Ufos in Bad Finkenstein
Tarzan.
„Gesehen habe ich noch keins.
Außerdem trinke ich keinen Alkohol, wenn ich noch fahren muß.“
Oho! dachte Tarzan. Soll das
etwa heißen...
„War der Herr Kurdirektor bei
seinem Unfall damals nicht ganz nüchtern?“
Sie lächelte mild. „Das hast du gesagt! Ich sage so etwas nicht. Im übrigen müßte die Polizei wissen, ob
damals Alkohol im Spiel war und ob Herr Schneider das Ufo vielleicht erst nach dem Anprall an den Baum gesehen hat — so, wie man Sterne sieht.“
Donnerwetter! dachte Tarzan.
Das nenne ich ein nettes Betriebsklima. Die haut ihren Chef in die Pfanne, daß
die ganze Sauna austrocknet. Hat sie schon gekündigt? Oder sind seine Tage auf dem Chefsessel gezählt, und sie sieht sich als künftige Kurdirektorin?
Aber das ist nicht unser Bier.
„Wir würden gern noch mit einem
zweiten Ufo-Beobachter sprechen“, sagte er. „Können Sie uns eine Adresse geben,
Frau Specht?“
Sie überlegte. „Geht zu Alwin
Gutsche. Der ist vernünftig und sehr nett, ein pensionierter Postoberamtsrat.
Forchheimer Straße Nr. 11, glaube ich. Es ist eine große, alte Villa — ganz mit
Weinlaub umrankt.“
Die Kinder bedankten sich.
Im letzten Moment fiel Tarzan
noch etwas ein.
„Kennen Sie hier zufällig
jemanden, der stark nach Knoblauch riecht?“ fragte er.
„Um Himmels willen! Da ist ja
selbst Karl Walthers Rasierwasser angenehmer. Knoblauch? Nun, unter unseren
Kurgästen ist schon mal jemand mit entsprechender Duftnote. Aber sonst...“ Sie
schüttelte den Kopf.
Sie fragte noch, warum er das
wissen wollte. Aber Tarzan gab eine ausweichende Antwort. Dann verabschiedeten
sie sich.
Draußen studierten sie den
Ortsplan. Die Forchheimer Straße führte einen bewaldeten Hang hinauf. Und war
leicht zu finden.
Auf dem Hinweg begann Klößchen
zu jammern.
„Für wen haltet ihr mich
eigentlich? Für einen Hungerkünstler? Das dürftige Frühstück liegt Stunden
zurück. Die beiden Tafeln Schokolade sind längst verzehrt. Das Eis des
Eisbechers bestand nur aus Wasser. Andere Menschen nehmen jetzt ihr Mittagsmahl
ein. Und wir? Wir jagen einem Ufo nach, das hier ja doch nie landen wird. Wenn
ich nicht gleich was esse, falle ich vom Rad. Bestimmt werde ich ohnmächtig.“
„Wir legen dich dann irgendwo
in den Schatten“, meinte Tarzan mit gespielter Herzlosigkeit. „Deine Tretmühle
ketten wir dir ans Bein. Wenn du wieder wach wirst, kannst du ja nachkommen.“
„Grrrrh!“ machte Klößchen.
„Einen Freund wie dich sollte man mit dem nächsten Ufo wegschicken.“
„Gleis zwei. Ufos in Richtung
Saturn“, rief Karl. „Leute, wer weiß! Vielleicht ist es eines Tages so weit.“
Tarzan, der voranfuhr, ließ
sich etwas zurückfallen, bis er neben Gaby war.
„Du hältst doch die Augen
offen, Pfote?“
„Was dachtest du denn? Daß ich
blind fahre?“
„Ich meine wegen des
vermutlichen Haarjägers.“
„Ich passe schon auf. Wenn ich
ihn sehen, schreie ich: Da ist er!“
„So ist es richtig!“ Tarzan
legte wieder eine Radumdrehung zu, um die Gruppe anzuführen.
Was habe ich denn jetzt falsch
gemacht? überlegte er. Fühlt sie sich bevormundet, weil ich was
Selbstverständliches gefragt habe? Himmel, versteh einer die Mädchen!
Sie erreichten die Forchheimer
Straße, die zuerst leicht, dann aber immer steiler anstieg.
„Auch das noch!“ stöhnte
Klößchen.
Als es steiler wurde, fuhr
Tarzan im Wiegeschritt. Hinter ihm verstummte das Knirschen gummibereifter
Räder auf sandigem Asphalt.
Er blickte zurück. Ohne es zu
wollen, hatte er seine Freunde abgehängt.
Klößchen schob seinen Drahtesel
bereits, der Faulpelz. Karl mühte sich ab, mit der sportlichen Gaby
mitzuhalten. Auf ihrem grasgrün lackierten Klapprad zwang sie sich Meter um
Meter die Steigung hinauf.
Nr. 11 — prangte an einem
Torpfosten.
Tarzan sprang vom Rad.
Pustend kam Gaby an, Karl
folgte dicht auf.
„Wo wart ihr denn?“ fragte
Tarzan scheinheilig. „Nochmal im Café am Kurpark?“
„Angeber!“ zischte Gaby.
Karl lächelte gutmütig.
Sie warteten auf Klößchen, der
einen Flunsch zog.
„Mein Leben“, jammerte er,
„besteht nur noch aus verpaßten Mahlzeiten. Das wird aber in Zukunft anders.“
Ärgerlich stampfte er mit
Schuhgröße 3872 auf.
Anhand des Türschildes hatte
Tarzan sich inzwischen vergewissert, daß hier wirklich A. Gutsche,
Postoberamtsrat, wohnte.
Auf dem Hanggrundstück wuchsen
Ulmen, Buchen und Ahorn. Ein Teil war als Küchengarten angelegt. Bohnengewächse
rankten sich
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