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Ultimo

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Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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gießt ja immer noch.“
    „Die Zollfahnder sollen weiterfilmen.“
    „Was hältst du von Stichproben während des Tages?“
    „Da bin ich dagegen. Tagsüber ist die Grenzstation voll besetzt, aber nachts nur mit einem Sechstel des Personalstands. Aller Logik nach läuft die Sache alsoim Nachtdienst, und wir richten unsere Kontrollen danach.“
    Forstinger akzeptiert das. Im Augenblick ist er sowieso nur noch müde.
    Sein Wiener Kollegekönne sich jetzt aufs Ohr legen, sagt Zoff.Er selbst habe nämlichnoch in Graz zu tun. Gegen 16 Uhr seierwieder vor Ort und löse ihn ab.
    „Dein Vater hat schon ein paar Mal angerufen“, murmeltNina gedankenverloren und leert ihre Kaffeetasse in einem Zug.
    Den habeer während der letzten Wochen total vergessen, bedauert Zoff und schüttelt den Kopf. Ob Nina gegen einen Besuch am Samstag etwas einzuwenden habe?
    Ganz im Gegenteil. Da könnten sie vorher noch bei ihren Eltern in Bruck zu Mittag essen.
    „Dann ist ja alles bestens“, meint Zoff, küsst Nina auf die Wange, stellt sein Geschirr aufs Tablett und bringt es zum Geschirrspüler.
    „Sehen wir uns heute Abend?“, erkundigt sich Zoffs Tochter und schnappt ihren kleinen Rucksack. Sie muss zur Schule.
    „Geht nicht“, bedauert er. „Heute schiebe ich Nachtdienst.“
    „Und morgen?“
    „Wenn alles so läuft wie bisher, bin ich abends wieder zuhause.“
    „Ausgezeichnet. Tom will uns nämlich besuchen. Wird Zeit, dass du meinen Freund kennenlernst.“
    „Du hast einen Freund?“ Zoff schluckt.Einen Moment lang ringt er nach Worten, aber schließlich antwortet er ziemlich gefasst.„Natürlich will ich mir den ansehen. Wir sollten zusammen essen. In einem guten Restaurant.“
    Da fällt Julia ein Stein vom Herzen. „Tom isst gern italienisch“, grinstsie.„Und ich dachte schon, du reagiert so wie die meisten Väter. Die machen eine Menge Stress, sobald sie mitkriegen, dass ihre Töchter geschlechtsreif sind.“
    „Wie bitte? Geschlechtsreif?“, motzt er.„Was soll denn das jetzt wieder heißen?“
    „Sie wird erwachsen, Peter“, lächelt Nina, schaltet den Geschirrspüler ein und zieht ihre Jacke an. Zeit, ins Büro zu gehen.
    „Es gibt da ein ausgezeichnetes Restaurant amJakominiplatz“, sagt Zoff und gibt seiner Frau einen Kuss. „Ich bestelle den Tisch für 19 Uhr. Eine Stunde vorher treffen wir uns alle hier. Zuhause.“
    „Ich fahre mit Tom“, sagt Julia und läuft zur Tür.„Der hat ein eigenes Auto.“
    „Und wahrscheinlich auch Schulden“, murmelt Zoff gedankenlos.
    „Was?“
    „Nichts. Ich freue mich, dass du endlich mobil bist.“ Jetzt eilt auch Zoff an die Tür.
    „Mobilität ist wichtig“, bestätigt sie.
    „Und wie“, seufzt Zoff und streicht seiner Tochter zum Abschied verlegen durchs Haar. „Ganz wichtig.“
    ***
    Graz präsentiert sich trocken, windstill, aber kühl.
    Es ist jetzt kurz nach zehn.
    Gedankenverloren überquert Oberstleutnant Peter Zoff den gepflasterten Innenhof des Landeskriminalamts Graz, betritt den gläsernen Tower und fährt ins oberste Stockwerk, umdem steirischen Landeskriminaldirektor einen Besuch abzustatten.
    Mit seinem kurzen graumelierten, zurückgekämmten Haar und seiner randlosen Brille sieht man Hofrat Dr. Christoph Hamsun seine 56Jahre nicht an. Big Boss, wie er von seinen Mitarbeiternrespektvoll genannt wird, ist ein dynamischer, sehr gebildeter Jurist und schmeißt den Laden mit hohem Sachverstand und Routine. Er mag Zoff. Deshalb erkundigt er sich auch eingehend über dessen Arbeitsbedingungen in Wien. Es sei erträglich, meint der strafversetzte Mordermittler, und die Hälfte dieser dreimonatigen Zuteilung habe er ja auch schon beinahe hinter sich gebracht. In kurzen Worten informiert er Hamsun über die an der Grenze laufenden Korruptionsermittlungen.
    Währenddessen stoßen auch Bruno Polli und der Leiter der Personalabteilung dazu, und sie besprechen die angespannte Personalsituation. Um halb zwölf brichtder Hofrat das Gespräch ab. Er hat einen Termin beim Grazer Bürgermeister wahrzunehmen. Zoff lädtPollizum Mittagessen in die Kantine ein. Anschließend verziehen sie sich in Zoffs Büro.
    „Wie behandeln sie dich in Wien?“
    „Respektvoll und zuvorkommend. Der Herr Innenminister geht manchmal mit mir essen. Ab und zu schickt er aber auch bloß eine Flasche Wein vorbei.“
    „Tatsächlich?“, fragtPolli verdutzt, bis er Zoffs Grinsen bemerkt.
    „Da grüble ich tagelang darüber nach, wie es dir da unten geht, und du? Du machst

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