Ufos in Bad Finkenstein
Mit wachem Blick schlenderte er über den Platz.
Die Spitze seines Turnschuhs
stieß gegen eine Schachtel. Sie war grün-weiß, etwas größer als ein
Zigarettenpäckchen und leer.
Auf der Vorderseite stand in
großen Buchstaben: Knoblauch-Kapseln/Inhalt 80 Stück/Ein
Dr.-Schöpps-Erzeugnis
Er starrte auf die Schachtel,
bückte sich, hob sie auf. Zufall? Viele Menschen nehmen Knoblauch! Aber...
Die Schachtel war neu, weder
schmutzig noch durchfeuchtet. An der Seite klebte ein kleines Preisetikett mit
dem Aufdruck: Kur-Apotheke Bad Finkenstein. Mit Bleistift war darauf
gekritzelt: 7,90. —
Tarzan betrachtete die
Rückseite. Dort stand, wie oft täglich die Kapseln zu nehmen seien.
Ebenfalls mit Bleistift war
eine kleine Zahlenkolonne notiert, untereinander, offensichtlich Preise,
addiert zur Endsumme von 31,50 Mark.
„Was hast du denn da?“ fragte
Gaby hinter ihm.
Nur sie war ihm nachgekommen.
Wortlos zeigte er ihr die
Schachtel.
Gaby staunte. Aber dann furchte
sie die Stirn.
„Nützt uns das was?“
„Bestimmt! Es ist seltsam. Wir
suchen nach den Außerirdischen und stoßen — auf eine Spur der Haarjäger.“
„Meinst du, daß da ein
Zusammenhang besteht?“
„Das wohl nicht. Aber
schließlich — wegen der Haarjäger sind wir hergekommen! Die Schachtel zeigen wir
dem Apotheker. Vielleicht erinnert er sich, wem er sie verkauft hat. Dann wird
sich zeigen, ob es ein harmloser Knoblauchesser ist oder der Haarjäger.“
Sie suchten noch eine Weile,
entdeckten aber nichts mehr.
Karl und Klößchen hatten
geduldig bei den Rädern gewartet. Neugierig untersuchten sie die Schachtel.
„Sieben Mark und neunzig“,
meinte Klößchen geringschätzig. „Reine Verschwendung. Dafür kriegt man ja fünf
Tafeln erstklassiger Schokolade. Und den unterschiedlichen Duft gibt es gratis
dazu. Schokoladenaroma — das ist doch was, woran man sich festhalten kann.“
„Als Geländer würde ich ein
Aroma (Duft) nicht benutzen“, sagte Karl, „sonst liegst du gleich auf
der Nase. Ob wir“, wandte er sich an Tarzan, „den Apotheker heute an treffen?“
„Es ist die einzige Apotheke im
Ort. Also müßte sie auch an Sonn- und Feiertagen Bereitschaftsdienst machen.
Wir probieren es.“
Gaby sah auf ihre Uhr. „Aber
erst fahren wir zur Pressekonferenz ins Palace-Hotel. Die hat ohnehin längst begonnen.
Wäre doch ein Jammer, wenn wir den Trubel verpassen.“
„Gute Idee!“ freute Klößchen
sich. „Während ihr den Trubel genießt, werde ich ein zweites Frühstück
einnehmen. Hoffentlich gibt es dort große Portionen.“
13. Pressekonferenz im
Palace-Hotel
Vor dem Palace-Hotel parkten
ein paar Dutzend Wagen: größtenteils Dienstfahrzeuge von Presse und Fernsehen,
wie die Aufschrift verriet. Auf der Straße hatten sich Neugierige versammelt,
die zwar lange Hälse machten, sich aber nicht in die Nobelherberge hinein
trauten.
Von solcher Schwellenangst war
die TKKG-Bande nicht befallen. Die Kinder stellten ihre Tretmühlen an die
schmucke Fassade, beugten mit dem Kabelschloß den Fahrraddieben vor und gingen
dann durchs Portal in die Halle.
Hier wimmelte es von vornehmen
Gästen. Die vielen Stimmen verdichteten sich zu einer Geräuschkulisse, die wie
das Summen in einem Bienenschwarm klang. Eine Menschentraube belagerte die Tür
zum Konferenzraum. Kellner eilten umher, servierten Kaffee,
Erfrischungsgetränke und Sherry. In der Nähe duftete es stark nach Bouillon (Fleischbrühe) mit Einlage, und Klößchen weitete schnuppernd die Nase.
Niemand achtete auf die Kinder.
Jedermann war damit beschäftigt, seinem Gesprächspartner klarzumachen, welche
unabsehbaren Folgen eine Invasion (feindlicher Einfall) aus dem Weltall
für die Weltwirtschaft und das Geschick der Menschen habe.
„Erst angesichts dieser
Bedrohung ist mir klar geworden“, hörte Tarzan einen dicken Herrn zu einem noch
dickeren sagen, „wie lächerlich doch unsere scheinbar unlösbaren Probleme sind.
Wir hätten es schaffen können, wenn jeder etwas weniger an sich selbst und mehr
an das Gemeinwohl gedacht hätte — sowohl innerstaatlich als auch zwischen den
Nationen. Aber jetzt — o verflucht! — ist sicherlich alles zu spät. Herr Ober!
Heh, Herr Ober! Noch zwei Kognak.“
„Weltuntergangsstimmung!“
flüsterte Gaby, die mitgehört hatte. „Was meinst du, Tarzan: Lohnt es sich
noch, daß wir am Montag in die Schule gehen?“ Sie bemühte sich, ernst zu
bleiben, mußte aber fest auf die Lippen beißen.
„Vielleicht gibt es
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