Ufos in Bad Finkenstein
noch auf der Suche nach dem Knoblauchesser?“
„Mehr denn je“, sagte Gaby.
„Dürfen wir, bitte, reinkommen? Wir haben zwar keinen Notfall, aber eine
besondere Bitte. Das sind meine Freunde Karl Vierstein und Peter Carsten. Wir...
Nun, ich habe Ihnen gestern nicht die ganze Wahrheit gesagt. Wir suchen zwar
einen Knoblauchesser, jedoch nicht, weil der eine Bibel verloren hat, sondern
weil er ein Verbrecher ist.“
„Donnerwetter!“ Hinter der
goldgefaßten Brille hoben sich die Brauen. „Na, dann kommt mal herein!“
Sie schenkten ihm reinen Wein
ein, und dann zeigten sie ihm die leere Knoblauchschachtel.
Tarzan beobachtete das Gesicht
des Apothekers und dachte: Der ist ja richtig begeistert. Als ob ihn das
Jagdfieber packt!
„Das Glück“, sagte der
Apotheker, der übrigens Schüffler hieß, „ist wohl tatsächlich mit dem Tüchtigen
— in diesem Fall mit euch. Ein technisches Versagen meiner Registrierkasse hat
nämlich vorigen Montag dazu geführt, daß ich kurzfristig die Posten selbst
zusammenrechnen mußte. Das ist eine Kleinigkeit, sofern nur Rezepte eingelöst
werden. Dann zahlt der Kunde für jedes Medikament eine Mark — das übrigen
übernehmen die Krankenkassen. Aber bei anderen Dingen... Nun, wie es so ist.
Die Kasse war kaputt. Ich hatte keinen Rechnungsblock zur Hand. Deshalb
notierte ich drei- oder viermal die Beträge auf die nächstbeste Unterlage — so
wie hier auf die Schachtel. An Herrn Nössel entsinne ich mich genau. Er kaufte
verschiedenes, unter anderem diese Knoblauchkapseln. Die er übrigens regelmäßig
nimmt.“
„Jetzt können wir unsere
Nachforschungen fortsetzen“, sagte Tarzan. „Großartig! Also, Nössel heißt er?“
„Ewald Nössel“, bestätigte der
Apotheker.
„Ein Hiesiger?“
„Ja, er ist von hier. Das
heißt, er wohnt etwas außerhalb. Auf einem halbverfallenen Bauernhof. Den hat
er geerbt.“
„Was ist er von Beruf?“
„Arbeitslos — würde ich sagen.“
„Wie bitte?“
Der Apotheker lächelte. „Ich
meine, er bezieht Unterstützung — und das schon ziemlich lange. An geregelter Beschäftigung
scheint ihm nichts zu liegen. Allerdings verdient er sich wohl eine ganze Menge
mit Gelegenheitsjobs. „
„Hat er denn nichts gelernt?“
fragte Gaby.
„Ich hörte, er sei früher
Frisör gewesen.“
Für eine Moment herrschte
verblüffte Stille.
Dann meinte Karl: „Das paßt
nicht schlecht. Vielleicht rührt daher seine Vorliebe für Haare — falls er der
Haarjäger ist.“
„Jedenfalls hat er keinen guten
Ruf“, sagte Herr Schüffler. „Er umgibt sich manchmal mit seltsamem Gesindel,
beherbergt es auch.“
„Sein Komplize“, meinte Tarzan,
„ist bestimmt keine Pastorentochter.“
In Erinnerung an die Begegnung
rieb er sich das Genick. Aber die Prellung schmerzte nicht mehr.
Der Apotheker beschrieb ihnen
den Weg zu Nössels Bauernhof. Sie baten ihn, vorläufig noch Stillschweigen zu
bewahren, und verabschiedeten sich.
Draußen, bei den Rädern,
beratschlagten sie.
„Wir dürfen nichts
überstürzen“, mahnte Karl, „sonst verderben wir alles.“
„Hast recht!“ Tarzan lockerte
die geballten Fäuste. „Obwohl — also, mich juckt es, dem Kerl die Knochen zu
verbiegen. Natürlich erst nach erwiesener Schuld.“
„Nössel rennt uns nicht weg“,
sagte Gaby. „Aber Professor Oberthür hat nicht endlos Zeit. Der Rummel ist
jetzt sicherlich vorbei. Wollt Ihr das Interview etwa sausen lassen?“
Das wollten die Jungs nicht.
Sie stiegen auf die Räder und fuhren zum Palace-Hotel zurück.
14. Erpressung
Der Junge war ungefähr zwölf.
Er hatte ein freches Gesicht und behielt die Zigarette im Mundwinkel, als er
durch das Portal in die Hotelhalle trat.
Für einen Moment betrachtete er
die in Gruppen herumstehenden Leute. Dann wischte er sich die Nase. Mit dem
Brief in der Hand ging er zum Empfang, wo der Portier gerade einer 80jährigen,
schwerhörigen Dame zum dritten Mal erklärte, das Mittagessen könne ab 12 Uhr
eingenommen werden.
Der Junge stürzte sich an die
Rezeption. Den schnurrbärtigen Cowboytyp, der zufällig in der Nähe stand,
beachtete er nicht.
„Heh! Sie! Herr Portier“, sagte
der Junge. „Ich habe hier einen Brief. Für einen Mister Thomas Owen. Klar?“
Der Portier, unangenehm
berührt, starrte den Burschen an. Dann nahm er den Brief, der weder Anschrift
noch Absender trug.
„Ist für Mister Thomas Owen!“
wiederholte der Junge.
„Ich werde ihn zustellen“,
sagte der Portier.
„Das
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