Der Mars war schließlich weit, und die Kolonisierung betraf vor allem die nächste Generation. Man wurde gleichgültig. Merrill aber wußte, daß eine Lösung gefunden werden mußte, befaßte sich jedoch nicht mehr so intensiv wie im Februar und März mit der Sache.
    Er dachte also kaum noch über das Problem nach, als er plötzlich über die Lösung stolperte.
    Es war Anfang Juni. Die Vollversammlung wollte sich in ein paar Tagen in die Ferien begeben. Dane Merrill schmiedete eifrig Urlaubspläne. Er und Ellen wollten einen Monat nach Yucatan fliegen und dort zwischen den Resten einer vergangenen Kultur einige Sorgen der jetzigen vergessen. Merrill mußte sich über ein neues Problem Gedanken machen. Generalsekretär St. Leger sprach wieder einmal davon, das Amt aufzugeben.
    Das brachte Merrill in eine Klemme. Er kam als Nachfolger logischerweise mit in Betracht, weil er seit acht Jahren eng mit dem Mann zusammengearbeitet hatte und ihm alle trauten. Merrill wußte jedoch, daß die Frage einer Kolonisierung in der nahen Zukunft gelöst werden mußte, und wenn er dann im Amt war, lag die Verantwortung auf seinen Schultern. Merrill war einer Verantwortung nie aus dem Weg gegangen, aber die Lage konnte explosiv werden. Er war bescheiden. Er hegte Zweifel, ob er die innere Stärke besitzen würde, einen Krieg abzuwenden, der sich so leicht aus der ganzen Frage entwickeln konnte. Er fragte sich, ob überhaupt jemand, St. Leger eingeschlossen, mit einer solchen Entwicklung fertig werden konnte.
    Das war auf jeden Fall noch Zukunftsmusik. In ein paar Tagen würde er in Urlaub fahren.
    An jenem Abend – drei

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