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Ultimo

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Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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unter dem dichten Blätterdach einer Rotbuche, schaltet den Monitor ein und justiert die Lehne seines Fahrersitzes neu.
    „Übrigens haben wir ab heute weniger Personal“, erzählt er. „Statt vier Wagen noch drei, ab Freitag nur noch zwei.“
    „Was?“, ärgert sich Zoff. „Wie soll das denn gehen?“
    „Diese Nachtdienste laufen auf Überstunden“, erklärt Weiß gleichgültig. „Wir müssen sparen.“
    Sparen. Der Oberstleutnantkann dieses Wort schon gar nicht mehr hören. Wütend holt er die Medikamentenschachtel aus der Jacke, schluckt eine kleine weiße Pille und starrt dann wieder gereizt auf den Monitor.
    Seine Augen schmerzen. Die Glieder sind ganz schwer. Scheißjob.
    Verdrossennimmt Zoff die Nickelbrille ab und putzt sie mit seinem Taschentuch. Dann pennt er ein.
    Gegen 22.30 Uhr schreckt er auf. Regentropfen trommeln aufs Dach.Die Blätter der Bäume rauschen. Wieder glotzt Zoff auf den Monitor. Unentwegt.
    Während der nächsten zwei Stunden passiertüberhaupt nichts. Die wenigen Fahrzeuge, welcheüber die Grenze fahren, tragen österreichische und deutsche Kennzeichen. Dann kommen Ungarn, Holländer und sogar zwei Schweizer. Alle müssen zwar die Kontrollspur benützen, dürfen aber langsam durchfahren.
    Die ersten Minuten nach Mitternacht kämpft Zoff wieder heftig mit dem Schlaf und nickt einmal sogar kurz ein, aber als plötzlich zwei Autos mit serbischen Kennzeichen in langsamer Fahrt an der Kontrollstelle auftauchen, ist er wieder hellwach. Das Bild auf demMonitor ist messerscharf. Gute Kameras, bedankt sich Zoff im Stillen bei der Technik. Allerbeste Ware.
    „Der kontrolliert nicht. Der lässt sie weiterfahren“, zischt Weiß, reibt sich die Augen und stellt seinen Sitz gerade. Her mit dem Funkmikrophon. Schnell.
    „Achtung! Ein heller BMW und ein dunkler Renault, beide mit serbischen Kennzeichen“, alarmierter seine Leute. „Das könnten die Gesuchten sein. In zehn Minuten sind sie bei euch.“
    „Verstanden.“
    Gegen halb zwei sind beide Fahrzeuge mit der gebotenen Sorgfalt kontrolliert. Zwei Familien mit Kindern und unbedenklichem Reisegepäck. Alles in Ordnung.
    Scheiße, denkt sich Zoff, und sein Magen schmerzt so sehr, dass ihm der Schweiß aus den Poren schießt.Innerhalb der nächsten Stunde kontrollieren die Zollfahnder weitere zwei serbische Pkws, die unkontrolliert einreisen. Wieder ist kein Schmuggelgut in den Fahrzeugen zu finden.
    Kurz vor drei wird es spannend. Brecht erscheint am Terminal.
    Gleich danach ein sehr junger Beamter, worauf die bisherige Kontrollmannschaft eilig in der Grenzstation verschwindet.
    „Der Chef persönlich an der Einreisespur?“, kommentiert Weiß diesen Vorgang, gähnt ausgiebig und macht sich bereit. Jetzt lassen Zoff und Weiß den Monitor nicht mehr aus den Augen.
    Der Regen lässt nach. Dafür weht starker Wind aus Norden, der Laub und Papierfetzen gegen den unbeleuchteten Dienstwagen treibt. Wortlos schaltet Weiß ein paar Takte lang den Scheibenwischer ein, aber bald darauf ist die Windschutzscheibe schon wieder von Blättern bedeckt.
    Bei diesem Wetter würde er keinen Hund auf die Straße jagen, überlegt Zoff und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Es muss einen Grund dafür geben, dass Brecht sich höchstpersönlich ins Freie bemüht.
    Fünf Minuten später nähern sich auf der slowenischen Seite drei Autos. An der Spitze ein blauer Golf. Gespannt beobachtet Zoff das Geschehen und sieht Brecht mit seinem jungen Begleiter ein paar hastige Worte wechseln. Der zuckt die Achseln und spaziert zum Hauptgebäude, während Brecht sich direkt an die Spur stellt, zwei Finger an den Rand seiner Tellerkappe legt und lässig grüßt, während die kleine Kolonnedie Grenze passiert.
    „Alle drei haben serbische Kennzeichen“, japst Weiß aufgeregt.„Im ersten Wagen sitzt nur der Lenker, in den beiden anderen Autos sind sie zu zweit.“
    „Das sind sie“, schnaubt Zoff und dreht den Funk lauter. „Wir müssen sie kriegen. Also bringdeine Leute auf Trab. Los!“
    ***
    Donnerstag, 20. Oktober, 13 Uhr.
    Draußen ist es sonnig, wenn auch etwas kühl.
    Mit väterlichem Lächeln gratuliert der steirische Landeskriminaldirektor zum Erfolg und hebt sein Rotweinglas.
    „Solche Mengenan Kokain und Heroin wurden in Österreich noch nie sichergestellt“, erklärt er stolz. „Nicht einmal ein Zehntel davon. Prost.“
    Ja, Zoff ist stolz. Er bedankt sich und prostet dem Hofrat ebenfalls zu. Fünf serbische Dealer festgenommen. Das ist ein

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