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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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saßen sogar noch weiter vom Fenster weg, ersterer mit dem Rücken zur Tür, Don vor dem Kamin.
    Er sah seine beiden Mitarbeiter an. »So, Messers. Was geschah genau in dem Moment, als... es geschah.«
    Don betrachtete unbehaglich den Tisch vor sich. Dort lag noch immer, in einer eintrocknenden Pfütze aus Starkbier und Blut, Cresciczos letztes Blatt. »Wie gesagt, wir haben Tarocchi gespielt. Ein neuartiges Kartenspiel, das Cresio aus ...«
    »Ich weiß, was Tarocchi ist, Sergente. Bitte weiter.«
    Don nickte. »Morosini und Vitale waren beide schon gegangen und Cresio war dabei, uns endgültig abzuzocken.«
    Mordechai betrachtete seine eigenen letzen Karten. »Seine letzten Worte waren: Buffone! Be! – Ein Vollblutspieler sogar im Sterben.«
    »Und er hat geredet, wie ein Wasserfall«, fügte Don hinzu. »Das hat er immer getan, wenn er besoffen spielte. So was entnervt einen furchtbar!«
    Mordechai runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht ... irgendwie hatte ich das Gefühl, er wollte uns irgend etwas erzählen.«
    »Er hat immer irgendwas erzählt.« Don zuckte mit den Schultern.
    »Aber herumgedruckst hat er nur, wenn er irgendwelche Geheimnisse ausgeplaudert hat. Erinnerst du dich noch daran, wo er Domenico Grimani mit der Kleinen aus der ‘Ondina rossa’ gesehen hatte? Zwei Wochen hat er um den heißen Brei herumgeredet – obwohl’s inzwischen jeder wusste.«
    »Sehen konnte«, grinste Don nickend, »Der Kleine muss jetzt so um die 10 Monate alt sein.«
    »Er sagte«, Mordechai überlegte, »Ihn kotze es an, dass immer er die Scheißjobs im Hafen machen müsse. Und, das sei sicher wieder nur eine Rache von Domenico, wegen damals, oder so was. Und das, wo er Wasser so hasse, und...«
    »Und dann warf er seine Karten auf den Tisch, bekam einen ziemlich verblüfften Blick, murmelte noch sein letztes ‘Buffone … Be.’ und fiel vornüber. Das war’s dann auch schon.«
    »Buffone? Be? Er sagte also: ‚Narr ... Na also!’?«
    Sergente Francisco zuckte mit den Schultern. »Das waren seine letzten Worte.«
    Alle drei starrten sinnend vor sich hin.
    Schließlich runzelte Hawthorne die Stirn und beugte sich über den Tisch zu den Karten, die vor Don lagen. »Don? Ich habe mich noch nicht ausgiebig mit Tarocchi beschäftigt, aber siehst du vor dir ... nein, fass’ sie nicht an! ... ist das wirklich ein Buffone?«
    Don betrachtete das blutverschmierte Blatt. »Nein, Capo. Da ist nicht mal ein Narr, ein Buffone, dabei. Das ist eigentlich ein ziemlich mieses Blatt.«
    »Tja. Ich schätze, so ein Bolzen im Nacken kann einen schon ganz schön durcheinander bringen«, konstatierte Mordechai, »Nicht viel Brauchbares, was, Capo?«
    Hawthorne sah noch immer nachdenklich zum Fenster hinaus. Irgendetwas hatte seinen Geist in Gang gesetzt, und wie üblich schlug der jetzt wie ein rasiermesserscharfes Pendel in alle Richtungen aus und zerteilte Informationen in kleine, in tabellarischer Form ablegbare Stücke.
    In die Komponenten einer Rechnung, deren Ergebnis im Idealfall dazu führen sollte, dass er irgendwo auf eine metaphorische doppelte Buchführung stoßen und jemand mächtig zu schwitzen beginnen würde.
    Hawthorne kaute einen Moment nachdenklich auf der Unterlippe und erhob sich. »Wartet hier. Und fasst nichts an. Ich will kurz etwas überprüfen.«
    ***
    Drei Minuten später öffnete Hawthorne eine löchrige Dachluke, deren Angeln – nicht ganz wider Erwarten – erstaunlich wenig Rost aufwiesen, was offensichtlich daher rührte, dass sie regelmäßig gefettet worden zu sein schienen. Hawthorne hatte auch die versteckte Seitentür dieses neben Cresciczos Behausung liegenden Lagerhauses in bemerkenswert gut gewartetem Zustand vorgefunden, wie sich auch jemand die Mühe gemacht hatte, eine der Leitern ins obere Stockwerk zu flicken. Alles in Allem schien dies nicht nur die Arbeit eines Mörders gewesen zu sein, der sich auf seinem Weg zur besten Schussposition nicht unbedingt den Hals brechen wollte. Irgendjemand hatte in den vergangenen Wochen, und vielleicht Monaten, Interesse daran gehabt, regelmäßig Zeit über den Dächern Venedigs zu verbringen.
    Hawthorne stemmte sich aus der Luke und sah sich um. Das Dach lag in strahlendem Sonnenschein, ansonsten aber weitgehend in Diskretion gehüllt. Das heißt, wer immer sich hier oben aufgehalten hatte, er wäre nur von jemandem zu sehen gewesen, der sich seinerseits auf einem der angrenzenden Dächer herumtrieb.
    Hawthorne fand mehr, als er vermutet hatte.  Er war

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