Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
beiden Engel des Lebens getreten war und dass er seine Fragen an alle drei richten und auf eine Antwort warten solle.
    Diese Fragen waren höchst bedeutend, weil wir durch sie erfuhren, was die Leute wissen wollten, und das meiste davon war, wie sich von selbst versteht, außerordentlich belanglos. Würden sie einen Verwandten beerben? Wie würde die Ernte ausfallen? Manche flehten herzzerreißend um das Leben eines Kindes oder einer Frau, manche beteten um Hilfe in einem Gerichtsfall oder bei einem Streit mit dem Nachbarn, und all diesen riet Ludda so gut er es vermochte, während die drei Mädchen ihre sanfte, leise und widerhallende Melodie gurrten. Dann kamen die interessanteren Fragen. Wer würde Mercien regieren? Würde es Krieg geben? Würden die Dänen in den Süden einfallen und das Land der Sachsen erobern? Die Huren, die Federn und das Grabmal waren ein Netz, und wir fingen darin so manch bemerkenswerten Fisch. Beortsig, dessen Vater Sigurd Geld bezahlt hatte, war zu dem Grab gekommen und wollte wissen, ob die Dänen Mercien übernehmen und einen handzahmen Mercier auf den Thron setzen würden, und dann, noch interessanter, war Sigebriht von Cent in den düsteren Steingang gekrochen, in dem ein stechender Geruch nach brennendem Weihrauch hing, und hatte nach Æthelwolds Schicksal gefragt.
    »Und was hast du ihm erzählt?«, fragte ich Ludda.
    »Was Ihr mir befohlen habt, ihm zu erzählen, Herr: dass all seine Hoffnungen und Träume wahr werden.«
    »Und sind sie in dieser Nacht wahr geworden?«
    »Seffa hat ihre Pflicht getan«, sagte Ludda mit unerschütterlichem Ernst. Seffa war eines der beiden Mädchen aus dem Frankenreich.
    Æthelflæd warf einen Blick auf das Mädchen. Ludda, Pater Cuthbert und die drei Engel lebten in dem Römerhaus in Turcandene. »Dieses Haus gefällt mir«, hatte mich Pater Cuthbert begrüßt, »ich glaube, ich sollte in einem großen Haus wohnen.«
    »Sankt Cuthbert der Bequeme?«
    »Sankt Cuthbert der Zufriedene«, sagte er.
    »Und Mehrasa?«
    Er warf ihr einen schmachtenden Blick zu. »Sie ist wirklich ein Engel, Herr.«
    »Sie sieht glücklich aus«, sagte ich, und so war es. Ich bezweifelte, dass sie die merkwürdigen Dinge, um die sie gebeten wurde, ganz verstand, aber sie lernte sehr schnell Englisch und war ein gescheites Mädchen. »Ich könnte ihr einen wohlhabenden Ehemann suchen«, neckte ich Cuthbert.
    »Herr!« Er sah mich verletzt an, dann runzelte er die Stirn. »Mit Eurer Erlaubnis, Herr, würde ich sie zur Frau nehmen.«
    »Will sie das auch?«
    Er kicherte, ja, er kicherte tatsächlich, und dann nickte er. »Ja, Herr.«
    »Also ist sie doch nicht so gescheit, wie sie aussieht«, sagte ich säuerlich. »Aber zuerst muss sie hier ihre Aufgabe erfüllt haben. Und wenn sie vorher schwanger wird, mauere ich Euch mit den anderen Knochengestellen ein.«
    Das Grabmal erfüllte genau den Zweck, den ich mir vorgestellt hatte. Die Fragen der Männer sagten uns, womit sie sich beschäftigten. So bestätigten uns Sigebrihts beunruhigte Erkundigungen nach Æthelwold, dass er immer noch die Hoffnung hatte, König von Cent zu werden, falls Æthelwold Edward vom Thron stoßen würde. Die zweite Aufgabe der Engel bestand darin, den Gerüchten entgegenzuwirken, die sich durch Ælfadells Prophezeiungen im Süden ausbreiteten, nämlich dass die Dänen die Oberherrschaft über ganz Britannien gewinnen würden. Diese Gerüchte hatten den Männern in Mercien und Wessex ihren Kampfgeist genommen, aber jetzt hörten sie eine andere Prophezeiung, nämlich dass die Sachsen die Gewinner wären, und diese Botschaft, das wusste ich, würde die Sachsen ermutigen und die Dänen sowohl neugierig machen als auch verwirren. Ich wollte sie aufstacheln. Ich wollte sie besiegen.
    Ich vermute, dass die Dänen eines Tages, wenn ich schon lange tot bin, einen Anführer finden, der sie vereinen kann, und dann wird die Welt vom Feuerbrand verzehrt, und die Säle von Walhall füllen sich mit den feiernden Toten, doch solange ich selbst die Dänen gekannt, geliebt und bekämpft habe, waren sie zänkisch und uneins. Der Priester meiner gegenwärtigen Frau, ein Holzkopf, sagt, es läge daran, dass Gott Zwietracht unter ihnen gesät hat, aber ich habe immer gedacht, der eigentliche Grund ist, dass die Dänen ein eigensinniges, stolzes und unabhängiges Volk sind, das sein Knie nicht vor einem Mann beugt, nur weil er eine Krone trägt. Sie folgen einem Mann mit einem Schwert, aber sobald er scheitert, stieben

Weitere Kostenlose Bücher