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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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Unterschenkel dornenbesetzte Stelzen und die Füße eine Ansammlung schärfster Schneiden. Auf der Brust war über dem Herzen eine halbkugelförmige Metallglocke angebracht, aus der ein ständiges Summe zu hören war. Der Oberbauch bestand aus einem mächtigen Lederbeutel, der sich im Rhythmus des Atmens ausdehnte und zusammenfiel. Der Rücken war offensichtlich ebenfalls mit Gerätschaften versehen. Am schrecklichsten aber war der Schädel. Von einem metallenen Kragen gingen feine Metallstäbe in den Hinterkopf. Leonardo erinnerte sich an Experimente, die er mit Fröschen durchgeführt hatte. Bestimmte Metalle hatten, wenn man sie in das Gehirn der unglücklichen Tiere einführte, diese zu allerlei seltsamen Zuckungen und Bewegungen veranlasst. Mit Erleichterung sah er den Bartwuchs im Gesicht des schrecklichen Hybridwesens. Es konnte also nicht Carlo, sein Sohn sein.
    Er folgte weiter den Geräuschen.
    Schließlich kam er zu einer Türe, deren Form und Aufbau sehr eigentümlich war. Sie war kreisrund und saß in einem Ring aus Gummi arabicum. Weder Druck noch Zug konnten sie öffnen. Ein langer Messinghebel ragte aus der Wand, links von der Tür. Offensichtlich kamen die Geräusche aus dem Bereich dahinter. Entschlossen legte Leonardo – nachdem er sich vergewissert hatte, dass sein metallischer Begleiter bei ihm war - den Hebel um. Das Zischen verstärkte sich. Kurz darauf öffnete sich die Türe mit einem Schmatzen. Er ging hindurch. Nun befand er sich in einem zylindrischen Gang, der auf der gegenüberliegenden Seite durch eine identische Tür abgeschlossen war. Auch hier befand sich wieder ein Hebel. Er schob ihn nach oben. Die hinter Tür schlug zu. Ein ungeheures Brausen hob an, und er spürte einen zunehmenden Druck auf die Ohren. Es schmerzte, bevor mit einem leisen Knall ein Druckausgleich stattfand. Schwankend stand Leonardo da und sah, wie sich die Türe vor ihm öffnete. Eine steile, gewendelte Steintreppe führte nach unten. Während er hinabging, wurde die Luft immer feuchter und muffiger. Es roch nach Salzwasser und Fisch. Natürlich war ihm sofort beim Druckanstieg klar gewesen um was es sich handelte: eine ungeheure Tauchglocke. Er hatte bereits in den Teichen seiner  Heimat damit experimentiert. Offensichtlich hatte Petrucci einen Weg gefunden, seine Experimente unter Wasser, völlig unzugänglich für seine Umgebung, durchzuführen.
    Die Intensität der Geräusche nahm zu. Leonardo konnte nun Worte unterscheiden. »Nein, nein, Ihr müsst die andere Einstellung nehmen. Ja, genauso. Seht Ihr, er tut, was Ihr eingegeben habt.«
    Leonardo schaute vorsichtig um die letzte Krümmung der Treppe. Mit der letzten Stufe der Treppe stand er auf dem Meeresboden. Schlamm und Sand waren sichtbar. Allerlei Getier krümmte sich trocken auf dem vom Wasser befreiten Boden. Der Blick war begrenzt durch eine Kuppel mit einem Durchmesser von sicherlich 20 Klaftern. Am Rand gegenüber der Treppe war ein Podest zu sehen. In dessen Boden war eine Öffnung, in der man das Meerwasser schwappen sah. Im dem Raum befanden sich etwa zwei Dutzend Wesen, wie sie Leonardo oben auf dem zweiten Operationstisch gesehen hatte. Mit ihren speziellen Beinen waren sie zu ungeheuren Sprüngen fähig und jagten einander im Kreis. In der Mitte standen Petrucci und Scanzo, die sich mit einem weiteren der Wesen beschäftigten und an seinem Rücken Einstellungen an verschiedenen Stellrädern vornahmen. Petrucci bewegte einen Messinghebel an der rechten Schulter des Maschinenmenschen, worauf dieser sich in den Kreis der Hüpfenden eingliederte.
    Leonardo fiel auf, dass eines der Wesen sich von den anderen unterschied. Es war deutlich kleiner und hatte noch seine natürlichen Arme und keinen Mechanismus an Bauch, Rücken und Hals. Nur die Beine waren ersetzt. Allerdings schien es sehr viel beweglicher als die anderen und konnte sich offensichtlich freier bewegen. Es scherte immer wieder aus. Leonardo sah nun auch seine schlimmsten Erwartungen bestätigt. Es war Carlo, der dort mit kindlicher Freude und Lachen zwischen den grausigen Maschinenwesen wie im Spiel herumtollte.
    »Kommt nur heran, mein Freund. Ihr braucht Euch nicht zu verstecken!«, rief Petrucci in Richtung der Wendeltreppe. »Ihr glaubt doch nicht, ich hätte Eure Ankunft nicht bemerkt. Ihr unterschätzt die Fähigkeiten meiner Diener.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Aber ich sehe, auch Ihr habt einen Helfer dabei. Aber warum die seltsame Kleidung?«
    Leonardo schaute an sich

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