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Ultimo

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Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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verwehrt war. Aber ich musste die Partei vor ihm und ihn vor sich selbst schützen.“
    „Trotzdem wurde er später sogar noch Bürgermeister und blieb es auch. Jahrelang.“
    „Ja, wieso denn auch nicht? In Irrachweiß niemand Bescheid. Wir haben alle dichtgehalten damals.“
    „Leider. Leute wie Benno darf man nicht decken. Solche Typen kennen ihre Grenzen nicht. Aber dieses Mal hat er es wohl übertrieben. Er hat sich mit Leuten eingelassen, die keinen Spaß verstehen.“
    „Wer weiß. Jedenfalls will ich, dass die besten Kriminalisten Österreichs sich mit dem Mord befassen. Das musst du für mich organisieren. Das bin ich Benno schuldig.“
    „Ach was. Für die Morderhebungen ist das Morddezernat des LKA Graz zuständig.“
    „Dann soll sich wenigstens der Leiter des Dezernats persönlich um die Sache kümmern.“
    „Geht nicht. Der Mann ist in Wien. Strafweise.“
    „Was denn. So etwas gibt es?“
    „Selbstverständlich. Das ist eingefürchtetes Züchtigungsmittel unseres Herrn Ministers.“
    „Wie lustig. Das ist ja wie im Kindergarten. Ich will, dass der Mann sich in die Mordsache Brecht einschaltet, verstanden? Wie heißt er denn überhaupt?“
    „Zoff. Ein unruhiger Typ.“
    „Na und? Hauptsache, er ist kompetent.“
    „Der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit misstraut ihm, und der Minister dreht geradezu durch, wenn er seinen Namen hört.“
    „Wirklich? Was haben die gegen den Mann?“
    „Stichwort Abfangjägeraffäre.“
    „Was denn, das war Zoff?“
    „Genau.“
    „Alle Achtung. Der hat Mumm.“
    „Ich tippe eher auf Naivität. Oder eine tüchtige Portion Größenwahn.“
    „Wie auch immer: Dieser Zoff wird sich um den Mord an Benno kümmern. Dafür werde ich sorgen.“
    „Na dann viel Spaß. Unser Innenminister …“
    „Der kann mich am Arsch lecken“, knurrt Rieder. „Und du lauf endlich langsamer. Ich hasse es, wenn du mir zeigst, wie überaus fit du bist.“
    „Natürlich“, grinst Bettina und bleibt schwer atmend stehen.
    „Danke, mein Fräulein. Was machst du übrigens am Dienstagabend?“
    „Nichts Besonderes.“
    „Paul hat Geburtstag und gibt eine Riesenparty. Zieh dir doch das KleineSchwarze über und besuche uns.“
    „Dein Paul kann mich mal.“
    „Würde er gern. Hat er mir selbst gesagt.“
    „Und was hast du ihm darauf geantwortet?“
    „Dass er sich das abschminken kann. Du gehörst mir und sonst niemandem.“
    „So ist es. Hoffentlich kapiert er das auch. Ich mag ihn nämlich nicht“, erwidert sie nachdenklich. „Er ist so schmierig, weißt du? So wie den stelle ich mir immer einen gefährlichen Perversen vor.“
    „Und das erregt dich?“
    „Spinnst du? Wie kommst du denn darauf?“
    „Ach, lass doch. War bloß ein Scherz. Kommst du?“
    „Von mir aus.“
    „Also bis übermorgen“, lacht er, gibt ihr einen Kuss auf die Wange, dreht sich um und trabt zu seinem Wagen. „Es wird dir gefallen.“
    ***
    Gegen 23 Uhr läutet Zoffs Telefon.
    „Hallo. Wer stört?“
    „Na, wer schon? Dein Vater natürlich. Habe ich dich geweckt?“
    „Ich habe gelesen“, antwortet Zoff unwirsch. „Nina schläft. Sie fühlt sich wieder einmal nicht wohl.“
    „So? Was hat sie denn? Na ja. Wird schon wieder. Jedenfalls scheinst du ziemlich gereizt zu sein. Aber vielleicht bessert sich deine miese Laune ja wieder, wenn ich dir sage, dass ich die Textpassage finden konnte.“
    „Also doch Montaigne“, wundert sich Zoff. „Das rettet mir tatsächlich den Abend, Paps. Danke für deine Mühe, und verzeih mir den etwas unpassenden Ton.“
    „Ist schon in Ordnung. Schlaf gut, Kleiner.“
    „Du auch, Vater. Du auch.“

2
    „Wir selbst, unser Urteil und alles, was sterblich ist, zerfließt immer wieder und rollt unaufhörlich dahin.“
    (Michel de Montaigne, Verhalten, dem Tod gegenüber, Essais, Buch III )
    ***
    Montag früh. Der Himmel ist grau und es nieselt, als Zoff die Bundeshauptstadt erreicht.
    Gegen acht hinterlässt er seinen BMW im Hof der Rossauer Kaserne, eilt zur Währingerstraße und fährt mit der Straßenbahn zum Lichtenwerder Platz. Die Uhr zeigt dreiviertel neun, als Zoff seinen Arbeitsplatz betritt.
    „Sie haben Korner entfernt“, empfängt ihn Martin Forstinger, ganz in Schwarz gekleidet, lustlos, legt seine Zeitung zur Seite und schiebt ihm eine Tasse Kaffee über den Tisch.
    „Weiß ich schon“, gähnt Zoff, zieht seine schwere braune Lederjacke aus, wirft sie auf einen der vier Sessel im Zimmer, stopft sein weißes Hemd in

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