Ufos in Bad Finkenstein
Ufo-frei!“
grinste er. „Und wenn nicht — müssen wir durchhalten bis zum bitteren Ende.
Außerdem habe ich immer noch die Hoffnung, daß die Außerirdischen Frauen und
Kinder verschonen werden.“
„Hoffentlich auch die Tiere!“
Sie blies gegen ihren Pony und zog dann unauffällig den Pullover glatt. Ein
bißchen bedauerte sie jetzt, daß sie ihr neues Kleid nicht anhatte. In diese
Umgebung hätte es gepaßt.
Klößchen hatte einen freien
Platz erspäht und teilte seinen Freunden mit, er werde dort verweilen und die
Frühstückskarte testen.
Tarzan, Gaby und Karl schoben
sich in Richtung Konferenzraum vor. Doch trotz Tarzans energischer Wühlarbeit
war an ein Durchkommen nicht zu denken.
Immerhin stand die
zweiflügelige Tür offen. Man hörte Professor Oberthürs Stimme, der gerade von
einem Fernsehreporter interviewt wurde.
Tarzan reckte sich, bis er
einem Zweimetermann über die Schulter blicken konnte. Er sah in den mit
Menschen gefüllten Raum und ins grelle Licht der Jupiterlampen. Vor den Kameras
saß die gleiche Runde von gestern nacht — natürlich ohne Tarzan und Gaby.
Hinzugekommen war ein in jeder Hinsicht gewichtiger Mann, der nicht recht
wußte, was er auf die Fragen der Reporter antworten sollte. Es handelte sich um
den Bürgermeister des Kurortes.
Jemand bahnte sich, aus
Richtung Konferenzraum, einen Weg durch die gaffende Menge.
Tarzan erkannte den Filmemacher
Owen, der heute einen sahnefarbenen Anzug trug und unausgeschlafen wirkte. Ein
schmächtiges Lächeln gab seinem Gesicht etwas Farbe.
Tarzan beobachtete, wie Owen
eiligen Schritts eine Säule umrundete und dann der Lobby (Wandelgang) zustrebte. Dort verschwand er in einer Telefonzelle.
„Bin gleich wieder da“,
verständigte Tarzan seine Freunde.
Einen Moment später lehnte er
neben der Telefonzelle an der Wand.
Wer ihn beobachtete, mußte
glauben, er warte auf das Freiwerden der Zelle, um selbst ein Gespräch zu
führen.
Die schalldichte Tür dämpfte
zwar die Worte. Aber zu verstehen war alles.
„...Sensation kommt uns wie gerufen“,
sagte Owen auf deutsch, allerdings mit starkem Akzent. „Die machen wir uns für
den neuen Film zunutze. Wichtig ist, daß der Verleih sofort den Titel ändert.
Nicht mehr ,Die Monster aus dem Weltall’, sondern: ,Sie sind gelandet.’ Das ist
aktuell. Das zieht. Ich sage Ihnen, es wird ein Knüller. Wie? ,Besuch von einem
andern Stern’? Hm, auch nicht übel. Paßt sogar. Gut, also nehmt eins von
beiden.“
Owen hörte seinem
Gesprächspartner zu, erwiderte noch einige Brocken und legte dann auf.
Als er die Telefonzelle
verließ, war Tarzan längst nicht mehr dort. Was er gehört hatte, berichtete er
seinen Freunden. Aber es schien — zunächst — ohne Belang zu sein.
Während Klößchen schmauste,
verfolgten seine Freunde die Pressekonferenz.
Nach Professor Oberthür wurden
dessen Kollegen vor die Kamera geholt. Aber keiner wußte eine Erklärung für den
geheimnisvollen Vorfall.
Dann betonte der Polizeichef,
daß man nirgendwo die geringste Spur eines gelandeten Ufos gefunden habe.
Der Kurdirektor redete vornehmlich
von den großartigen Möglichkeiten, die Bad Finkenstein seinen Gästen biete.
Scherzhaft flocht er ein: Rumgesprochen hätte sich das offenbar bis zu fernsten
Gestirnen.
„Ich finde es hier langweilig“,
meinte Gaby. „Ist ja doch immer dasselbe. Die kauen es durch bis zum
geht-nicht-mehr. Für uns hat der Professor jetzt sowieso keine Zeit. Wollen wir
nicht schnell zur Apotheke?“
Klößchen konnte nicht mit.
„Ich habe gerade bestellt“,
entschuldigte er sich. „Es wird gleich serviert.“
„Man sollte die Hotelgäste
warnen“, schlug Tarzan vor. „Damit sie ihren Hunger stillen, solange noch was
da ist.“
„Dazu“, meinte Klößchen,
„besteht keine Veranlassung. Ich habe lediglich eine Hühnerbrühe, ein
Schinkenbrot, eine Fleischpastete und einen Eisbecher bestellt. Als kleine
Zwischenmahlzeit. Für ein Mittagessen ist es ja leider noch zu früh.“
„Vielleicht schenkt uns der
Apotheker eine Schachtel Schlankheitskörnchen.“ Gaby lachte. „Die bringen wir
dir mit.“
Sie verließen das Hotel, fuhren
zur Apotheke und fanden einen Hinweis an der Tür, daß man bei Notfällen läuten
solle.
Gaby drückte auf die Klingel.
Der Apotheker öffnete. Heute
trug er keinen weißen Kittel, sondern einen grauen Anzug mit goldener Uhrkette.
Er erkannte Gaby sofort und
lächelte.
„Ah, das kleine Fräulein mit
der herrenlosen Bibel. Immer
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