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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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zusammenkrampfte, als hätte er Schmerzen in der Brust. Ein deutliches Ticken, das immer dann lauter wurde, wenn Scanzo ausatmete, zeigte Leonardo, dass dieser wohl versuchte, seine Herzprobleme mit einem mechanischen Behelfsherz zu bekämpfen. Es wurde ein Teil der Lunge entfernt und die Mechanik in den so entstandenen Hohlraum eingesetzt. Sofort wandelte sich Leonardos Wut in Besorgnis. »Kann ich euch helfen? Habt Ihr Schmerzen? Braucht Ihr vielleicht einen Arzt?«
    Scanzos Züge verzerrten sich. »Eher einen guten Mechaniker. Aber kümmert Euch darum nicht. Bitte versteht, ich konnte nichts für die Abreise Eurer Geliebten. Natürlich kann auch ich nicht beschwören, dass der Junge Euer Sohn ist. Aber die Ähnlichkeit ist verblüffend.«
    Ein langer und anstrengender Tag ging zu Ende. Leonardo hatte die Nacht zuvor kaum geschlafen. Viel zu aufgewühlt war er durch die Erlebnisse gewesen. Ja, tatsächlich, das was er von dem Kind gesehen hatte, erinnerte ihn sehr wohl an sein eigenes Ich in der Jugend. An das Gesicht, das er immer wieder versucht hatte von einer Wasserspiegelung abzuzeichnen. So lange, bis es ihm gelungen war und seine Mutter voller Entzücken die Hände zusammengeschlagen und ihn geküsst hatte, als er ihr das Bild zum Namenstag schenkte. Immer mehr zwang sich der Gedanke auf: Mein Sohn.
    Schließlich hatte er es am Mittag nicht mehr ausgehalten und nach Scanzo geschickt. Er wolle sich zum Sonnenuntergang mit ihm treffen. Man hatte einen Treffpunkt an der Anlegestelle nach Murano vereinbart. Ein Ort auf den Umberto gedrungen hatte.
    So stand er nun da, schaute über das graue Wasser der Lagune, das der Wind in kleine Wellen kräuselte. Es war kalt und feucht. Murano duckte sich hinter San Michele mit seinen Mauern und Grabsteinen. Man sah von der Insel nur ein Flackern und das Aufsteigen seltsam leuchtender Schwaden.
    Mechaniker und Alchemisten waren dort an der Arbeit. Die Serenissima hatte alle, die notwendig, aber gefährlich waren, dorthin verbannt. Hier konnten sie auch die grausamsten und unchristlichsten Versuche und Arbeiten durchführen. Man flüsterte von Monstern, die dort geschaffen würden, und von Verstößen gegen alle Gebote Gottes. Bis nach Mailand waren diese Gerüchte gedrungen.
    Leonardo zuckte zusammen, als er hinter sich das Ticken von Scanzos Herz hörte. Anscheinend war das natürliche Herz immer noch so geschwächt, dass das mechanische die meiste Arbeit übernehmen musste. Leonardo drehte sich zu dem kränklich aussehenden Scanzo um. Dieser nahm ihn bei der Hand und sagte: »Folgt mir bitte. Ihr habt leider zu lange gezögert. Ich muss euch etwas zeigen.« Ohne auf die Fragen und Proteste Leonardos zu hören drehte er sich um und ging mit kleinen, schlurfenden Schritten zu einem Boot, dessen spannmechanischer Antrieb unter einer Holzkiste in der Mitte angebracht war.
    »Mein Boot wird uns nach Murano bringen. Ihr müsst zu Petrucci.«
    Im Boot angekommen, stellte er sich vor das Steuerrad im Heck des Schiffes. Von dort konnte er über das Gehäuse des Antriebs schauen. Er schob mit Mühe einen Hebel nach vorne. Ein Surren und Rauschen hob an. Das Boot schob den Bug nach oben und beschleunigte.
    Schon bald musste Leonardo seine Fellmütze festhalten, um die er nun wegen des kalten Fahrtwindes sehr froh war.
    Aus dem Surren war ein hohes Pfeifen geworden und das mechanische Boot raste über die Wasserfläche. Für Leonardo war es ein Rätsel, woher diese ungeheure Menge an Kraft und Energie kam. Die Leistung dieses Antriebs übertraf alles, was er bisher außerhalb seines eigenen Laboratoriums gesehen hatte. Fragen war unmöglich, der Fahrtwind riss ihm die Worte vom Mund.
    Schließlich verringerte Scanzo die Fahrt und legte geübt am nördlichen Fondamento an.
    »Geht bitte vor und helft mir hinauf.« Was Leonardo unwillig tat.
    Mehr als ein knappes »Folgt mir« war von Scanzo nicht zu hören. Sie gingen durch enge Gassen. Aus den Gebäuden hörte man Fauchen und Zischen, üble Dämpfe quollen aus Türen, Menschen und Tiere stöhnten.
    Schließlich hielten sie am Ende einer Sackgasse vor einem Tor an. Leonardo hob erstaunt seine linke Hand und betastete die dort eingearbeiteten Glasscheiben. Im Inneren des Gebäudes flackerten zahlreiche Flammen. Das Licht ließ die Scheiben in allen denkbaren Farben leuchten. Niemals zuvor hatte Leonardo so große, gerade Glasflächen gesehen. Kaum eine Krümmung war auszumachen. Seine Neugierde war erwacht. Weggeblasen der Verdruss

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