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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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überquerte den Markusplatz und befand sich schon nach wenigen Minuten auf einer Gasse, die sich zum Vorplatz der Kirche San Zacceria erweiterte. Eben schlug das miniaturisierte Glockenspiel seines OMF und signalisierte ihm, dass es fünf Minuten vor acht Uhr sei. Punkt acht klopfte einer die Diener am seitlichen Eingang des Priesterhauses, das zu San Zacceria gehörte. Ein ausgesprochen hübscher Jüngling, noch kaum dem Knabenalter entwachsen, öffnete die Tür und geleitete ihn in den Speisesaal.
    »Mein Freund, wie schön euch zu sehen!« Der recht beleibte Dechant hatte sich etwas schwerfällig aus seinem Sessel erhoben. Offensichtlich hatte er an der bereits gedeckten Tafel schon einige Aperitivi genossen. Ein mit kondensierter Feuchtigkeit beschlagener Krug stand auf dem Tisch. »Möchtet Ihr vielleicht etwas von diesem herrlichen Frascati? So etwas Gutes hat sonst nur der Papst.« Maiolli zwinkerte, als wolle er eine Träne vertreiben. Er schnipste mit den Fingern, und der Jüngling von eben brachte einen Becher und goss etwas von dem hellen und aromatischen Wein ein. Leonardo nippte vorsichtig daran. Der Kirchenmann war ihm als Vermittler zum Dogen empfohlen worden. Er war zwar auf Wunsch der Serenissima hier in Venedig, aber die Feindschaft zwischen Mailand und Venedig war noch nicht völlig vergessen. Nur der gemeinsame Feind, die Osmanen, hatte die beiden Stadtstaaten zu einem ungemütlichen Frieden geführt.
    »Ich bin froh, dass wir uns treffen können.« Leonardo zog demonstrativ genüsslich etwas von dem Bukett des Weines eins. »Hmmm, vorzüglich mein lieber Dechant. Ich nehme an, dass unser gemeinsamer Freund Euch mitgeteilt hat, um was es geht.«
    »Aber natürlich. Ich freue mich immer wenn ich zum Wohl der Christenheit und Dienste der Sache des Herrn tätig sein kann. Wie kann ich Euch helfen?«
    Leonardo stutzte etwas. Der Sekretär seiner Majestät, Baldacci, hatte ihm versichert, Maiolli sei vollständig informiert und würde alles Notwendige vorbereiten.
    »Nun ja, ich glaubte, das sei bereits schriftlich geklärt.«
    »Ach, dieser Brief von Baldacci ... Ich fürchte, der war etwas beschädigt bei seiner Ankunft.«
    Maiolli schlug entschuldigend die Augen nieder und schaute dabei dem Jungen, der sich gerade über den Tisch bückte, um ein Schale mit Brot in dessen Mitte zu stellen, lüstern auf den Hintern.
    »Allerliebst, diese jungen, dem Herrn ergebenen Menschen ... nicht wahr?
    Ach, der Brief ... ja, wie soll ich sagen ... er war nicht mehr gut lesbar. Ich denke aber, ich habe einen Ausweg gefunden. Ihr kennt doch Umberto Scanzo, den weit über Venedig hinaus bekannten Händler.«
    Leonardo nickte. Mit dem hatte er schon einmal zu tun gehabt. Allerdings war er sich nie klar gewesen, ob ihm diese Bekanntschaft genutzt oder geschadet hatte. Es hatte Gerüchte gegeben, Scanzo sei nicht nur Händler, sondern auch in Dienste des venezianischen Geheimdienstes. Dennoch, er hatte Leonardo immer die besten und haltbarsten Grundstoffe für seine Farben besorgt. Außerdem war er sehr geschickt darin, junge Frauen aus seinem Umkreis für seine Freunde und Bekannten zu begeistern. Leonardo dachte mit etwas Scham an die letzte Nacht mit Francesca.
    »Eigentlich müsste Umberto gleich hier sein. Er wollte mit uns zu Abend essen. Aber vielleicht wollt Ihr mit mir noch meine Sammlung an Kunstschätzen und Kuriositäten betrachten, um uns die Zeit zu vertreiben?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, watschelte Maiolli um den Tisch herum und winkte Leonardo, ohne sich umzusehen, ihm zu folgen. Seine schlaffe rechte Hand schlenkerte dabei, als wäre sie nur unvollständig mit dem Unterarm verbunden.
    »Schaut hier, das hat mir vor kurzem unser gemeinsamer Freund Scanzo von einer seiner Reisen mitgebracht. Ist es nicht kurios, ein Pferd mit Flügeln und einem Rüssel wie ein afrikanischer Elefant? Man sagt, es sei eine Spottfigur auf das Pferd Mohammeds, das ihn angeblich in den Himmel getragen hat.« Leonardo betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die Figur. Der Detailreichtum und die Präzision der Ausführung erregten sein Interesse. Bevor es jedoch noch mehr als ein interessiertes »mmh mmh« brummen konnte, tönte hinter ihm eine bekannte Stimme.
    »Mio caro amico Leonardo, was für eine Freude, Euch zu sehen. Und Ihr bewundert gerade eines der Kleinode, die ich unserem Freund Maiolli geliefert habe. Unter Einsatz meines Lebens, wie ich beiläufig erwähnen darf. Ihr glaubt ja gar nicht, wie

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