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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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herunter. Tatsächlich glich er mehr einem mit Insignien verzierten Erzbischof als einem nächtlichen Einbrecher.
    Die Kampfsterne und Kugelgranaten schimmerten mild in dem warmen Licht. Die Armbrust war hinter seinem Rücken verborgen. Ihm war klar, er konnte nicht näher heran. Petrucci würde ihn von seinen uhrwerksbetriebenen Kämpfern zerreißen lassen.
    Es blieb ihm nur ein Weg, der Kampf. Mit einer gleitenden Bewegung griff er mit der linken Hand einen der Sterne, die an der rechten Hüfte hingen, und warf ihn auf Kopfhöhe der Maschinenwesen. Der Stern verharrte kurz schwirrend auf dieser Höhe in der Luft und begann dann in zuckenden Sprüngen hin und her zu fliegen. Obwohl die von Menschenköpfen gesteuerten Maschinen versuchten, auszuweichen, hatte bereits dieser eine Stern in kürzester Zeit die Schädeldecken von fünfen abrasiert und die Gehirnmasse in großzügigen Spritzern verteilt. Sie blieben jedoch nicht stehen, sondern fuhren mit ihrem Kreisgespringe fort. In kurzer Reihenfolge warf Leonardo drei weitere Sterne. Der Rest der Springer war kurz darauf ebenfalls nur noch zum stumpfen Im-Kreis-Gehen in der Lage. Lediglich Carlo sowie die beiden erschreckt blickenden Verschwörer waren noch unversehrt. Sie waren zu klein, um von den Sternen getroffen zu werden. Carlo stand erstarrt da. Scanzo und Petrucci hatten ihre Degen gezogen und rannten auf Leonardo zu. Darauf zog er seine Armbrust. »Kommt mir nicht näher! Dies hier verschießt das Gift der Schnecke aus dem indischen Meer. Es lähmt sofort, der Tod ist grausam.«
    Scanzo und Petrucci hielten inne. »Was wollt ihr?«, rief Petrucci. Scanzo flüsterte ihm etwas zu.
    »Ja, ja, nehmt euren Sohn und geht fort.«
    Leonardo sah den Jungen flehend an. »Ich bin dein Vater, Carlo. Hat dir deine Mutter nicht von mir berichtet?«
    Carlo hüpfte neugierig näher.
    »Ihr werdet keine Freude an ihm haben. Er ist noch nicht fertig. Ich glaube nicht, dass es ihm gut tut, wenn Ihr ihn mitnehmt. Wusstet Ihr übrigens, dass es gefährlich ist, sofort wieder nach oben zu gehen? Der Kleine ist jetzt schon zwei Tage hier unten. Wenn Ihr ihn mitnehmt, wird er sterben. Ach ja, und was ich Euch noch sagen wollte: Ich brauche Euer Perpetuum Mobile nicht mehr. Ich habe etwas Besseres.« Petrucci brüllte diese Worte so laut er konnte. Sie hallten fürchterlich in der Kuppel, so dass Leonardo kaum mehr andere Geräusche vernahm.
    Plötzlich packte ihn ein eiserner Arm von hinten an der Kehle, ein anderer hielt seine linke Hand fest, in der er die Armbrust hielt. In seinem Rücken spürte er das Auf und Ab eines ledernen Blasebalges und hörte das Summen, das er oben bei dem Maschinenmenschen vernommen hatte. Der Lärm von Petrucci hatte das Nahen des letzten noch funktionierenden Kämpfers überdeckt. Petrucci näherte sich ihm, während Scanzo mit bleicher Miene die halbierten Schädel der anderen Maschinenmenschen anstarrte.
    Petrucci nahm ihm die Armbrust und die Gürtel mit seinen Waffen ab. »Ein schönes Arsenal habt Ihr hier. Ich glaube, das bewahre ich besser bei mir auf. Es wäre schade, wenn es mit Euch verschwinden würde.«
    Leonardo starrte ihn nur an. Petrucci versuchte, die mechanische Ratte mit dem Fuß wegzustoßen. Sie biss ihn in die Schuhspitze und riss die Kappe ab. Er sprang zurück. »Verdammt, das Biest hat mir fast die Zehen abgerissen.« Blutige Streifen wurden auf dem Fußrücken und den Zehen sichtbar.
    Petrucci ging ein paar Schritte zurück. »So, Meister Leonardo«, er sprach die Worte mit gehässigem Spott aus. »Nun werdet Ihr sehen, was der Vorteil meiner Wesen ist. Sie hören und sehen. Ich brauche keine plumpe Mechanik, um ihnen Befehle zu geben. Erwürg ihn, aber langsam!«
    Leonardo spürte, wie der Griff um seinen Hals immer fester wurde. Das Summen und Keuchen hinter ihm nahm zu. Ein ungeheurer Druck entstand in seiner Kehle und seinem Kopf. Die Ränder seines Blickfeldes begannen zu flimmern.
    Da, ein Zischen, mit einem knatternden Geräusch entwich Luft. Der Druck wurde schwächer, bis sich die Greifarme völlig lösten und das hinter Leonardo stehende Wesen mit einem Fauchen zusammenfiel.
    Petrucci starrte entsetzt auf die Gestalt hinter Leonardo, die eben wie ein Schatten aus der dunklen Öffnung der Wendeltreppe gesprungen war.
    Er hob die Armbrust und begann wie wild Pfeile um sich zu schießen.
    Leonardo wusste sich nicht anders zu helfen, als die Magnetsteine, die er mit der rechten Hand umfasst hielt, in weitem Bogen von

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