Ultimo
dich lustig über mich“, beschwert er sich.
„Ist doch bloß Fassade, Bruno“, erwidert Zoff gerührt, nimmt die Brille ab und reibt sich die Augen. „In Wirklichkeit geht es mir verdammt nahe, dass du dich um mich sorgst. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Im Grunde müssen wir uns schon bald wieder über die Weihnachtsfeier Gedanken machen.“
„Stimmt. Lass uns doch wieder einmal im Dezernat feiern,anstatt in einem Restaurant. Hier ist es gemütlich.“
Zoff hat nichts dagegen.Polli solle sich aber erst einmalnach der Meinung der anderen Kollegen erkundigen. Dann fragt Zoff, was im LKA so laufe. Und tatsächlich. Es gibt interessante Neuigkeiten.
„Dexls Sekretärin hat was mit dem Fallmann von der Sitte.“
„Nein. Wirklich? Ich glaub es nicht. Die machte doch immer so auf unnahbar.“
„Fallmann hat sie flachgelegt. Das Stinktier hat eine Einsatztaktik, die ist einfach unschlagbar. Alle Damen liegen ihm zu Füßen.“
„Respekt.“
„Aber bei Britta ist er abgeblitzt. Die will bloß dich.“
„Mich? Da liegst du daneben. Die könnte ganz andere haben. Was machen eigentlich meine verwaisten Whiskeyvorräte?“ Misstrauischguckt Zoff in die Vitrine hinterm Schreibtisch, nickt zufriedenund zieht eine bauchige Flasche hervor. „Ist ja tatsächlich noch alles da“, wundert er sich.
Weil er vor lauter Stress gar keine Zeit dazu fände, hier alles leer zu saufen, versichert ihm Polli. Verdient hätte er es sichja allemal. Immerhin müsseerhier die ganze Arbeit machen, während sein Chef in Wien die ruhige Kugel schiebe.
Achselzuckend öffnet Zoff die Flascheund schenkt ein. „Pike Creek. Kanada“, schmunzelt er dabei. „Wirklich guter Stoff.“
„Du hattest noch nie schlechten“, bestätigt Polli, glättet penibel eine Falte an seiner eleganten dunkelblauen Hose, zu der er ein hellblaues Hemd und ein blaues Sakko trägt, und hebt das Glas. „Prost“, schnauft der stämmige Chefinspektor und fährt sich mit der Linken über seine Stirnglatze. „Und viel Erfolg bei deinen Ermittlungen an der Grenze.“
Hinter den beiden schnellen die Zeiger der Wanduhr auf 14 Uhr.
***
14.10 Uhr.Bedeckter Himmel, bei 13 Grad Celsius.
Der Boden ist immer noch nass, aber für den Rest des Tages sollte es wieder trocken bleiben.
Am Salzburger Gaisbergsteigen zwei Herren in dunklen Anzügen aus noblen Limousinen, schütteln einander die Hand und spazieren vom Parkplatz gegenüber der Sendeanlage bis zu jener Stelle, wo die bereits dürr gewordenen Almwiesen gegen Nordwesten zu steil abfallen.
„Ich danke Ihnen, dass Sie sich zu einer Kooperation mit uns bereit erklärt haben“, sagt Ministerialrat Berg und fährt sich mit gespreizten Fingern durchs dichte eisengraue Haar.
Alexander Grein nickt, hebt den Kopf, blickt sich um und nestelt nervös an seiner gelben Krawatte. „Die Abspaltung von den Liberalenist beschlossene Sache“, verrät er mit heiserer Stimme. „Sie wird übermorgen offiziell bekannt gegeben. Ob Rieder mit der neuen Gruppierung bei den Wählern punktet, ist mehr als ungewiss. Wenn ich einer Machtübernahme durch die Roten nicht Vorschub leisten will, muss ich mich entscheiden. Das habe ich getan.“
„Gut so. Es wird Ihr Schaden nicht sein“, versichert ihm der Geheimdienstchef in gönnerhaftem Ton.„Mag er Sie? Ich rede jetzt nicht von seinem Vertrauen in Ihre fachliche Kompetenz. Meine Frage geht tiefer. Traut er Ihnen als Mensch? Als Kamerad?“
„Mehr noch. Er frisst mir aus der Hand“, behauptet der Pressesprecher selbstsicher, fährt sich durch die schwarzen Locken und putzt seine Sonnenbrille mit einem Taschentuch, bevor er sie wieder aufsetzt.
„Das hilft uns. Sagen Sie mir, wie ehrlich es Rieder mit den Sozialisten meint“, bittet Berg und setzt sich in Bewegung. „Kommen Sie. Wir spazieren ein Stück.“
„Was er wirklich plant, weiß keiner“, gesteht der junge Mann bekümmert und bemüht sich redlich, seinen Schritt Bergs Rhythmus anzugleichen. „Vielleicht spielt er ja nur mit dem Feuer, doch das kann sich rasch ändern. Die Roten sagen zwar immer noch, sie hätten kein Interesse an uns, aber das ist Nonsens. Wenn sie jemals wieder an die Macht kommen wollen, brauchen sie einen Partner. Wahlen werden sie nicht mehr gewinnen. Dazu fehlt es an Einfluss bei Presse und Fernsehen.“
„Richtig. Und die Medien bleiben auch künftig brav auf unserer Seite“,grinst Berg.„Dafür ist gesorgt. Was kann Rieder bei diesem Flirt mit der Opposition also
Weitere Kostenlose Bücher