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Ufos in Bad Finkenstein

Ufos in Bad Finkenstein

Titel: Ufos in Bad Finkenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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will ich hoffen.“
    Der Bursche grinste, wischte
sich abermals die Nase, ließ etwas Zigarettenasche fallen und verließ die
Hotelhalle.
    Der schnurrbärtige Cowboytyp,
der alles mitgehört hatte, gab ihm zehn Schritt Vorsprung. Dann machte er sich
an die Verfolgung.

    Er war Filmarchitekt, hieß Joe
Bingham und gehörte mit Louis Walker, dem verletzten Kameramann, zu Owens
engsten Freunden.
    Binghams Gesicht hatte jetzt
eine dunkle Farbe angenommen. Die Augen waren schmal, die Lippen aufeinander
gepreßt. Er kochte vor Wut. Aber es war eine kalte Wut, die keine unüberlegte
Handlung zuließ.
    Ohne Hast folgte er dem Jungen.
    Der marschierte über die
Straße, schnippte seine Zigarette weg, zündete großspurig und umständlich eine
neue an, bog in eine Gasse und latschte schließlich zwischen Gärten dahin, in
denen Vögel umherhüpften, aber sonst niemand war.
    Er erschrak fürchterlich, als
er an der Schulter gepackt und herumgerissen wurde.
    Nichts hatte er von dem
lautlosen Verfolger bemerkt. Jetzt blickte er in Binghams grimmiges Gesicht
hinauf, und dessen kalte Augen verrieten nichts Gutes.
    Mit einem Hieb fegte er dem
Jungen die Zigarette aus dem Mund.
    „Heh, Sie! Was...“
    Weiter kam er nicht. Unter
Binghams harten Handrücken platzten seine Lippen auf.

    „Nur damit du merkst, woher der
Wind weht“, sagte Bingham leise. Aber es klang gefährlich. „Du hast zwei
Möglichkeiten. Entweder du sagst mir, wer dir den Brief für Mister Owen gegeben
hat — dann kriegst du 50 Mark! Oder du schweigst. Aber dann verprügele ich
dich, daß du in keinen Sarg paßt.“
    „Heh, heh!“ versuchte der Junge
seine Ehre zu retten. „Weshalb denn gleich die harte Gangart. Für 50 Mark
verrate ich Ihnen sogar sechs Richtige im Lotto. Allerdings die von voriger
Woche. Machen Sie die Kohle mal locker. Als Postbote fühle ich mich nicht zum
Schweigen verpflichtet.“
    „Wer?“
    „Seinen Namen weiß ich nicht.
Aber ich kenne den Mann vom Sehen. Und ich weiß, wo er wohnt. Nur fünf Mark hat
mir der Knicker für den Botengang gegeben. Ahnte ja nicht, daß die Sache so
heiß ist.“
    Bingham ließ sich beschreiben,
wo der Betreffende zu finden sei und wie er aussehe. Dabei war die
Mundwinkelnarbe ein guter Anhaltspunkt...
    Es handelte sich um einen
halbverfallenen Bauernhof außerhalb des Ortes.
    Bingham wußte Bescheid. Mit dem
Filmteam war er in der Nähe gewesen. Sie hatten sogar erwogen, dort eine
Filmszene anzusiedeln. Doch dann hatten sie eine bessere Kulisse gefunden.
    Er zog einen 50-Mark-Schein aus
der Brieftasche und gab ihn dem Jungen.
    „Zu niemandem ein Wort. Klar?
Am wenigsten zu dem mit der Mundwinkelnarbe. Sonst geht es dir schlecht.“
    „Ich schweige wie ein Grab.“
    Grinsend steckte der Junge das
Geld ein.
     
    *
     
    Der dicke Kameramann Louis
Walker lag auf der Couch des Hotelzimmers. Ein Heftpflaster zierte seine
Stirnglatze. Aus seinem Teiggesicht spähten wachsame Schlitzaugen. Ängstlich
beobachtete er seinen Freund und Chef, den Filmemacher Thomas „Lucky“ Owen. Mit
Riesenschritten tigerte der zwischen Fenster und Kleiderschrank auf und ab.
    „Verflucht!“ stieß er durch die
Zähne und sein Bartgestrüpp.
    „Ein Jammer!“ pflichtete Walker
bei.
    „Und wir können nichts machen.“
    „Nichts.“
    „Schmerzt dein Schädel?“
    „Es geht.“
    „Hättest du dich nicht so
flaschig angestellt“, schimpfte Owen, „wäre das alles nicht passiert.“
    „Ich konnte nichts machen.“
Walker war zusammengezuckt. „Es kam so plötzlich. Ein Überfall aus dem
Dunkeln.“
    Als die Tür geöffnet wurde,
fuhr Owen herum.
    Bingham trat ein. Seine
Gesichtsfarbe hatte sich normalisiert. Aber der Schnurrbart sträubte sich wie
das Stachelkleid eines wütenden Igels.
    „Na?“ fragte er. „Ärger?“
    Owen nickte. „Wir haben es
erwartet. Und jetzt ist es eingetreten. Eben wurde unten ein Brief für mich
abgegeben. Anonym (namenlos), natürlich. Hier, lies!“
    Er reichte Bingham den Brief.
    Der Text war mit Maschine
geschrieben — auf deutsch — und trug keine Unterschrift.
    Owen wußte zwar, daß Bingham
mindestens so gut deutsch lesen konnte wie er selbst, dennoch erläuterte er:
„Der Erpresser fordert 100 000 Mark.“
    „Dann kriegen wir die Karre
zurück“, ergänzte Bingham.
    „Andernfalls“, Walker stöhnte
und befühlte seinen Kopf, „läßt er uns hochgehen.“
    Owen knirschte mit den Zähnen.
„Ich könnte mich vor Wut in der Luft zerreißen. Aber wir müssen zahlen.

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