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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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auseinanderfaltete, zeigte sich ein silbrig glänzendes, flaches Stück Metall. Er schob die Metallzunge in einen kaum sichtbaren Ritz im unteren Drittel der Front der Truhe. Das herausragende Teil bog er mehrmals hin und her, dabei wurde es immer wärmer. Plötzlich, Leonardo konnte gerade noch seine Hand wegnehmen, faltete sich das eben noch flache Objekt auf wie eine Origami-Blume. Dazu erklang eine Serie von Klickgeräuschen im Inneren der Truhe, worauf sich der untere Teil wie eine Schublade aufschob. Zufrieden öffnete Leonardo das Geheimfach. Während er noch darin kramte, kühlte die Metallzunge ab und nahm wieder ihre ursprüngliche Form an. Der Stahl der Erinnerung nannten die indischen Händler das Material, für das er ein kleines Vermögen gezahlt hatte.
    Schließlich hatte er alle in der Schublade befindlichen Dokumente ausgeräumt und öffnete mit eine leichten Druck in der linken hinteren Ecke den doppelten Boden, den er aus dem Fach nahm und vorsichtig an die Wand lehnte.
    Seine Zeitgenossen in Mailand hielten Leonardo für einen etwas verschrobenen, gleichwohl genialen Wissenschaftler, der eine etwas eigentümliche Neigung zu Kriegs- und Belagerungsgeräten hatte. Niemand wusste dort, dass sich Leonardo nicht nur für große Kampfmaschinen interessierte, sondern sich schon seit seiner Zeit in Florenz mit Waffen beschäftigte, die man am Körper tragen konnte. Durch Arbeiten für einen der japanischen Daimyos war er zudem mit einer Reihe von asiatischen Kampftechniken vertraut. Das Waffenarsenal, das er dabei kennen gelernt hatte, war von ihm wesentlich verbessert und erweitert worden.
    Als erstes legte er seinen Samtumhang ab, zog eine enge schwarze Jacke über und befestigte eine Reihe von Gürteln an seinem Körper. Die Jacke zwickte etwas, er hatte in den letzten Jahren wohl an Gewicht zugelegt. Ihm war klar, dass er es nicht mit einem der Kämpfer aufnehmen könnte, von denen er so viel gelesen hatte. Er hoffte aber, seine weiterentwickelten Waffen würden seine Defizite in Kraft, Geschick und Geschwindigkeit ausgleichen.
    Daher griff er nun in die geöffnete Schublade, in der, auf schwarzen Samt gebettet, eine Reihe sehr ungewöhnlicher Waffen lag. Aerodynamische, mit Antrieb versehene Metallsterne, die wie das von ihm erdachte Fluggerät sich selbst in der Luft hielten und mit ihren schnell rotierenden Schneiden alles zerfetzten, was ihnen in den Weg kam. Dort lagen auch mehrere Kugeln, deren Oberfläche mit Riefen überzogen waren, Rollgranaten, gefüllt mit dem schwarzen Pulver, das die Chinesen in ihre Feuerwerksraketen füllen, und einer trickreichen Auslösemechanik. Eine kleine, sehr kompakte Armbrust, mit der man über einen Federmechanismus hundert Pfeile in kurzer Zeit verschießen konnte. Diese waren mit dem Gift einer Schnecke überzogen und führten zu sofortiger Lähmung und zum Tod. All dies befestigte er so an den verschiedenen Gürteln, dass es ihn möglichst wenig in seinen Bewegungen behinderte.
    Und schließlich sein größtes Geheimnis. Eine kleine Schachtel, die sich deutlich wärmer anfühlte als die Umgebung und ständig ein kleines Brummen aussandte. Leonardo musste grinsen. Perpetuum Mobile … schön wäre es. Aber das war fast so gut. Die Forschungen an der Zeitmaschine des Papstes hatten ihn schließlich zu einem Mechanismus geführt, der riesige Mengen an Energie aufnehmen konnte. Drei Jahre war das Kästchen in einer ehemaligen Ölmühle eingebaut gewesen und durch Ochsen, die unermüdlich im Kreis liefen, aufgeladen worden.
    Er nahm dieses Kästchen, aus dessen Seite eine achteckige Metallwelle herausragte, und legte es auf den Tisch. Das Samtfutteral anhebend, konnte er einen Mechanismus greifen, der entfernt an eine große Ratte oder einen Hund erinnerte. Vier mechanische Beine, eine Schnauze, in deren Spitze ein zylindrischer Stein steckte. Ein Magnetstein. Verbunden mit einer empfindlichen Mechanik ermöglichte er es diesem künstlichen Wesen, seinem Besitzer, der einfach nur einen weiteren Magnetstein in der Tasche führen musste, zu folgen. Auf dem Rücken hatte das Wesen eine Höhlung.
    Leonardo schob das Kästchen in das Innere seines Rattus Mechanicus, wie es einer seiner Schüler, der die Sache mit dem Magnetstein erfunden hatte, scherzhaft nannte.
    Anschließend entnahm er seinem Umhang das orologio multifunzione. Es war wesentlich mehr als nur eine Uhr und ein Terminplaner. Mit diesem Gerät und seinen Einstellrädern konnte das mechanische Wesen

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