Ultimo
zu bezahlen.
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Hupende Autos. Hastende Passanten. Geschäftiges Treiben.
Um diese Zeit ist Belgrad laut und hektisch und die Abgase stinken zum Himmel.
Mitten im Zentrum nehmen zwei Herren voneinander Abschied. Der jüngere umarmt den älteren, steigt in einen blauen Golf, kurbelt das Seitenfenster herunter und winkt, bevor er wegfährt. Der Alte lacht breit und winktihm nach.
„Alles Gute“, murmelt Ante Selminovic und schaut seinem Sohn so lange nach, bis der Wagen vor dem Parlamentsgebäude links abbiegt und aus seinem Blickfeld verschwindet. Wieso hater dieses Mal bloß so ein schlechtes Gefühl? Wird man einfach ängstlicher, wenn man alt wird?
Ratlos schütteltder Boss der serbischen Drogenmafia den Kopf, glätteteine Falte an seinem hellen Sakko und kehrt zurück ins Kaffeehaus, wo eine gut 30Jahre jüngere Rothaarige schon sehnsüchtig auf ihn wartet. Derweil schließt der junge Mann im Golf sein Mobiltelefon an die Freisprechanlage an und führt zwei kurze Telefongespräche nacheinander.
Treffpunkt vor dem Hauptpostamt in Maribor, exakt um zwei Uhr früh, befielt er jedes Mal barsch und legt sofort wieder auf. Seit Jahren hat er es sich angewöhnt, die Treffpunkte sehr kurzfristig festzulegen. Aus Sicherheitsgründen.
Der junge Selminovic hat ein Faible für Sicherheit.
Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb er trotz mehrerer Verhaftungen noch nie eine Gefängniszelle von innen gesehen hat.
Bis zur Fahrt an die Grenze bleibt noch massig viel Zeit. Die wird er bei Frau und Kind verbringen.In seinem Haus auf demHügel.
Maximal fünf Jahre lang will er noch arbeiten und dabei finanzielle Grundlagen schaffen, die ihn unangreifbar machen.
Steinreich will er werden.
Steinreich.
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Am späten Nachmittag sitzen in Salzburg zwei Herren im Gasthof Stieglbräu.
„Es gibt ja tatsächlich einen Ermittlungsansatz“, berichtet der nach billigem Rasierwasser stinkende Major Pimminger, blickt sich misstrauisch um und leert sein Bierglas in einem Zug. „Aber das muss unter uns bleiben.“
„Selbstverständlich“, beruhigt ihn Paul Freiher und gibt dem Kellner einen Wink. „Ich schweige wie ein Grab.“
„Am Badeplatz unter dem Sommerhaus sind wirauf die Spuren eines Bootskiels gestoßen. Der dazu passende Kahn ist gut versteckt am anderen Seeufer aufgefunden worden. Die Ruder eingezogen. Der Täter hat eine leere Bierdose im Heck vergessen. Meiner Meinung nachist der Täter gemütlich über den See geschippert, hat den Hund umgebracht, das Haus angezündet und sich wieder seewärts verkrümelt.“
„Wir verdächtigen den Abgeordneten Spitzer. Als Auftraggeber.“
„Zunächst einmalbrauchen wir den Brandstifter. Der führt uns dann schon zu seinen Hintermännern.Jedenfalls wird die Bierdose auf Speichelspuren untersucht. Falls irgendwo in Europa eine deckungsgleiche DNA gespeichert ist, haben wir gewonnen.“
„Vielleicht können Sie mir vorerst in einer anderen Sache behilflich sein.“
„Mal sehen. Worum geht es?“
„Um den Schutz unseres Oberbürgermeisters. Wäre das Landeskriminalamt Salzburg in der Lage, ihn abzuschirmen?“
„Kein Problem.Mit einer dementsprechenden Weisung des Innenministeriums.“
„Das ist es ja“, zischt Freiher nervös. „Die bekommt ihr nicht. Der Minister nimmt die Sache nicht ernst.“
Für den blonden Major, der sein Haar jetzt ganz kurz trägt, istdas kein Hindernis. Man könnte ja auch einen privaten Personenschutz aufziehen. Mit Exekutivbeamten außer Dienst. Da gäbe es genug gute Leute, sagt er. Oder man könne Sicherheitsexperten vom freien Markt engagieren. Im Grunde sei das alles nur eine Frage des Geldes.
Hört sich gut an. Gerade das spielt für Freihernämlich überhaupt keine Rolle.Hauptsache, Pimminger organisiert das. Gegen eine ordentliche Provision natürlich.
Ein dickes Kuvert wechselt seinen Besitzer.
Ob er nach diesem Deal auch in Zukunft mit Freihers Unterstützung rechnen könne, fragt der Major.
Der Bundesparteiobmann nickt. An guten Beziehungen zur Polizei ist ihm sehr gelegen.
***
Während über die Grenze zu Slowenien die Nacht hereinbricht, rüsten sich Zoff und eine Handvoll Zollfahnder für den kommenden Einsatz.
Zoff gähnt.Eigentlich ist er ja jetzt schon hundemüde.
Dass das Einreiseterminal vom heutigen Bereitstellungsraum aus in knapp fünf Minuten erreichbar ist, gefällt dem wortkargen Chefinspektor Weiß von der Zollfahndung. Gelassen biegt er in den Autobahnparkplatz ein, versteckt den dunklen BMW X5
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