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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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Ersparnisse des armen Hundes mitgehen lässt, sollten wir seinen Besitz sicherstellen. Das sind wir ihm ...«
    Hawthorne setzte sich auf und die Stimmen neben seinem Ohr verstummten. Offensichtlich war Cresciczo doch irgendjemandem wichtiger gewesen, als der selbst angenommen haben mochte.
    Das bedeutete, dass er erschossen wurde, weil er im Begriff gewesen war, Don und Mordechai etwas zu erzählen, was unbedingt hatte geheim bleiben sollen.
    Er, Hawthorne, hatte einen Bolzen ähnlich dem, mit dem Cresciczo erschossen worden war, schon einmal gesehen. Aber warum hätte jemand den Gardisten ausgerechnet damit töten sollen? Warum dieser Umstand? Diese Apparatur war ein Vermögen wert. Und wichtiger noch: Was hatte Cresciczo sagen wollen, was war sein Auftrag gewesen? Und - von wem?
    Hawthornes Gehirn begann, Teile des Puzzles zusammen zu fügen. Domenico Grimani?
    Es gab da vielleicht eine Möglichkeit, das herauszufinden.
 
    »Fertig, Männer.« Hawthorne kam gerade rechtzeitig, um zu bemerken, wie sich Don Ruß von der Hand wischte.
    Cresciczo hatte wohl das ebenso einfallslose wie weit verbreitete ‘Versteck’ des inneren Kaminsimses zur Aufbewahrung seiner Ersparnisse gewählt.
    Der Capitano holte eine silberne Dose aus einer Tasche seiner Jacke und entnahm ihr eine große Prise eines fahlgelben Pulvers, das er gleichmäßig über alle der dunklen Flecken von Blut und Sekret verteilte, die verrieten, wo der Gardist verstorben war. Dann schloss er die Augen und murmelte ein Gebet.
    Schließlich entzündete er das Pulver auf den Flecken und Flammen von der Farbe des Blutes schlugen aus ihnen empor, um sich auf dem Weg zur Decke fauchend in eine schweflige Rauchwolke zu verwandeln. Binnen Sekunden waren die Flammen wieder verschwunden und hatten die Flecken, die sie genährt hatten, mit sich genommen. Lediglich Schmauchspuren blieben auf dem alten Holz von Boden und Möbeln zurück. Das einzige, was jetzt noch an den Tod des Vigile erinnerte, war ein leichter Rauchschleier und ein ungutes Gefühl in den Mägen der drei Männer. Normalerweise hätte Hawthorne vorgeschlagen, einfach ein Feuer zu legen und das Lagerhaus samt der wertlosen Besitztümer des Toten niederzubrennen.
    Doch ein brennendes Lagerhaus in dieser Gegend der Stadt war ungefähr eine so gute Idee, wie einen Fluss umzuleiten, um eine Handvoll Ratten aus dem Vorratskeller zu schwemmen.
    Davon abgesehen, dass die Ratten in jedem Fall größere Überlebenschancen hätten. In Venedig hatte man weiß Gott genug Erfahrung mit beidem.
    Also musste Hawthorne wohl oder übel auf einen Trick zurückgreifen. Er räusperte sich und wandte sich um. »Sergente Francisco, bitte sorgen Sie dafür, dass auf der Tür dieser Kammer, dem Lagerhaus und den beiden angrenzenden Gebäuden umgehend die Pest-Sigilen aufgemalt werden. Ich will, dass hier in den nächsten Tagen niemand herum schnüffelt. Wenn wir Glück haben, wird man bei der Garde annehmen, dass Cresciczo  vor der Pest geflohen ist. Das verschafft uns Zeit. Und jetzt los, wir haben heute noch Einiges vor.«
    Seine Begleiter seufzten und blickten sich aus verquollenen Augen an. »Wirklich?«
    »Wirklich«, entgegnete Hawthorne, »Ach, und Sergente?«
    »Ja, Capo?«
    »Hatte Cresciczo eigentlich Verwandte?«
    »Soweit ich weiß, lebt seine Mutter drüben auf der Giudeca. Als Hausangestellte im Palazzo der Marconis. Wieso?«
    »Dann weißt du ja, wohin du das Geld bringen wirst..«
    »Welches Geld, Capo?«
    »Das Geld aus Cresciczo Kamin, das du so geistesgegenwärtig vor eventuellem Diebstahl gerettet hast.«
    »Äh...Was?...« Don zuckte unter dem Blick des Capitanos zusammen. Dann nickte er ergeben. Vor einem Buchprüfer konnte man einfach nichts geheim halten. »Ach, das Geld. Natürlich, sowieso, Capo.«
    »Das dachte ich mir. Selbstverständlich auch das, was er gestern Abend von Euch gewonnen hat.«
    »Selbstverständlich, Capo.«
    »Und ihr dürft ruhig eine großzügige Trauerspende aus unserer Kasse dazulegen. Wir wollen doch nicht, dass die arme alte Signora jetzt hungern muss.«
    »Aber Capo!«
    »Sergente?«
    »Äh ... ja, Capo.«
    »Exzellent.«
    ***
    Es war kurz vor Mittag, als Capitano Bartholomew Hawthorne am Portal des Palazzo der Familie Grimani ankam.
    Oliviero di Grimani hatte ihn zwar anfangs darauf hingewiesen, dass er sich jederzeit von einer der hauseigenen Gondolas abholen lassen könne (oder aber, falls ihm das zu bindend erscheine, er doch wenigstens in einer Miet-Gondola vorfahren

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