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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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ins Jenseits zu befördern. Und warum.«
    Mordechai und Don überlegten. Der Verstorbene hatte wirklich nicht viele Freunde gehabt. Aber auch genauso wenig Feinde, soweit sie wussten. Abgesehen von der allgemein herrschenden Abneigung gegenüber den Vigili und den Patrouillen in diesem heruntergekommeneren Viertel der Stadt im Besonderen. Was den Täterkreis schlagartig auf etwa 2.000 Verdächtige ausweiten mochte. Wobei Cresciczo auch bei diesen Leuten wohl eher auf den letzten Plätzen rangierte. Er hatte immer nach der Devise gelebt, Verbrechen vorzubeugen, indem er sich an Stellen aufhielt, wo gerade keines geschah. Was bisher auch funktioniert hatte, aus seiner Sichtweise. Wo Cresciczo Wache hielt, geschahen nie Verbrechen. Bis jetzt.
    »Er hat leidenschaftlich gespielt. Vielleicht jemand der ihm Geld schuldete«, stellte Mordechai lahm fest.
    Don schüttelte zweifelnd den Kopf. »Er hat nur mit uns gespielt. Und wir waren’s nicht.«
    »Was ist mit Morosini und Vitale?« fragte Hawthorne langsam.
    Die beiden anderen gaben diesem Gedankengang einige Sekunden Bedenkzeit.
    »Nein, nicht Morosini. Er und Creso stammen aus derselben Straße. Sie sind zusammen aufgewachsen und haben zusammen gedient. Wenn Cresio einen wirklichen Freund hatte, dann Miorosini.«
    »Das ist noch kein Grund. Sie könnten sich überworfen haben.«
    »Dann hätte Cresio eher Morosini erschießen müssen. Er schuldete ihm noch drei Monatssolde, soweit ich weiß.«
    »Außerdem hätte Morosini ihn nicht erschießen können.« Mordechai sah zum Fenster hinaus auf das gegenüberliegende Dach. »Er hätte von dort aus nicht einmal dieses Haus getroffen.«
    »Stimmt”, pflichtete ihm Don bei. »Der miserabelste Schütze, den ich kenne. Das einzige Mal, an das ich mich erinnern kann, dass er sein Ziel nicht um mindestens drei Meter verfehlt hat, war, als er sich den Finger am Abzug eingeklemmt und seine Armbrust fallengelassen hat. Der einzig gute Schütze ihrer Patrouille war Cresciczo selbst. Weil er dann nicht an eventuelle Verbrecher heran musste.«
    Hawthorne hatte das Gefühl, als hätte ihn ein wichtiger Gedanke nur knapp verfehlt. »Und Vitale?«
    »Vitale?!«
    Diesmal sahen beide, Mordechai und Don auf das baufällige Dach und versuchten, sich 300 Pfund gemütlichen Vitale auf einer Schicht aus morschen Holzschindeln und fauligen Dachsparren vorzustellen. Beider Geist sträubte sich bei der Vorstellung und gab gleichzeitig zu bedenken, dass sich der übergewichtige Vigili nur hätte auf den dürren Verstorbenen hätte setzen müssen, um den Mord weit einfacher zu begehen. Und gleichzeitig die Identität der Leiche effektiv zu verschleiern. Sie erschauerten beide.
    »Vergiss’ es, Capo. Selbst wenn er da hinaufgekommen wäre, mit einem völlig überlasteten Flaschenzug vielleicht, Vitale hat Höhenangst. Liegt vielleicht daran, dass er befürchten muss, dass alles, worauf er steigt, unter ihm zusammenbricht.«
    »Hm.«
    »Uhm. Aber wenn einer von ihnen einen Schützen angeheuert hätte...?« überlegte Mordechai laut.
    Don sah ihn zweifelnd an.
    »Unwahrscheinlich«, Hawthorne winkte ab. »Wozu hätte er dann vor dem Mord gehen sollen? Ein besseres Alibi, als neben dem Opfer zu sitzen, kann sich doch kein Auftraggeber wünschen. Nein.«
    Er begann, nachdenklich im Zimmer auf und ab zu gehen und zerhackte mit dem Klacken seiner Stiefelabsätze die nächsten Minuten in exakte Stücke. »Also keiner aus der Garde.«
    »Da bin ich ja beruhigt«, schnaufte Don. »Ich glaube, dass mich der Gedanke, dass sich die Vigili jetzt schon selbst umlegt, nicht besonders begeistert hätte.«
    »Würde allerdings die Verbrechensrate um einiges senken«, murmelte Mordechai vor sich hin. Er erinnerte sich noch zu gut an seine Zeit als Schmuggler und Hehler in Padua. Seine besten Kunden und Lieferanten waren nahezu ausschließlich Angehörige der Milizia gewesen.
    »Gut. Dann anders.« Hawthorne blieb stehen und winkte Don zu dem umgestürzten Stuhl, auf dem Cresciczo verstorben war. »Setz dich dort hin. So, wie er gesessen hat.«
    »Was?«
    »Frag’ nicht, setz dich. Was genau habt ihr in dem Moment gemacht? Mordechai, setz dich auf deinen Stuhl.«
    Als die beiden saßen, ließ er sich selbst auf dem Stuhl vor dem dritten auf dem Tisch liegenden Kartenstapel nieder und sah aus dem Fenster. Wenn jemand von dort drüben auf ihn hätte schießen wollen, stellte er fest, hätte er ihm allenfalls die Füße am Boden festnageln können. Mordechai und Don

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