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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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lachen.)
Aber Baden blieb das Musterland bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Aus dieser Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammt der Begriff »Musterland«. Das hatte viel damit zu tun, dass die Badener bewusst darauf gesetzt haben, das Land durch eine gewisse Modernität und eine badische Liberalität zu einen. Und das hat bis in die evangelische Landeskirche hineingespielt. Aber dann hat die Aufteilung in Besatzungszonen nach dem Zweiten Weltkrieg dem Wirtschaftsraum Baden, der ja insbesondere im nordbadischen Teil enorm prosperierend war, das Hinterland abgeschnitten. Das hat schwer geschadet.
    Die Badener hatten damals Angst vor einer feindlichen Übernahme durch die Württemberger?
    Die Badener haben nie Angst gehabt vor den Württembergern! Das ist ein völlig falsches Bild, Herr Kienzle.
(Beide lachen.)
    Es gab ja diesen heftigen Zusammenprall in den 1950er-Jahren. Ich kann mich als Journalist noch gut erinnern …
    In der Nachkriegszeit waren diese Besatzungszonen in der Tat willkürlich. Aber auch heute ist es noch so, dass zwischen Teilen Südwürttembergs und Südbadens viel mehr Ähnlichkeit besteht als zwischen Teilen Südbadens und Teilen Nordbadens. Das ist nicht so trennscharf zwischen Baden und Württemberg. Deswegen hat Wohleb auch nicht so viel Zustimmung in der Bevölkerung gefunden. Er hatte zwar in Südbaden eine hohe Majorität, die Freiburger und auch die Offenburger – die wollten mit den Stuttgartern nichts zu tun haben. Da gibt es mentalitätsmäßig auch Unterschiede. Aber: In Karlsruhe und Mannheim war eine kleine Mehrheit sogar für den Südweststaat! Trotz einer gewissen Rivalität, die es auch heute noch gibt. Schauen Sie sich nur die Fußballspiele an zwischen dem Karlsruher SC und dem VfB Stuttgart.
    Aber die Badener fühlten sich ausgetrickst bei dieser berühmten Abstimmung im Dezember 1951. Denn wenn Nordbaden und Südbaden gemeinsam abgestimmt hätten …
    … hätte es eine Mehrheit für Baden gegeben. Aber der Abstimmungsmodus war: In drei von vier Besatzungszonen muss eine Mehrheit gewonnen werden.
    Das war ja ein schwäbischer Trick.
    Ja klar! Deshalb ist die Abstimmung ja auch für verfassungswidrig erklärt worden.
    … und musste 21 Jahre später wiederholt werden.
    Und als die Abstimmung wiederholt wurde, war es eigentlich ein Witz, überhaupt nochmals abzustimmen.
    Dann waren über 80 Prozent für Baden-Württemberg.
    Selbst die zuvor engagiertesten Befürworter Altbadens waren auf einmal für den Südweststaat. Der alte Senator Burda 12 zum Beispiel war früher ein überzeugter Altbadener. Aber bei der zweiten Abstimmung dann nicht mehr.
    Aber die Altbadener hatten einen Triumph: Bei der Abstimmung über den Namen des Landes haben sie sich durchgesetzt. Das neue Bundesland sollte ja »Schwaben« genannt werden. Bei der Abstimmung gab es aber eine knappe Mehrheit für den Namen »Baden-Württemberg«. Das, wenn man so will, war der letzte Triumph der Altbadener.
    Man hätte das ja ohnehin eher »Alemannien« nennen müssen.
    Alemannia.
    Na ja, das auch nicht! Aber: Auch die Schwaben sind Alemannen!
    Und die Alemannen Schwaben.
    Alemannen ist der Oberbegriff!
    Das müssen wir mal klarstellen – ethnisch war es doch so: Die Germanen haben den Volksstamm »Sueben« genannt und die Römer »Alemanni«. Das war aber derselbe Stamm! Die Alemannen, also die, die sich heute Alemannen nennen, haben es nur verpasst, die mittelhochdeutsche Lautverschiebung mitzumachen. Deshalb sind sie exotisch geworden und haben heute noch Probleme mit den Umlauten. Die haben die mittelhochdeutsche Lautverschiebung einfach verpennt.
    Aha! Im Gegensatz zu den Schwaben, die Hochdeutsch sprechen!
(Beide lachen.)
    Im Herzogtum Schwaben waren die Badener auch schon mal Schwaben. 13
    Ja gut, deshalb ist die Unterscheidung sowieso ein bisschen schwierig. Ein Schweizer nennt den Lörracher 14 , wenn er ihn nicht mag, »Sauschwob«. Für die Schweizer sind viele »Dütsche« Sauschwaben.
    Interessant wird’s, wenn ein Norddeutscher wie Peer Steinbrück als »Sauschwob« bezeichnet wird.
    Wenn es einen »Sauschwob« gäbe, wäre der Steinbrück wahrscheinlich geradezu die Idealbesetzung.
    Wir haben ja vorher über die Badische Revolution gesprochen. Die ist in Baden ja fast gelungen. Die Württemberger aber sind über 500 Jahre lang ruhig geblieben. Nach dem »Armen Konrad« 15 ist in Sachen »Revolution« nichts passiert – und plötzlich tauchen in Stuttgart die »Wutbürger« auf und holen sozusagen 500

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