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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sie auseinander, um sich einen neuen Anführer zu suchen, und deshalb kommen ihre Armeen zusammen, brechen auseinander und bilden sich wieder neu. Ich habe Dänen gekannt, denen es beinahe gelungen wäre, ein mächtiges Heer zusammenzuhalten und es zu einem großen Sieg zu führen. Da waren Ubba, Guthrum, sogar Haesten, alle hatten sie es versucht, doch am Ende scheiterten sie. Die Dänen kämpften nicht für eine Sache oder gar für ein Land und ganz bestimmt nicht für einen Glauben, sondern nur für sich selbst, und wenn sie eine Niederlage erlitten, lösten sich ihre Armeen auf, weil die Männer nach einem neuen Herrn suchten, der ihnen Silber, Frauen und Land beschaffen könnte.
    Und meine Engel waren ein Köder, um sie davon zu überzeugen, dass sie sich im Kampf Ansehen erwerben konnten. »Waren auch Dänen bei dem Grab?«, fragte ich Ludda.
    »Zwei, Herr«, sagte er, »beides Kaufleute.«
    »Und hast du es ihnen gesagt?«
    Ludda zögerte, streifte Æthelflæd mit einem Blick und sah dann wieder mich an. »Ich habe ihnen gesagt, was Ihr mir befohlen habt, Herr.«
    »Bestimmt?«
    Er nickte, dann bekreuzigte er sich. »Ich habe ihnen erzählt, Ihr würdet sterben, Herr, und dass sich ein Däne großen Ruhm verdienen würde, indem er Uhtred von Bebbanburg erschlägt.«
    Æthelflæd atmete scharf ein, und dann schlug sie, ebenso wie Ludda, das Kreuz. »Was hast du ihnen da bloß erzählt?«, fragte sie.
    »Was Herr Uhtred mir aufgetragen hat, Herrin«, sagte Ludda unbehaglich.
    »Du forderst das Schicksal heraus«, wies mich Æthelflæd zurecht.
    »Ich will, dass die Dänen kommen«, sagte ich, »und ich muss ihnen einen Köder hinhalten.«
    Denn Plegmund hatte unrecht, und Æthelhelm hatte unrecht, und Edward hatte unrecht. Der Frieden ist eine schöne Sache, aber wir haben nur Frieden, wenn unsere Gegner zu verängstigt sind, um einen Krieg zu fuhren. Die Dänen verhielten sich nicht still, weil sie der Christengott zum Schweigen gebracht hatte, sondern weil sie von anderen Dingen abgelenkt waren. Edward wollte glauben, dass sie ihren Traum von der Eroberung Wessex' aufgegeben hatten, doch ich wusste, dass sie kommen würden. Æthelwold hatte seinen Traum ebenso wenig aufgegeben. Auch er würde kommen, und mit ihm wilde Horden von Schwertdänen und Speerdänen, und ich wollte, dass sie kamen. Ich wollte es hinter mich bringen. Ich wollte das Schwert der Sachsen sein.
    Und sie kamen immer noch nicht.
    Ich habe niemals verstanden, warum die Dänen so lange gebraucht haben, um aus dem Tod Alfreds ihren Vorteil zu ziehen. Wenn Æthelwold die Fähigkeit besessen hätte, andere für seine Sache zu begeistern, statt der schwache Mann zu sein, der er nun einmal war, hätten sie wohl früher angegriffen, aber sie warteten so lange ab, dass in ganz Wessex die Überzeugung herrschte, der Gott der Christen habe ihre Gebete erhört und die Dänen in friedfertige Lämmer verwandelt. Und die ganze Zeit sangen meine Engel ihre beiden Weisen, eine für die Sachsen und eine fur die Dänen, und vielleicht bewegten sie etwas. Es gab mehr als genug Dänen, die meinen Kopf an ihren Hausgiebel nageln wollten, und die Weise, die für sie aus dem Grabmal ertönte, war eine Einladung dazu.
    Und doch zögerten sie weiter.
    Erzbischof Plegmund triumphierte. Zwei Jahre nach Edwards Krönung wurde ich nach Wintanceaster bestellt und musste eine seiner Predigten in der neuen großen Kirche ertragen. Plegmund behauptete mit grimmigem Ernst, Gott habe gesiegt, wo alle Schwerter aus Menschenhand versagt hätten. »Wir erleben die letzten Tage dieser Zeit«, sagte er, »und wir werden die Morgendämmerung des christlichen Königreichs heraufziehen sehen.«
    Ich erinnere mich an diesen Besuch, weil ich dabei Ælswith, Alfreds Witwe, zum letzten Mal sah. Sie zog sich in ein Kloster zurück, besser gesagt, war durch Plegmunds beharrliches Drängen dazu gebracht worden. Es war Offa, der mir das erzählte. »Sie unterstützt den Erzbischof«, sagte Offa, »aber er kann sie nicht ausstehen! Sie ist eine Meckerziege.«
    »Die Nonnen tun mir leid«, sagte ich.
    »Oh, beim lebendigen Herrn, Ælswith wird die Nonnen springen lassen«, sagte Offa mit einem Lächeln. Er war jetzt alt. Er hatte noch seine Hunde, aber er richtete keine weiteren mehr ab. »Das sind meine Gefährten«, erklärte er mir und streichelte einem Terrier über die Ohren, »und wir werden zusammen alt.« Er saß mit mir im Zwei Kraniche. »Ich leide unter Schmerzen, Herr«, sagte

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