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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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Entscheidung. Vorsichtig öffnete sie es und blickte hinein.
    Die Deckenbalken über ihr knackten. Sie hörte Schritte. Jemand polterte über die Stiege, es klopfte an die Tür der Bibliothek. »Signora?«
    »Was ist los?« Lucia sprang auf und öffnete die Tür.
    »Eure Tochter, sie ist aufgestanden und fragt nach euch.« Sara gluckste vor Freude.
    Lucia atmete tief durch und nickte.
 
    Vorsichtig trat Lucia in die Kemenate ihrer Tochter. Aurora betrachtete sich im Spiegel. Sie strich mit  dünnen Fingern über ihr bleiches Gesicht. Die   blutleeren Lippen formten das Wort: »Mutter«, ohne einen Ton hervorzubringen. Das blonde Haar hing matt über die Schultern. Lucia dachte unwillkürlich an die Geister aus dem Hades.
    »Ich bitte dich, Kind, du musst wieder ins Bett. Hilf mir, Sara.«
    Die beiden Frauen führten Aurora zu ihrem Krankenlager und legten sie in die weißen Daunenkissen. Lucia nahm Auroras Hand. Sanft streichelte sie darüber.
    Ihre Tochter starrte sie aus trockenen Augen an und verzog keine Miene.
    »Streng dich nicht an.« Sie legte ihre Hand auf die Stirn der Kranken. »Dein Vater ist noch nicht zurück. Ich habe mich an seiner Stelle um alles gekümmert.« Aurora leckte über ihre rissige Unterlippe. »Mein tapferes Kind. Schon bald wird wieder alles in Ordnung sein.«
    Aus dem Erdgeschoss hörte Lucia ein Pochen an der Eingangstür. »Das wird Dottore Conti sein. Führ ihn herauf.« Sara eilte aus der Kemenate.
    Behutsam ließ sich Lucia am Krankenbett nieder. Sie versank fast zwischen den unzähligen Kissen, auf die Aurora gebettet war. »Hör mir genau zu, Kind. Das Geschenk deines Vaters hat sehr viel Geld gekostet. Wir mussten die Hälfte des Hausrats dafür aufwenden. Also bleib am Leben.« Ihr strenger Blick fixierte ihre Tochter, die zu nicken versuchte. Ein frischer Rosenduft füllte unvermittelt den Raum.
    »Ah, wen haben wir denn da? Die ehrenwerte Lucia di Palanti und ihre liebreizende Tochter Aurora. Meine Frau meinte, ich könnte euch von Nutzen sein. Wo kann ich meine Gerätschaften aufstellen? Ich nehme einfach diesen Beistelltisch hier. Sara, kümmere dich um heißes Wasser.« Dies alles sprudelte aus Giuseppe Conti noch während er seinen fellbesetzten Mantel abstreifte. Darunter trug er ein Wams, aus dessen geschlitzten Ärmeln goldene Seide quoll.
    Lucia erhob sich vom Bett. »Danke, dass du es einrichten konntest. Wird es lange dauern?«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Mal sehen, was du da zusammengebastelt hast. Und weil wir gerade von Flickwerk reden, sieh dir bitte diese Nähte an.« Mit vorgeschobener Unterlippe hielt er Lucia anklagenden seinen linken Ärmel entgegen.
    »Da hat mich glatt ein Hund gebissen und der Schneider verlangt von mir zwei Dukaten. Gut, es war zwar meine Entscheidung, es am Rialto ausbessern  zu lassen, aber sieh dir das an. Hier hängt schon wieder ein Faden heraus.«
    Signora Lucia holte Luft, kam aber nicht dazu, sie in einer Redepause des Dottore mit ihren Gedanken zu füllen. Also hustete sie kräftig und sagte: »Ich geh das Kästchen holen.«
    Der Arzt klopfte ihr mit beiden Händen auf die Schultern. »Mach das, mach das, ich unterhalte mich derweilen mit unserer Patientin. Ich nehme an, dass wir in ein paar Stunden fertig sind, wenn du mir assistierst. Das schaffen wir schon.«
    Lucia verließ den Raum. Ein leichtes Schwindelgefühl befiel sie. Mit schweren Schritten stapfte sie in die Werkstatt, nahm das Ebenholzkästchen an sich und zeichnete mit dem Daumennagel drei Kreuze auf den Deckel.
    Als sie zurück in das Krankenzimmer kam, hatte der Arzt bereits einen Apparat mit Pumpen, Messingröhrchen und feinen Schläuchen aus undefinierbarem Gewebe aufgebaut.
    Der Dottore wusch sich die Hände in einer Schüssel. »Dann zeig mir das Prachtstück«, forderte er sie auf und warf dabei einen Blick über die Schulter.
    Lucia stellte das Kästchen neben dem Apparat ab. Zaghaft öffnete sie es.
    Langsam hob sie das Herz aus Gold heraus. Sara legte die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken.
    Dottore Conti nahm das Herz an sich und drehte es vor seinen Augen. Er nickte zustimmend. »Sieht gut aus. Wenn du dich exakt an die Pläne Matteos gehalten hast, wird alles klappen.«
    Während Lucia zur Waschschüssel ging, schloss Sara leise die Tür.
 
    »Kurbeln, Sara!« Dottore Contis Stimme fuhr wie ein Schwerthieb durch den Raum. Die Dienerin wandte ihren Blick ab und fixierte die Maschine des Arztes. Durch Pumpen gepresst, in

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